Ralf Pitter und Timo Klemm vertreten die Hamburger Elbspeeders bei den Deutschen Speed-Badminton-Meisterschaften. Noch wird die aufstrebende Sportart größtenteils als reines Hobby betrieben. Doch die Ansprüche steigen.

Hamburg. In hohem Tempo, begleitet von einem eindringlichen Sirren, fliegt der Ball durch die Sporthalle in Wandsbek. Doch Ralf Pitter pariert den Angriffsschlag seines Trainingsgegners mit einem reaktionsschnellen Ausfallschritt – und punktet wenig später mit einem platzierten Return.

Pitter gehört zu den besten Hamburger Speed-Badminton-Spielern, sein Verein, die Elbspeeders, führt in der Nord-Staffel der Bundesliga derzeit die Tabelle an. Nun möchte Pitter auch auf der nationalen Bühne für Furore sorgen: Am Wochenende treten er und einige Mannschaftskollegen bei den Deutschen Meisterschaften in Köln an.

„Das Viertelfinale traue ich mir auf jeden Fall zu. Ins Halbfinale zu kommen wäre schon ein schönes Erfolgserlebnis“, formuliert der 23-Jährige seine Erwartungen. Die Konkurrenz – vor allem aus Wolfsburg, Buxtehude und Berlin – ist stark. „Ralf liegt aber nicht weit dahinter“, meint Elbspeeders-Trainer Timo Klemm, der ebenfalls in Köln antreten wird und im vergangenen Jahr bis ins Halbfinale kam. Bei der Weltmeisterschaft 2013 in Berlin schieden Klemm und Pitter jeweils im Achtelfinale aus.

Die Sportart Speed Badminton ist in Menschenjahren noch nicht einmal volljährig, erfreut sich aber immer größerer Beliebtheit. Sie vereint Elemente aus Tennis, Squash und Badminton: Die Spieler stehen jeweils in einem Quadrat und spielen sich einen sogenannten Speeder zu, der wie ein Federball aussieht, aber auf Top-Niveau Geschwindigkeiten von bis zu 290 km/h erreichen kann. Ein Netz gibt es nicht. Noch befindet sich die Sportart in der Findungsphase: seit einiger Zeit reichen zwei statt drei Gewinnsätze zum Sieg, auch über den richtigen Namen wird gestritten – an den Varianten Speedminton und Speed Badminton machen ein Schlägerhersteller bzw. der Badmintonverband ihre Rechte geltend.

„Wir sind eine ernstzunehmende Sportart“


„Die Sportart ist noch lange nicht ausgereift“, weiß der 31-jährige Klemm. Die etwa 50 Hobbysportler der 2007 gegründeten Elbspeeders haben viermal in der Woche die Möglichkeit zum Training, die meisten greifen einmal wöchentlich zum Schläger. Auch für die Deutschen Meisterschaften benötigt niemand eine Qualifikation. Jeder, der in einem Verein aktiv ist, darf sich anmelden. Doch auch wenn für viele nach wie vor der Spaß im Vordergrund steht, betont Klemm: „Wir sind eine ernstzunehmende Sportart. Immer mehr Spieler verzichten bei Turnieren mittlerweile auf das Bier danach.“ Was für Pitter übrigens ausdrücklich nicht gilt – der Wirtschaftsinformatik-Student bestellt sich beim Interview vor dem Training erst einmal ein kühles Pils.

Der Einstieg gelang Pitter vor vier Jahren über das Sportangebot der Uni Hamburg. „Ich wollte einen neuen Sport ausprobieren“, erzählt er. Mit einigen Jahren Tenniserfahrung in der Hinterhand hatte der gebürtige Unterfranke die besten Möglichkeiten, um schnell oben mitzuspielen. Am Speed Badminton fasziniert ihn vor allem die Mischung aus Kondition, Schnellkraft und Technik. Mittlerweile fährt er auf Turniere im In- und Ausland und freut sich nicht nur aus sportlichem Ehrgeiz auf die Titelkämpfe in Köln: „Die Top-Leute kennen sich alle sehr gut. Das ist eine richtig gute Community.“

Bei aller Vorfreude müssen die Elbspeeders dennoch einen großen Wermutstropfen verschmerzen: Vize-Europameisterin und Titelverteidigerin Jennifer Greune tritt in diesem Jahr nicht an. Sie weilt privat in den USA. Pitter und Klemm, derzeit auf den Plätzen acht und zehn der deutschen Rangliste, werden versuchen, in ihre Fußstapfen zu treten.