Als Envoy Coach der MLB hielt sich der US-Amerikaner Fernando Perez eine Woche lang in Europa auf, gibt auch den Alligators wertvolle Tipps. Der Regionalligaclub kann sie aber nicht umsetzen und unterliegt Kiel.

Elmshorn. Der Mann versprüht irgendwie Optimismus und bringt etwas rüber, das merkt man schon wöhrend kurzen Beobachtens seiner Gestiken und Reaktionen am Rande des Geschehens. Im Rahmen der verloren gegangenen Regionalliga-Heimpartie gegen die Kiel Seahawks (2:12, 0:2) hatten die Baseballspieler der Elmshorn Alligators das seltene Vergnügen, den sogenannten Envoy Coach Fernando Perez als Gast begrüßen zu können.

Als sogenannter Baseballbotschafter von der Major League Baseball (MLB) aus den USA nach Europa entsandt unterstützt der Baseball-Exot deutsche Vereine und gibt ihnen wertvolle Tipps, und das für jeweils eine Woche. Kürzlich verfolgte der dunkelhäutige 31-Jährige Matches der Bonn Capitals, jetzt war er in Elmshorn. Demnächst reist Perez zu den Dresden Dukes, ehe es noch nach Italien zu einem Vorbereitungsturnier geht, wo er auch coachen wird.

Erfolgreiche Behandlung bei Bayerns Mannschaftsarzt

Ansinnen der MLB ist es schon seit Jahren, europäischen Clubs und sogar weltweit neue Trainingsaspekte zu vermitteln. Der Dachverband möchte die Anzahl der Baseballinteressierten und -Spieler erheblich erhöhen. Zu diesem Zweck werden Envoy Coaches (Gesandte) schon seit längerer Zeit in Baseball-Entwicklungsländer wie z.B. Deutschland geschickt, um vor allem auch den gegenwärtigen Entwicklungsstatus zu sondieren.

Die Alligatoren aus Elmshorn profitieren seit 1993 von diesem Programm. Fernando Perez hat von 2004 bis 2013 in der amerikanischen Minor- oder Major League gespielt, zum Beispiel bei den Tampa Bay Rays, zudem jeweils ein Jahr als Profi in Venezuela und Mexico. Eine Schulter- und eine Handgelenksverletzung besiegelten dann das Ende der aktiven Karriere des US-Amerikaners, weckte aber gleichzeitig dessen Liebe zu diesem Land, nachdem er im letzten Jahr Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, Mannschaftsarzt des deutschen Nationalteams und deutschen Meisters Bayern München, in Deutschland zwecks (erfolgreicher) Behandlung aufgesucht hatte.

Unter den Augen von Fernando Perez, der angesichts des Spielverlaufes dann doch ab und dann eine ernst Miene aufsetzte, wirkten die Elmshorner gegen die Seahawks aus der Landeshauptstadt lange Zeit etwas arg gehemmt. Das erste Spiel gaben die Gastgeber klar mit 2:12 ab, obwohl beim Stand von 0:3 bis zum fünften Inning alles offen erschien. Doch dann hatten die Kieler den Elmshorner Pitcher Kevin Ahrens „geknackt“ und erzielten vier Runs. Im sechsten Inning übernahm Pascal Röpke das Pitching, doch all das wirkte sich nicht positiv aus – drei Fehler führten zu drei weiteren Runs. Nur im sechsten- und siebten Inning konnten die Alligators jeweils einen Punkt zur ihrer Ehrenrettung erzielten.

In Spiel Nummer zwei ging es wesentlich ruhiger zu, weil Frank Röpke auf dem Hügel (Mound) agierte. Den Seahawks gelangen in dieser Phase nur zwei Runs, danach ließen die Alligators nichts mehr zu. Gleiches galt allerdings auch für die Gäste – auch in dieser Begegnung erschienen das Kieler Pitching und die Defense unüberwindlich für die Elmshorner. Lediglich Jan Lopacinski und Thomas Venzke konnten die zweite Base erreichen.

Mit Ausnahme des fehlenden Christopher Kegel waren die Alligators personell eigentlich recht gut aufgestellt, sie spielten aber dennoch unentschlossen auf, woran auch Fernando Perez nichts ändern konnte. Die Frage, was er an diesem unerfreulichen Tag denn trotzdem an den Alligators schätze, beantwortete Fernando Perez folgendermaßen: „Die Einstellung, und der Wille, aus Fehlern zu lernen sowie die Liebe zum Spiel.“

Elmshorner halten sich in der goldenen Mitte der Tabelle auf

Trotz der jüngsten Niederlage haben es sich Alligatoren in der Tabellenmitte der Regionalliga Nordost gemütlich eingerichtet. Die Mannschaft belegt den vierten Platz, allerdings deutlich hinter dem ungeschlagenen Spitzenreiter SCC Berlin Challengers, dem jüngsten Gegner aus Kiel und den HSV Stealers. Das nächste Spiel verheißt auch nichts Gutes, denn am Sonnabend, 17. August, geht es auswärts gegen den voraussichtlichen Meister aus Berlin.

Am Sonnabend, 24. August, besteht dann schon eher wieder eine Chance zu punkten, wenn man im Ballpark an der Kaltenweide auf den Tabellenvorletzten Berlin Sluggers trifft. Bis dahin haben einige niedriger platzierte Teams Auseinandersetzungen gegen in der Tabelle höher angesiedelte Gegner, so dass die Alligators Platz vier möglicherweise ohne eigenes Zutun festigen können. Danach wird man dann sicher schon beurteilen können, ob die Elmshorner ihr Ziel, die sportliche Neuorientierung, in diesem Jahr erreichen werden.