Als Tabellenführer der Bundesliga wollten die Hockeyherren des Harvestehuder THC an diesem Mittwoch in Eindhoven auflaufen, um mit breiter Brust in das erste EHL-Finalturnier ihrer Vereinsgeschichte gehen zu können.

Hamburg. Natürlich war das anders geplant gewesen. Als Tabellenführer der Bundesliga wollten die Hockeyherren des Harvestehuder THC an diesem Mittwoch in Eindhoven auflaufen, um mit breiter Brust in das erste EHL-Finalturnier ihrer Vereinsgeschichte gehen zu können, das um 14 Uhr mit dem Achtelfinale gegen den Ligarivalen Uhlenhorst Mülheim beginnt. Doch dann unterlagen sie am Sonnabend mit 2:8 beim Abstiegskandidaten Nürnberger HC, die Tabellenführung war futsch, und die breite Brust? Man wird sehen.

Tobias Hauke ist überzeugt davon, dass der böse Ausrutscher im Frankenland, den sich so recht niemand erklären konnte, keinen großen Einfluss haben wird auf das Osterprogramm, das die Mannschaft als Belohnung für die Mühen der vergangenen Saison betrachtet. Der Welthockeyspieler des Jahres 2013, der bei den Schwarz-Gelben das Mittelfeldspiel ordnet, ist ein Mann der Tat, der das nötige Selbstbewusstsein mit hanseatischer Gelassenheit paart. „Wir müssen realistisch bleiben“, sagt der 26-Jährige also, „es ist für alle der erste Auftritt mit dem Verein auf internationaler Bühne, deshalb machen wir uns keinen Druck, sondern wollen genießen, dass wir es überhaupt so weit geschafft haben“, sagt er.

Möglich wurde die Teilnahme an der Euro Hockey League (EHL), die bis Ostermontag ausgespielt wird, durch die Hauptrunden-Meisterschaft in der vergangenen Spielzeit, in der der HTHC auch den deutschen Hallenmeister-Titel gewann. „Für den Verein ist das enorm wichtig, sich in ein größeres Blickfeld zu rücken“, sagt Hauke. National haben die Spieler von Cheftrainer Christoph Bechmann in den vergangenen Jahren zwar auf sich aufmerksam machen können, dagegen war der Gewinn des Hallen-Europacups in diesem Februar der erste Schritt zurück auf die internationale Landkarte.

Dennoch warnt Hauke davor, daraus zu hohe Ansprüche abzuleiten. Natürlich freut sich das Team über die Euphorie im Verein, und man arbeitet hart daran, die Hoffnungen zu erfüllen und auch bei der Endrunde um die deutsche Feldmeisterschaft, die am 3./4. Mai in Hamburg ausgetragen wird, das Halbfinal-Aus vom Vorjahr zu toppen. „Aber die EHL und die deutsche Feldmeisterschaft sind die größten Vereinstitel, die man weltweit gewinnen kann, deshalb wäre es sicherlich kein Rückschlag, wenn uns das nicht gelingen würde“, sagt Hauke.

Um seine Zurückhaltung zu verstehen, muss man Spiele wie das jüngste in Nürnberg ins Kalkül ziehen. „Wir können es uns eben in keinem Spiel erlauben, nur 60 oder 70 Prozent zu geben. Wir müssen immer in allen Bereichen an unsere Grenzen gehen, um zu gewinnen“, sagt Hauke. Weil das so ist, hatten die Hamburger in dieser Saison im Spätherbst ein Leistungstief zu überstehen, das in einer 0:5-Heimschlappe gegen den Lokalrivalen Uhlenhorster HC gipfelte und sich bis in die Hallenrunde zog, wo man als Titelverteidiger die Endrunde verpasste. „Wenn man dauernd unter Vollspannung steht, sind solche Phasen normal. Wichtig ist, dass wir daraus gelernt haben und reifer geworden sind“, sagt Hauke.

Der Doppel-Olympiasieger, der im Juni in den Niederlanden seinen ersten Weltmeistertitel gewinnen will, freut sich über jeden Entwicklungsschritt, den sein Team nimmt. Dass nach Jahren des Neuaufbaus nun eine Reihe junger Spieler nachwächst, gefällt ihm besonders gut. Es ist diese Nachhaltigkeit, die einem wie Hauke, der das Fortkommen des Clubs stets höher bewertet als das eigene Wohlergehen, Freude bereitet. Der Frage, ob er den EHL-Titel nicht auch für seinen eigenen Lebenslauf als wichtig empfinde, kann er deshalb wenig abgewinnen. „Es geht nicht um mich, sondern um den Verein“, sagt er. Auch wenn Erfolg – siehe Nürnberg – nicht planbar ist: Mit dieser Einstellung muss ein großer Titel kein Traum bleiben für den HTHC.