3:5-Niederlage am Sonntag gegen den Club aus der Hauptstadt. Natascha Keller und Kerstin Holm sorgten für die Entscheidung.

Berlin. Als die kleine Tochter ihres früheren Trainers auf sie zustürmte, da war die Trauer vergessen, und Lea Loitsch, die kurz vorher noch weinend am Spielfeldrand gesessen hatte, konnte wieder lachen. Das mit 3:5 gegen den Berliner HC verlorene Endspiel um die deutsche Hallenhockeymeisterschaft war da gerade ein paar Minuten abgepfiffen, und dennoch war die Spielführerin des Clubs an der Alster in der Lage, das Geschehene umfassend einzuordnen. „Wir haben eine starke Leistung gezeigt, aber leider in den entscheidenden Momenten zu viele Fehler gemacht. Trotzdem können wir mit der Saison mehr als zufrieden sein, der Vizemeistertitel ist viel mehr, als wir erwarten durften“, sagte sie.

Für die Abwehrchefin war die Partie gegen ihren ehemaligen Verein eine besondere, zudem war es nach der Finalniederlage gegen Rot-Weiß Köln im vergangenen Jahr die zweite Chance, den ersten Titel mit ihrem neuen Club zu gewinnen. Beim letzten Hallentriumph 2009 war Loitsch noch nicht in Hamburg gewesen. Dass es in einer über weite Strecken ausgeglichenen Partie nicht klappte, hatte drei Gründe. Einer war die eigene Unzulänglichkeit in der Offensive, als beim Stand von 2:1, herausgeschossen durch Tore von Lisa Parada (5.) und Martina Heinlein (32.), die große Chance zum 3:1 vergeben wurde, weil Jessica Reimann die in der Mitte völlig freistehende Tina Schütze übersah. „Wenn wir da das 3:1 machen, wird Berlin nervös und wir können unser Spiel durchziehen“, sagte Schütze.

Ein weiterer Grund waren die beiden Schiedsrichterinnen, die zwei umstrittene Strafecken gegen Alster pfiffen, die Berlin zu Toren nutzte. „Das ist schon dubios, was hier gepfiffen wurde“, beklagte Alster-Coach Jens George. Der entscheidende Grund aber trug den Namen Natascha Keller. Die Rekord-Nationalspielerin war wieder einmal die überragende Angreiferin, mit drei Toren hatte sie großen Anteil am Triumph ihres Teams, für das Kerstin Holm zudem doppelt traf. „Die individuelle Klasse einer Natascha Keller ist in solch engen Spielen entscheidend“, sagte George. Tina Schütze, die die Partie sechs Minuten vor Spielende mit einer verwandelten Strafecke zum 3:4 noch einmal spannend gemacht hatte, sagte: „Natascha ist der kleine, aber unglaublich feine Unterschied.“ Und Lea Loitsch fragte sich, „wie die Partie wohl ohne sie ausgegangen wäre. Der BHC muss sehr froh sein, Natascha Keller zu haben.“

Die so Gelobte wollte wie so oft die Hymnen auf ihre Person nicht hören. „Meine Tore sind nur möglich, weil die Mannschaft so großartig funktioniert. Ich bin sehr stolz auf das, was wir als Team erreicht haben“, sagte sie. Neben ihr stand ihre Teamkollegin Lena Jacobi und lächelte ein wenig gequält. Zwar freute sich die Schwester des Hamburger Nationaltorhüters Nico Jacobi, die wegen eines Praktikums die Hallensaison in Berlin absolvierte, riesig über den Titel, ihr Mitgefühl galt jedoch ihrem alten Team Alster, für das sie in der Feldsaison immer noch aufläuft. „Es tut mir schon weh, die Mädels jetzt weinen zu sehen“, sagte sie, „aber ich denke, dass wir letztlich verdient gewonnen haben.“

Das wollten auch die Verlierer nicht verhehlen. „Letztlich war der BHC über weite Strecken die aktivere Mannschaft und hat deshalb auch verdient den Titel geholt“, sagte George. Nachdem seine Mannschaft im vergangenen Jahr als Favorit in die Endrunde gegangen war und in dieser Saison eher als Außenseiter gegolten hatte, sei die Enttäuschung diesmal auch nicht ganz so groß wie 2012. „Ich glaube, dass wir mit ein wenig Abstand diesen zweiten Platz als großen Erfolg verbuchen können“, sagte der Trainer, „wir haben aus unserem engen Kader das Optimum herausgeholt.“