Den deutschen “Adlern“ sind beim Auftaktspringen in Oberstorf starke Leistungen gelungen. So viele Qualifikationen gab es lange nicht mehr.

Oberstorf. Martin Schmitt und Michael Uhrmann sind wieder da, und die Jungen drängen nach: Die schon als «Hühner» verspotteten deutschen «Adler» haben mit überraschend starken Leistungen bei der Qualifikation zum Auftaktspringen in Oberstdorf Hoffnung auf eine gelungene 59. Vierschanzentournee genährt. Allen voran Schmitt, der mit einem Sprung auf 132,5 Meter die Ausscheidung als Sechster beendete, zeigte sich gut erholt vom schwachen Saisonstart. Insgesamt erreichten elf Deutsche den Wettbewerb am Mittwoch - so viele wie seit sechs Jahren nicht mehr.

«Ich habe gestaunt bei manchen Sachen», gab Bundestrainer Werner Schuster zu. Schon während der Quali schüttelte der Österreicher immer wieder ungläubig den Kopf. «Ich hatte von meiner Mannschaft gefordert, dass sie Präsenz zeigen und beweisen müssen, dass sie Skispringen können. Darauf können wir aufbauen», ergänzte Schuster.

Schmitt zeigte schon im vorangegangenen Training mit zwei dritten Plätzen aufsteigende Tendenz. Von den 57 nicht vorqualifizierten Springern war er in der Ausscheidung dann nach Teamkollege Felix Schoft (138 Meter) sogar Zweitbester - und konnte wieder lächeln. «Ich bin noch nicht da, wo ich hin will, aber auf einem guten Weg», sagte der 32-Jährige.

Trotz eines misslungenen Saisonstarts und einer Wettkampfpause vor der Tournee habe er «an mich geglaubt. Wir hatten immer einen ganz klaren Weg vor Augen, wussten, dass es nicht leicht wird. Aber jetzt kann ich langsam erste Früchte ernten.»

Einfahren will Schmitt die Ernte am Mittwoch beim ersten der vier Wettkämpfe (16.00 Uhr/ZDF und Eurosport). «Die Pause über Weihnachten war sehr viel wert. So langsam kommt die Frische für die ganze Geschichte zurück. Mit klarem Kopf springt es sich deutlich leichter. Ich bin nicht nur körperlich, sondern auch mental fit», sagte er. Seine drei guten Sprünge seien «beste Motivation für den Wettkampf und Beweis dafür, dass ich die richtige Einstellung habe.»

ZDF-Experte Jens Weißflog war beim Studium von Schmitts Quali-Sprung verhalten optimistisch. «Das ist im Soll. Das Ziel sollte sein, unter die ersten Zehn zu kommen, das ist mit solchen Sprüngen drin - mehr aber auch nicht», sagte er. Auch Uhrmann, der hinter den neuntplatzierten Stephan Hocke und Richard Freitag Elfter wurde, lobte er. «Das war ein Absprung, da war mal Dynamik drin. So muss es aussehen. Das Training hat gewirkt.» Uhrmann selbst freute sich, «dass der Knopf bei mir aufgegangen ist: «Der Rest der Saison war eine Qual, aber jetzt bin ich erleichtert, dass ich wieder vorne mitspringen kann.»

Schuster wollte «keinen herausheben, obwohl Michael Uhrmann toll trainiert und Martin Schmitt die Zeit genutzt hat. Es ist eine Teamleistung, daraus kann was Besonderes entstehen. Wenn wir die Elf gut einstellen, ist etwas möglich.»

In den K.o.-Duellen haben die Deutschen weitgehend machbare Gegner erwischt. Schmitt muss gegen den Slowenen Jurij Tepes ran, Uhrmann bekommt es mit Borek Sedlak (Tschechien) zu tun, Schoft mit Marcin Bachleda aus Polen.

Richtig zur Sache geht es dagegen unter den Favoriten. Der vorqualifizierte Topfavorit Thomas Morgenstern (Österreich), Bester in beiden Trainingssprüngen, verzichtete ebenso auf die Ausscheidung im Schneegestöber wie sein Teamkollege Andreas Kofler und der viermalige Olympiasieger Simon Ammann aus der Schweiz - und alle drei müssen sich zum Auftakt nun starker Konkurrenz erwehren. Amman bekommt es mit dem Quali-Sieger Ville Larinto (Finnland) zu tun, Vorjahressieger Kofler mit dem starken Finnen Matti Hautamäki und Topfavorit Morgenstern mit Adam Malysz (Polen).

Neben den 25 Siegern der K.o.-Duelle erreichen aber auch die fünf besten Verlierer den zweiten Durchgang.