Rio/Hamburg. Ex-Schwimmer Markus Deibler verschafft sich mit markigen Worten Luft. Moritz Fürste kritisiert Merkel, de Maizière wehrt sich.

Nach der Kritik von Moritz Fürste an dem Verhalten der Bundesregierung im Rahmen der Olympischen Spiele in Rio hat sich in Markus Deibler ein weiteres Hamburger Sport-Idol in der Debatte um mangelnde Wertschätzung deutscher Starter Luft verschafft.

"In einem Land, in dem ein Olympiasieger 20.000 Euro Prämie bekommt und ein Dschungelkönig 150.000 Euro, sollte sich niemand über fehlende Medaillen wundern", schrieb der 26 Jahre alte frühere Weltklasseschwimmer bei Facebook. Der Kurzbahn-Weltrekordler über 100 m Lagen hatte seine Karriere vor knapp eineinhalb Jahren beendet.

Markus Deibler bei der Hamburger Sportgala 2015
Markus Deibler bei der Hamburger Sportgala 2015 © Imago/Future Image

Deutschland habe "eine schlechte Förderung und sehr gute Dopingkontrollen. Damit können wir nicht mit Ländern konkurrieren, die sehr viel fördern und beim Thema Doping nicht so genau hinsehen oder es sogar betreiben", hieß es in dem Eintrag weiter. Deibler betonte: "Ich sage nicht, dass hier die Kontrollen eingestellt werden sollen."

Der Kurzbahn-Weltmeister von 2014 wünscht sich, dass künftig überall so konsequent kontrolliert wird, wie in Deutschland. "Wenn ich ein Comeback starten würde, müsste ich neun Monate vor meinem ersten Auftritt bei der NADA angemeldet sein und für Dopingkontrollen zur Verfügung stehen. Genau so sollte man es auch mit Ländern halten", schrieb Deibler, der seit seinem Rücktritt in Hamburg zwei Eisdielen betreibt.

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Fürste wettert gegen Merkel & Co.

Moritz Fürste führt die deutschen Hockey-Herren in Rio als Kapitän aufs Feld
Moritz Fürste führt die deutschen Hockey-Herren in Rio als Kapitän aufs Feld © Witters

Am Donnerstag hatte sich der Hamburger Hockeystar Fürste der aufkommenden Kritik an der Bundesregierung um Kanzlerin Angela Merkel (CDU) angeschlossen. „Ich frage mich, woran es liegt, dass die Bundeskanzlerin beim Fußball immer in der Kabine zu finden ist“, sagte der Kapitän der Nationalmannschaft: „Beim Bahnradfahren, Reiten oder Hockey hab ich sie noch nie gesehen.“ Die Abwesenheit der Spitzenpolitiker zeige „ein bisschen die fehlende Wertigkeit, die den Olympischen Spielen im Vergleich zu einer Fußball-EM oder -WM gegeben wird“.

Bei anderen Nationen habe er einen anderen Status der Olympiateilnehmer festgestellt: "Der holländische König ist mit dem Fahrrad durchs Dorf gefahren und hat die Sportler begrüßt", sagte Fürste, für den es aber im Endeffekt "wichtigere Themen" gebe. "Die Sportler jeden Tag zu sehen und sich gegenseitig zu Topleistungen zu pushen, ist Motivation genug", sagte der 31-Jährige.

Hanning stieß Debatte an

Bob Hanning, Vizepräsident des Deutschen Handballbundes (DHB), hatte die Diskussion am Mittwoch angestoßen. "Wir sind mit der Politik nicht zufrieden. Dass keiner aus der Führungsriege den Weg nach Rio findet, ist respektlos den Sportlern gegenüber", hatte er am Mittwoch gesagt. Als Konsequenz sagte der 48-Jährige einen Termin am 16. August im deutschen Generalkonsulat in Rio ab.

Bundespräsident Joachim Gauck, der am Auftaktwochenende die deutschen Sportler besuchen wollte, hatte seine Reise nach Rio wegen einer Zahnoperation abgesagt. Der für den Sport zuständige Innenminister Thomas de Maizière verzichtete mit Verweis auf die "vielfältigen aktuellen Herausforderungen" in Deutschland auf einen Besuch der Mannschaft in Brasilien. Verteidigungsministerin von der Leyen, die mit ihrem Ministerium zahlreiche Olympia-Sportler fördert, hatte ebenso wie Bundeskanzlerin Angela Merkel keine Rio-Reise geplant.

De Maizière bittet um Verständnis

"Ich bedaure sehr, dass ich selbst nicht dabei sein kann. Diese Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen, denn ich wäre sehr gerne in Rio, sehr gerne bei der Mannschaft gewesen und hätte auch gerne mit Thomas Bach und dem IOC gesprochen", sagte de Maizière am Freitag dem sid. "Aber angesichts der Sicherheitslage in Deutschland kann ich jetzt nicht über mehrere Tage zwölf Flugstunden und mehr von Deutschland weg sein. Da bitte ich einfach um Verständnis."

Zur Zielsetzung des DOSB von 44 Medaillen in Rio sagte de Maizière: "Ich habe schon vor dem Beginn der Olympischen Spiele gesagt, dass ich keine Zielvorgabe mache, sondern dass ich mit Interesse höre, dass der Sport selbst eine macht. Sie bezieht sich auch nicht genau auf 44, sondern auf eine Größenordnung von London und Peking." Dies habe er unterstützt, wolle es von außen aber nicht weiter kommentieren. "Jeder Satz von mir würde dann gleich mit der Reform der Spitzensportförderung in Verbindung gebracht werden", sagte de Maizière.