Nach dreimal Gold und einmal Silber verabschiedete sich Maria Höfl-Riesch ohne weiteren Medaillenglanz von den Winterspielen in Sotschi. „Eine tolle olympische Karriere“ habe sie trotzdem gehabt.

Krasnaja Poljana. Die tränenreiche Siegerehrung bekam Maria Höfl-Riesch nach ihrem undankbaren Olympia-Abschied nicht mehr mit. Beim Flutlicht-Slalom am Freitagabend in Krasnaja Poljana fiel die Ausnahme-Skirennfahrerin im Finale von Platz zwei auf vier zurück. Aber auch ohne das fünfte Edelmetall bei ihrem „allerletzten“ Olympia-Auftritt war die 29-Jährige mit sich im Reinen.

„Es wäre ein Traumabschluss gewesen, nochmal eine Medaille zu gewinnen. Das war auch mein Ziel. Aber jetzt hat's halt knapp nicht gereicht und deswegen ist das trotzdem kein Drama für mich“, erklärte die scheidende Olympionikin. „Ich habe hier zwei Medaillen gewonnen und auch insgesamt war meine olympische Karriere, die ja nur aus zwei Spielen bestand, doch mit vier Medaillen sehr, sehr erfolgreich.“

Und das Ende? Am Ende war sie vor allem Gratulantin. Als das US-Girl Mikaela Shiffrin zu Gold ins Ziel raste, klatschte Höfl-Riesch sofort Beifall. „Man muss aber auch in der Niederlage, und das ist ein vierter Platz bei Olympia einfach, auch die sportliche Fairness haben und sagen, die anderen waren einfach besser heute und haben es verdient“, sagte die dreimalige Goldmedaillengewinnerin bei Winterspielen.

Während die 18-jährige Amerikanerin, flankiert von den Österreicherinnen Marlies Schild (Silber) und Kathrin Zettel (Bronze) im Zielraum geehrt wurde, musste die deutsche Alpin-Königin schon die Formulare für die Dopingkontrolle ausfüllen. 38 Hundertstelsekunden fehlten ihr auf Bronze. Shiffrin schüttelte als jüngste Slalom-Olympiasiegerin der Geschichte auf dem Podium ungläubig den Kopf, Schild sprang mit einem kräftigen Satz hinauf. Und Zettel wischte sich wenige Tage nach dem Tod ihrer Oma Tränen aus den Augen.

Zettels starken Finaldurchgang müsse man anerkennen, analysierte Höfl-Riesch. „Und die Shiffrin und die Schild sind sowieso über Jahre die Besten gewesen.“ Der jungen Amerikanerin, die den Hals mit einem USA-Zeichen verziert hatte, prophezeite Höfl-Riesch eine große Zukunft. „Es ist Wahnsinn, wenn man überlegt, dass sie 18 ist und Weltmeisterin und Olympiasiegerin und in zwei Wochen zweimalige Slalom-Weltcupsiegerin. Es ist beeindruckend, in diesem Alter diese Stärke und Konstanz auch mental. Ich werde es Gott sei Dank nicht mehr erleben.“

Höfl-Riesch selbst wird vor allem dem Verband fehlen. „Da braucht aber kein Wehmut aufkommen. Es ist immer so, dass die Champions mal abtreten. Der Blick muss nach vorne gerichtet werden“, erklärte Alpindirektor Wolfgang Maier. In dieser Saison will Höfl-Riesch noch den Gesamtweltcup gewinnen. Ob danach oder erst in einem Jahr Schluss ist, lässt sie offen.

Ein wenig haderte auch DOSB-Präsident Alfons Hörmann mit Rang vier. Dennoch blickte er auch schon wieder auf die nächsten Aufgaben und die Chance für Felix Neureuther auf dessen erste Olympia-Medaille im Slalom am Samstag. „Der Felix und die Kollegen haben die Chance das auszugleichen“, erklärte Hörmann, den der Tag mit der positiven Doping-Kontrolle der Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle mächtig geschlaucht hatte.

Eine Medaille durch die beste deutsche Olympia-Alpine überhaupt „hätte den Tag etwas freundlicher enden lassen“, befand der Chef des Deutschen Olympischen Sportbunds. „Das ändert nichts daran, dass sie schlichtweg großartige Leistungen gebracht hat.“ Gold in der Super-Kombination, Silber im Super-G – das war super.

Bereits einen Tag vor dem Neureuther-Auftritt durften die Alpinen mit der Bilanz zufrieden sein. Mit dreimal Edelmetall wurde das Medaillenziel im Gegensatz zu vielen anderen Sportarten erreicht. Und das Slalom-Ass Neureuther kann noch nachlegen und die erste Plakette eines deutschen Alpin-Herren seit dem Olympiasieg von Markus Wasmeier 1994 gewinnen.

Anders als vor vier Jahren in Vancouver, als die deutschen Slalom-Damen sogar noch eine interne Qualifikation um ihre vier Startplätze fahren mussten, waren diesmal neben Höfl-Riesch nur zwei weitere DSV-Torläuferinnen qualifiziert. Christina Geiger, schon bei der WM 2011 und 2013 nicht in die Wertung gekommen, schied diesmal mit dem Ziel vor Augen aus. „Ich bin von Anfang schon nicht reingekommen“, sagte die Olympia-14. von 2010. „Zum Schluss hat es mich nochmal hinten reingedrückt und dann kommt man einfach nicht mehr ums Eck.“

Teamkollegin Barbara Wirth durfte nach dem zwischenzeitlichen 16. Platz im zweiten Lauf noch einmal ran. Am Ende war es Rang 14. „Es war schwierig, ich glaube trotzdem, es wäre mehr drin gewesen“, sagte Olympia-Debütantin Wirth, die „so Bröckel“ im Schnee ausmachte. Eine große Herausforderung für alle Starterinnen. Shiffrin meisterte diese am besten.