Der Sarg des toten Rodlers Nodar Kumaritaschwili ist in seiner Heimat. Er wolle “siegen oder sterben“ sagte er vor den Spielen seinem Vater.

Vancouver/Tiflis. Der Leichnam des in Vancouver verunglückten Rodlers Nodar Kumaritaschwili ist in Georgien angekommen. Eine Ehrengarde nahm den schmucklosen Holzsarg am Mittwochmorgen Ortszeit am Flughafen von Tiflis in Empfang. Nodar Kumaritaschwilis Eltern Dodo und David weinten am Sarg um ihren Sohn.

Bereits in der Olympia-Stadt Vancouver gab es eine Bestattungszeremonie, ehe der Sarg mit dem Leichnam über Frankfurt/Main und München nach Georgien geflogen wurde. Am Sonnabend wird Kumaritaschwili in seiner Heimatstadt Borjomi beigesetzt.

Doch dann wird die Untersuchung zum Unfalltod längst nicht abgeschlossen sein – erst „in etwa zwei Monaten“ soll der Bericht vorliegen, erfuhr die Deutsche Presse- Agentur dpa von den zuständigen Gerichtsmedizinern der kanadischen Provinz British Columbia. „Die Gerichtsmedizin ist nicht dazu da, Fehler zu finden, sondern Empfehlungen zu geben, die die öffentliche Sicherheit erhöhen und Todesfälle in ähnlichen Situationen verhindern helfen“, sagte Kate Trotter vom Regionalbüro des Coroners Service.

„Das war extrem schwierig und herzzerreißend“, meinte John Furlong, Chef des Olympia-Organisationskomitees VANOC, nach der kurzen Andacht vor dem Abtransport nach Georgien. Der Kanadier gehörte zu den zehn Sargträgern. Draußen vor dem Gebäude hätten viele Menschen „in Schock und Trauer“ mit Blumen und Kerzen gestanden. Der Sarg wurde von einer Motorrad- Eskorte zur Trauerfeier und anschließend zum Flughafen begleitet.

Zuvor hatte der Vater des verunglückten Sportlers aus einem der letzten Gespräche mit seinem Sohn berichtet. „Er sagte mir, ich werde entweder siegen oder sterben“, verriet David Kumaritaschwili in Georgien der US-Nachrichtenagentur Associated Press. „Das war eher jugendlicher Übermut“, schränkte er ein. „Er kann das mit dem Tod nicht ernst gemeint haben.“

Offensichtlich hatte sein Sohn bereits vor seinem Unfall starke Bedenken, auf der Hochgeschwindigkeitsbahn in Whistler zu starten. „Er sagte mir, Papa, ich habe wirklich Angst vor der Kurve“, erinnerte sich David Kumaritaschwili an die Worte des Athleten, der nur 21 Jahre alt wurde. Als ehemaliger Rennrodler habe er seinem Sohn gesagt: „Sei am Start einfach ein bisschen langsamer.“ Nodar habe ihm aber entgegnet: „Papa, was sagst Du mir da? Ich bin nach Olympia gekommen, um zu versuchen zu gewinnen.“

Kumaritaschwili war am vergangenen Freitag mit schätzungsweise 145 Stundenkilometern während des Trainings gestürzt und aus der Bahn geschleudert worden. Er überlebte den verheerenden Unfall nicht. „Ich kann noch immer nicht ganz realisieren, dass er tot ist“, sagte Vater David. Der 46-Jährige will sich die Bilder des Unfalls nie ansehen. An mangelnder Erfahrung kann es nicht gelegen haben, denn Nodar trainiere seit seinem 14. Lebensjahr. „Er ist auf Strecken in Frankreich, Österreich und Kanada gefahren.“ Jeder könne einen Fehler machen und sich ein Bein brechen. „Aber sterben?“