Die 28 Jahre alte Siebenkämpferin aus Rhein-Wied spricht nach ihrem Doch-Noch-Silber über das Wechselbad vor der Medaillenvergabe.

London. Nach einem Disqualifikations-Drama hat Siebenkämpferin Lilli Schwarzkopf den deutschen Leichtathleten das zweite Olympia-Silber beschert. Die 28-Jährige von der LG Rhein-Wied durfte nach langem Hin und Her am Sonnabend doch jubeln. Schwarzkopf musste lange um ihr Edelmetall bangen. Beim abschließenden 800-Meter-Lauf wurde sie zunächst disqualifiziert - allerdings irrtümlich. Um kurz vor 22.30 Uhr Ortszeit bekam sie die Silbermedaille schließlich doch umgehängt. "Hauptsache es glänzt - egal, welche Farbe“, sagte sie. Gold holte wie erwartet die an zwei Tagen gefeierte Britin Jessica Ennis mit 6955 Punkten.

Nach dem Wechselbad der Gefühle stellte sich die deutsche Silbermedaillengewinnerin den Fragen der Journalisten:

Frage: Was geht in Ihnen vor?

Lilli Schwarzkopf: Ich kann es noch gar nicht glauben. Das war der Siebenkampf meines Lebens. Das ist geil.

Wie haben Sie von der vorübergehenden Disqualifikation erfahren?

Schwarzkopf: Ich habe beim ersten Schiri nachgefragt, dann beim nächsten, dann beim dritten und dann vierten. Man sagte mir, ich hätte die Linie betreten. Ich sagte dann: 'Das müssen Sie mir erst zeigen.' Hin und her, her und hin. Dann hat sie mir die siebte, achte Bahn gezeigt. Und ich zu ihr: 'Da bin ich gar nicht gelaufen. Ich muss die Videoaufnahme sehen.' Dann sind wir zum Videoraum, und ich habe gesehen, da ist der Fuß, aber es ist nicht meiner. Und es ist nicht meine Bahn.

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Wie war Ihre Reaktion?

Schwarzkopf: Sie scherzen wohl! Ich finde dafür keine Worte, dass man bei Olympia über die 800 Meter disqualifiziert werden kann. Ich dachte nur, mein Tag kann nicht so enden. Das war mein Wettkampf. Nein, bitte nicht. Die können mich doch nicht einfach so stehen lassen. Dann dachte ich, das wäre eine Art des britischen Humors. Ich war nervlich viel zu platt, das nachvollziehen zu können. Das war wirklich ein Geschenk der Briten über den Wettkampf hinaus bis an mein Lebensende.

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Wie und wann wurde Ihnen klar, dass sie doch gewonnen haben?

Schwarzkopf: Bei der Fernsehaufnahme hat man dann sofort gesehen, dass es nicht mein Fuß war. Und dann hat die Dame auch gesagt: Ich habe einen Fehler gemacht. Sie sagte dann ganz trocken: 'Ich werde Sie dann in die Wertung wieder aufnehmen und Ihre Zeit wieder berücksichtigen. Wir müssen das Ergebnis im Stadion wohl noch mal einblenden.' Ich habe ihr dann gesagt: 'Bitte machen Sie das.'

Mit Material von sid und dpa