Londoner Sperrstunde verwehrt den Beachboys eine angemessene Party nach dem historischen Triumph. Wowereit gratuliert “würdigen Botschaftern“.

London/Berlin. Nach dem sensationellen Olympiasieg im Beachvolleyball kann sich das deutsche Duo Jonas Reckermann und Julius Brink vor Glückwünschen kaum retten. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sagte, mit ihrem Triumph im Finale hätten die Beachvolleyballer aus der Hauptstadt "nicht nur ihre herausragenden Leistungen während der Olympischen Spiele bestätigt, sie haben darüber hinaus eine großartige Karriere mit einem absoluten Höhepunkt gekrönt".

Brink/Reckermann hatten sich am Donnerstagabend in London gegen die favorisierten Weltmeister Emanuel Rego und Alison Cerutti aus Brasilien völlig überraschend in drei Sätzen (23:21, 16:21, 16:14) durchgesetzt. Berlin sei "stolz und glücklich, dass nun auch die Beachvolleyballer Teil einer großen olympischen Tradition geworden sind“, sagte Wowereit. Sie seien "würdige Botschafter der Sportmetropole Berlin“.

Auch Sportsenator Frank Henkel (CDU) beglückwünschte die "Berliner Ausnahmesportler, die mit einem packenden Finale Nerven aus Stahl bewiesen und den Titel für sich entschieden haben“. Sie seien für jahrelange harte Arbeit belohnt worden.

Julius Brink und Jonas Reckermann selbst war ausgiebiges Feiern nicht vergönnt - ausgerechnet die englischen Regelungen verbauten dem Duo eine lange Partynacht in der Weltstadt London. "Wir wollten, aber wir konnten nicht. Wegen der Sperrstunde“, berichtete Reckermann am Freitagmorgen. "Wir waren in einem Club, aber der hat dicht gemacht um drei.“ Zusammen mit anderen Athleten, darunter Silber-Judoka Ole Bischof, seien sie auf der Suche nach einer Alternative durch die Stadt gezogen. "Wir wollten alle noch irgendwo feiern, aber wir kamen in keinen Club rein“, beschwerte sich der Kölner.

Nächste Olympia-Teilnahme ungewiss

Trotzdem genoss das Duo nach dem historischen ersten Beach-Gold für Deutschland jeden Moment des Abends. "Es kommt jetzt so allmählich durch, was dieser Sieg bedeutet. So langsam gewöhne ich mich daran“, sagte Reckermann.

"Das Spiel war hochdramatisch. Ich war froh, als der Matchball auf dem Boden landete. Dann brachen alle Dämme“, sagte Brink. Die Weltmeister von 2009 krönten mit der Goldmedaille ihre Karriere, wollen aber noch nicht zu sehr in die Zukunft blicken. Auch eine Teilnahme an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro in vier Jahren steht noch nicht fest. "Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht“, sagte Brink: "Wir haben noch eine WM im nächsten Jahr in Polen, dort werden wir auf jeden Fall spielen. Über das, was danach kommt, machen wir uns später Gedanken.“

Ahmann beglückwünscht die "Unsterblichen"

Das sportliche Kollegium indes wusste den historischen Triumph richtig einzuschätzen. "Oh Mann, ich bin fast gestorben. Welch ein Spiel, was für ein Turnier von den Beiden", wurde Jörg Ahmann auf der Internetseite des Deutschen Volleyballverbandes (DVV) zitiert. Ahmann hatte bei den Spielen 2000 Bronze mit Partner Axel Hager geholt und damit für den bis dato größten deutschen Erfolg auf Sand gesorgt. "Ich bin so stolz auf unsere Beacher", sagte Ahmann zu "beiden Überirdischen auf dem Feld".

+++ Zwei Deutsche haben erfolgreich auf Sand gebaut +++

Eric Koreng, 2008 bei Olympia in Peking auf dem 5. Platz, kommentierte den Gold-Coup mit ganz eigenem Charme: "Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Scheiße mit der Scheiße!!!!! Den Sack zu gemacht und den Olympiathron erkämpft!!!"

Beachvolleyballer triumphieren auch im TV

Den Dreisatzsieg seiner Landsleute hatte Koreng vor dem Fernseher verfolgt - und war damit bei Weitem nicht alleine. Denn der Goldmedaillengewinn des deutschen Beachvolleyball-Duos wurde auch im deutschen TV zum Triumphzug. Am späten Donnerstagabend schalteten ab 22 Uhr 8,04 Millionen Zuschauer (Marktanteil: 33,5 Prozent) das ZDF ein, um den Finalsieg der beiden bei den Olympischen Spielen in London mitzuerleben.

Zur Hauptabendzeit verbuchte das ZDF bei seiner Olympia-Berichterstattung ab 19.50 Uhr duschschnittlich 5,01 Millionen Zuschauer (22,3 Prozent). Am besten hielt die Wiederholung des ARD-Krimis "Der süße Duft des Bösen“ in der Reihe "Mord in bester Gesellschaft“ mit Fritz Wepper und Tochter Sophie dagegen, die um 20.15 Uhr auf 4,29 Millionen Zuschauer (14,9 Prozent) kam.

Mit Material von dpa, sid und dapd