Sir Chris Hoy holte seine sechste olympische Goldmedaille und hängte zum Abschluss der Bahnrad-Wettbewerbe Maximilian Levy ab.

London. Glänzender Olympia-Abschluss der deutschen Bahnradsportler im von den Briten beherrschten Velodrom: Maximilian Levy hat mit Silber im Keirin den starken Olympia-Auftritt der deutschen Bahnfahrer am Finaltag abgerundet. Der dreimalige Weltmeister aus Cottbus musste am Dienstag im Finale nur Sir Chris Hoy aus Großbritannien an sich vorbeilassen. Zum Auftakt am vergangenen Donnerstag hatte sich Levy Bronze im Teamsprint geholt. Kurz davor waren Miriam Welte und Kristina Vogel, die am Dienstag im Sprint Vierte wurde, zu Gold im Teamsprint gerast. Damit haben die deutschen Bahnfahrer ihr mageres Ergebnis von Peking deutlich verbessert. 2008 gab es je einmal Silber und Bronze.

Die Gastgeber konnten da allerdings mit einer ganz anderen Statistik aufwarten – ihre Medaillenschmiede arbeitet im Bahnradsport seit vier Jahren auf Hochtouren. In London wiederholten die Briten mit siebenmal Gold ihr grandioses Ergebnis von Peking. Der herausragende Athlet der Gastgeber war auch in London der viel umjubelte Hoy, der sich am Montag als Keirin-Sieger seinen insgesamt sechsten Olympiasieg sicherte.

Damit ist der kernige Schotte, der vor drei Jahren von der Queen zum Ritter geschlagen wurde, vor dem Ruderer Sir Steve Redgrave der erfolgreichste britische Olympionik – Grund genug, dass das mit 6000 Zuschauern ausverkaufte Velodrom einen Jubelsturm ohne gleichen erlebte. Unter den Gästen der Radsport-Party waren auch Straßen-Weltmeister Mark Cavendish und Bürgermeister Boris Johnson.

Der 25-jährige Levy war ein starkes Rennen gefahren und hatte den übermächtigen Hoy vor der letzen Kurve in arge Bedrängnis gebracht. Dann setzte sich der Topfavorit, der in England Popstar-Nimbus genießt, aber unter dem frenetischen Geschrei der Zuschauer noch klar durch. Bronze teilten sich der Niederländer Teun Mulder und der Neuseeländer Simon van Velthooven. „Das war grandios. Schade, dass es für Maximilian nicht zu Gold gereicht hat. Er war der Einzige, der Hoy angegriffen hat. Alle andere waren nur im Windschatten“, lobte Bundestrainer Detlef Uibel Levy.

Für das zweite Gold der Briten am Dienstag hatte im Omnium der Frauen mit nur einem Punkt Vorsprung Laura Trott gesorgt. Deutsche Fahrerinnen waren bei der Olympia-Premiere des Sechskampfes nicht am Start. Die als dritte britische Goldkandidatin für Dienstag fest eingeplante Victoria Pendleton patzte dagegen und musste mit Silber im Sprint zufrieden sein. Der Olympiasieg ging an die Australierin Anna Meares, die im ersten Lauf von einer Zurückstufung Pendletons profitiert hatte.

Kristina Vogel hatte im kleinen Sprint-Finale zweimal gegen die Chinesin Shuang Guo den Kürzeren gezogen. „Am Ende haben ein bisschen die Körner gefehlt. Jetzt fällt der ganze Druck ab von mir. Dann ist man doch den Tränen nahe. Dass der vierte Platz auch so verdammt undankbar sein muss – aber die Zukunft gehört mir“, sagte Kristina Vogel nach dem Rennen.

„Flying Scotsman“ Hoy gewinnt historisches sechstes Gold

Auf seinem Arm hat er sich fünf olympischen Ringe tätowieren lassen, in seiner Vitrine liegen bald sechs Goldmedaillen. Sir Chris Hoy ist zum erfolgreichsten britischen Olympioniken aufgestiegen. „The flying Scotsman“ hat mit seinem Sieg im Keirin-Wettbewerb endgültig Ruder-Legende Steven Redgrave abgeschüttelt. Sechs Gold- und eine Silbermedaille hat der Sprintstar bei seinen vier Olympia-Teilnahmen eingefahren und damit auch von der Anzahl der Plaketten mit Toursieger Bradley Wiggins (vier Gold, eine Silber, zwei Bronze) gleichgezogen.

In Großbritannien ist der in Edinburgh geborene Hoy aber schon seit seinem Dreifach-Triumph von Peking ein großer Star. So wurde er am 1. Januar 2009 von Queen Elisabeth II. zum Ritter geschlagen. Und bei der Eröffnungsfeier durfte er beim Einlauf die britische Fahne tragen.

„Er ist in Großbritannien so etwas wie bei uns Michael Schumacher. Wenn er morgens den Fernseher anschaltet, sieht er erstmal wie er sich mit Gilette rasiert. Er hat mir mal erzählt, dass er auf dem Geburtstag eines Kumpels war, wo sich alle verkleidet hatten. Dann hat er seinen Bart abgenommen und auf einmal standen sie alle um ihn rum“, sagt Deutschlands Sprinter Maximilian Levy über Hoy. Daran dürfte sich nach den Sommerspielen in London kaum etwas ändern. (sid/dpa/dapd/abendblatt.de)