Im Rennen über 100-Meter-Schmetterling gewinnt Michael Phelps das 17. Gold und Britta Steffen steht im Finale über 50 Meter.

London. Von solchen Zimmerkumpanen hätten die deutschen Schwimmer in London mehr gebraucht. Kurz vor Ende der olympischen Schwimm-Wettbewerbe haben sich die Deibler-Brüder in guter Form gezeigt. Nach zweimal Bestzeit in Vorlauf und Halbfinale schlug Steffen Deibler im Endlauf über 100 Meter Schmetterling als Vierter an – die erste deutsche Medaille verpasste er nur um einen Rang.

51,81 Sekunden lagen zwar über seiner Bestzeit von 51,76, aber nach dem von US-Star Michael Phelps gewonnenen Rennen konnte er überaus zufrieden sein. „Der Platz ist schon geil. Ich habe mir den Traum vom olympischen Einzelfinale erfüllt“, schwärmte der 25-Jährige am Freitagabend. Am Samstag will er mit der Lagen-Staffel ähnlich auftrumpfen. „Ich hoffe, dass wir uns verbessern können von der Zeit und vom Platz. Wir werden richtig fighten und haben hoffentlich einen schönen Abschluss.“ Als Sechste hatte das Quartett den Final-Einzug geschafft.

Im letzten Einzelrennen war Deibler weit mehr als nur Statist, war bei der Wende Zweiter, zur Medaille fehlten nur 0,37 Sekunden. „Ich bin geil geflogen, es hat tierisch Bock gemacht. Es war geil, gegen Phelps die Bahn entlang zu ballern“, berichtete der mehrmalige Kurzbahn-Europameister voller Euphorie schon nach dem Halbfinale.


Britta Steffen im Finale über 50-Meter-Freistil

Zwei Tage nach ihrem Halbfinal-Aus über 100 m Freistil hat Weltrekordlerin Britta Steffen immerhin über die halbe Distanz das olympische Finale erreicht. Die Doppelsiegerin von Peking belegte in 24,57 Sekunden im Halbfinale den vierten Platz. Die 28-Jährige, die neben dem ersten Einzel auch in zwei Staffeln den Endlauf verpasst hatte, verbesserte sich im Vergleich zum Vorlauf am Morgen um 13 Hundertstel. Zwei Zehntel fehlten der Berlinerin zu ihrer Zeit von der EM in Debrecen, wo sie vor zwei Monaten Gold gewonnen hatte. Halbfinal-Schnellste war die 100-m-Olympiasiegerin Ranomi Kromowidjojo (Niederlande) in 24,07.


Michael Phelps siegt weiter

Als Schwimmkönig Michael Phelps nach seinem letzten olympischen Einzelrennen erneut als Sieger den Pool verließ, hatte er sich auch in London zum Regenten der Spiele gekrönt. Mit seinem goldenen Triumph über 100 m Schmetterling holte der 27-Jährige am Freitag seinen 17. Olympiasieg und wird die Wettbewerbe in der britischen Metropole als erfolgreichster Schwimmer verlassen. Die Lagenstaffel am Samstag soll der goldene Karriere-Abschluss des erfolgreichsten Olympioniken der Geschichte werden.

Nur 23 Stunden nach seinem historischen Titel-Hattrick über 200 m Lagen feierte er auch über die Schmetterling-Distanz den dritten Olympiasieg in Folge. Vor dem Start in sein letztes Einzelrennen auf der olympischen Bühne gab sich Phelps nach außen wie immer. Cool kam er in die Halle, große Kopfhörer auf den Ohren.

Innerlich dürfte der Größte seiner Zunft aufgewühlter gewesen sein. „Ich sage mir die ganze Zeit: Das ist mein letzter Vorlauf. Das ist mein letztes Schmetterlings-Rennen“, sagte Phelps bereits am Donnerstag, nachdem er mit seinem Erfolg über 200 m Lagen im letzten Gigantenduell gegen den US-Rivalen Ryan Lochte sein erstes Einzelgold in London gewonnen hatte.

Um 19.40 Uhr Ortszeit ertönte das Startsignal. Die Konkurrenz gab alles, doch im Schlussspurt hing Phelps sie wieder ab. 51,21 Sekunden benötigte er für seine 21. Olympia-Medaille. Mit ausgestreckten Armen feierte er seinen zweiten Titel-Hattrick vor völlig lösgelösten Fans.

Drei Siege in Folge auf einer Strecke hatten schon die Australierin Dawn Fraser (100m Freistil, 1956 bis 1964) und Krisztina Egerszegi (200 m Rücken 1988 bis 1996) aus Ungarn geschafft, Phelps war am Donnerstag der erste Mann. „Ich weiß nicht, ob er es wirklich auf dem Zettel hatte, aber mir war es wichtig, dass Michael als erster drei Siege in Folge holt“, sagte Trainer Bob Bowman. Warum? „Weil es einfach cool ist.“

Cool ist der treffende Ausdruck, um das Auftreten Phelps’ in London zu beschreiben. „Ich möchte sehen, wie viele Schokostückchen ich noch auf meine Torte tun kann“, hatte er zu Beginn der Spiele gesagt - und gelacht. So locker, so gelöst wie dieser Tage hat man ihn wohl noch nie erlebt. Rückschläge wie die niederschmetternde Niederlage zum Auftakt über 400 m Lagen steckte er ebenso weg wie die Pleite auf seiner früheren Paradestrecke 200 m Schmetterling gegen den südafrikanischen Newcomer Chad de Clos.

Am Dienstag war Phelps mit Staffelgold und seiner insgesamt 19. olympischen Medaille bereits zum erfolgreichsten Olympioniken der Geschichte avanciert. Er werde die Rennen vermissen, sagt er - ein Comeback schloss Phelps aber schon vor seinen letzten beiden olympischen Rennen aus. „Es wird nach Samstag keine Wettkämpfe mehr geben.“ Und dann? „Ryan kann auf jeden Fall schneller schwimmen. Ich denke, das werden wir in Zukunft sehen“, sagt Phelps. Auch le Clos (Südafrika) sei ein Kandidat auf seine Nachfolge. Doch angesichts der Ergebnisse in London ist es unwahrscheinlich, dass es in den kommenden Jahren einen ähnlichen Dominator wie Phelps geben wird.

Missy Franklin (USA) schwimmt auch alles in Grund und Boden

Rückenschwimmerin Missy Franklin hat bei den Olympischen Spielen über 200 Meter Gold mit Weltrekord gewonnen. Die 100-Meter-Siegerin stezte sich am Freitagabend über die doppelte Distanz in 2:04,06 Minuten klar durch. Sie unterbot die bisherige Bestmarke um 0,75 Sekunden. Es war der insgesamt siebte Weltrekord von London. Franklin ist mit nun drei Goldmedaillen und einmal Bronze die bislang erfolgreichste Schwimmerin bei den Spielen in London. Silber gewann die Russin Anastasia Sujewa in 2:05,92 Minuten vor der Amerikanerin Elizabeth Beisel (2:06,55). Jenny Mensing aus Wiesbaden war im Halbfinale ausgeschieden.