Tennislegende findet die Absagen deutscher Spieler “schädlich“. Die ehemalige Schwimmerin van Almsick ärgert sich über Britta Steffens Verhalten.

London. Deutschlands Olympia-Legenden holen zum Rundumschlag aus! Die heutigen TV-Experten Franziska van Almsick (ARD) und Boris Becker (BBC) haben deutsche Sportler kritisiert. Wimbledon- und Olympiasieger Becker griff die Tennisprofis Philipp Kohlschreiber und Florian Mayer für ihre Olympia-Absagen an. Über den Bayreuther Mayer sagte der 44 Jahre alte frühere Wimbledon-Sieger der „Bild“-Zeitung und in der ARD: „Er hat gesagt, dass Olympia nicht in seinen Plan für dieses Jahr passt. Kann das irgendein anderer Sportler nachvollziehen? Nein! Kann das die deutsche Öffentlichkeit nachvollziehen? Nein! Ist es sogar schädlich fürs Herren-Tennis? Ja!“

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Der Weltranglisten-22. Mayer hatte schon frühzeitig seinen Verzicht auf die Olympischen Spiele in London damit erklärt, dass diese nicht in seinen Turnierplan passen würden. Kohlschreiber musste nach seinem Final-Einzug in Kitzbühel kurzfristig einen Tag vor seinem geplanten Olympia-Start verletzungsbedingt absagen.

„Olympia ist eine Ehre, ich verstehe diese Entscheidung nicht“, sagte Becker am Donnerstagabend in der ARD über die derzeit besten beiden deutschen Tennisprofis. Ihm seien die Olympia-Absagen „fast peinlich“, betonte der frühere Weltklassespieler.

„Er hat die erste Runde im Davis Cup gegen Argentinien nicht gespielt, obwohl das Spiel in Bayern ausgetragen wurde. Er hat dann zwei Tage später ein Turnier gespielt, wo man dachte: ’Der war doch am Wochenende krank, und jetzt geht’s plötzlich wieder.’“, sagte Becker in der „Bild“ über den Augsburger Kohlschreiber und ergänzte: „Auch seine jetzige Verletzung kommt mir spanisch vor. Der Junge mag vielleicht verletzt sein, aber ich bin mir ziemlich sicher, er spielt nächste Woche ein Turnier irgendwo auf dieser Welt.“ Beim olympischen Tennisturnier in Wimbledon war Nachrücker Philipp Petzschner als einziger deutscher Einzel-Teilnehmer früh gescheitert.

Auch Ex-Schwimm-Star van Almsick hat kein Verständnis für ihre Nachfolgerin Britta Steffen. Die Aussagen von Steffen nach deren olympischem Halbfinal-Aus irritieren die Silbermedaillengewinnerin von Barcelona 1992. „Es ist überhaupt kein Problem in meinen Augen, dass sie das Finale nicht geschafft hat. Das ist Sport. Aber sich dann hinzustellen, und es runterzuspielen, und zu sagen, ich freu mich für die anderen und darauf, dass ich das Rennen gucken kann, das finde ich irgendwie unpassend“, sagte die ARD-Expertin.

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Stattdessen hätte Steffen besser ihrer Enttäuschung und Unzufriedenheit Ausdruck verleihen sollen, meint die Weltmeisterin über 200 Meter Freistil von 1994. „Das hätte mir besser gefallen, als die Freude darüber, dass man die Erkenntnis gewonnen hat, dass man zu alt ist und die anderen schneller schwimmen und den anderen das alles gönnt. Das fand ich nicht unbedingt so gut.“

Das Scheitern der Doppel-Olympiasiegerin von 2008 über 100 Meter Freistil am Mittwoch kritisierte van Almsick an sich nicht. „Ich finde das Abschneiden überhaupt nicht dramatisch. Ich habe das selber erlebt.“ Bei vier Olympischen Spielen war sie zwischen 1992 und 2004 an der ersehnten Goldmedaille vorbeigeschwommen.

Über die 50 Meter Freistil hat van Almsick Steffen noch nicht abgeschrieben. „Britta ist immer für eine Überraschung gut. Ich hoffe, dass sie das abhaken kann.“ (HA/dpa)