Wie 2008 in Peking holen die deutschen Vielseitigkeitsreiter auch in London die Goldmedaille. Judoka Ole Bischof will nachziehen.

London. Als Michael Jung mit Sam das letzte Hindernis überwunden hatte, kannte bei den deutschen Vielseitigkeitsreitern der Jubel keine Grenzen mehr. Vor den Augen der Pferdesport-begeisterten britischen Königsfamilie bestieg die deutsche Equipe am Dienstag wie schon 2008 in Hongkong den Olympia-Thron. Souverän und überlegen ließ das schwarz-rot-goldene Team die Konkurrenz hinter sich und behielt auch im abschließenden Springen die Nerven.

Mit seinem Null-Fehler-Ritt im Greenwich Park machte Welt- und Europameister Jung an seinem 30. Geburtstag den Olympiasieg vorzeitig perfekt und sicherte der deutschen Olympia-Mannschaft die erste Goldmedaille in London. Schlussreiterin Ingrid Klimke aus Münster mit Abraxxas konnte sich ganz auf die Einzelwertung konzentrieren. Am Nachmittag hatten die Deutschen noch weitere Medaillenchancen.

Denn außer Jung waren auch Sandra Auffarth (Ganderkesee) mit Opgun Louvo und Dirk Schrade (Sprockhövel) mit King Artus jeweils ohne Abwürfe geblieben. Nur bei Peter Thomsen (Lindewitt) mit Barny fielen zwei Stangen. „Diese drei Nullfehlerritte waren super für uns“, sagte Bundestrainer Hans Melzer. „Das ist supergut. Das ist schön mit ganz vielen „ös„“, erklärte Schrade.

Melzer hatte Jung vor dessen Ritt nicht gesagt, dass er schon die Goldmedaille sichern könnte. Deshalb wusste der Ausnahmereiter aus Horb zunächst auch nicht, was seine Glanzvorstellung bedeutete. „Ich musste erst noch einmal nachfragen“, sagte er. „Das ist fantastisch. Die Anspannung war schon groß.“

Die große Stärke der deutschen Vielseitigkeitsreiter ist der Zusammenhalt. „Wir sind einfach ein Super-Team“, schwärmte Ingrid Klimke, die auch 2008 schon dabei war. Die Equipe hat seit mehreren Jahren einige feste Rituale, die sie schon beim WM-Sieg 2006 und beim Olympiasieg 2008 gepflegt haben. „Wir haben jedes Mal eine Musik-CD aufgenommen, auf der jeder Reiter zwei Lieblingslieder drauf hat“, berichtete die 44-Jährige. Das Lied „I am what I am“ gehöre jedes Mal zum Repertoire: „Und natürlich 'We are the champions', das darf nie fehlen.“

Zu den Besonderheiten des deutschen Teams gehört auch die Lockerheit. Nach jedem Wettkampf-Tag trafen sich die Reiter und ihre mitgereisten Angehörigen in einem Pub um die Ecke zu einem kleinen Umtrunk. Später am Abend gab es im olympischen Dorf noch ein letztes Bier. „Der Teamchef hat irgendwo im Keller etwas versteckt und stellt dann ein Sixpack auf den Tisch“, verriet Klimke: „Mehr als eins für jeden gibt es aber nicht.“

Die sportliche Voraussetzung für die Medaille schaffte das Team schon mit der Führung nach der ersten von drei Teilprüfungen. „Die Dressur ist immer die Grundlage“, erklärte Michael Jung. „Wenn man da führt, müssen die anderen hinterher reiten.“

Obwohl ausgerechnet der allererste von insgesamt 15 Ritten für die Team-Wertung daneben ging und Peter Thomsen mit Barny in der Dressur Probleme hatte, führte das deutsche Team von Beginn an. Auch im Gelände blieb jeder der fünf Starter ohne Springfehler. „Das ist eine klasse Mannschaftsleistung“, lobte Bundestrainer Melzer.

Judo-Olympiasieger Bischof greift nach Medaille

Vier Jahre nach seinem Gold-Coup von Peking greift Judoka Ole Bischof auch bei den Spielen in London nach einer Medaille. Der 32-Jährige besiegte am Dienstag in seinem Pool-Finale in der Gewichtsklasse bis 81 Kilogramm den Japaner Takahiro Nakai vorzeitig und steht damit im Halbfinale gegen Travis Stevens (USA). Bei einem weiteren Sieg hätte Bischof bereits Silber sicher. Dagegen war für Claudia Malzahn in ihrer Gewichtsklasse bis 63 Kilogramm gleich im ersten Kampf Endstation.

„Drei Kämpfe, drei Siege – was will man mehr?“, sagte Bischof nach seinem überzeugenden Vorrundenauftritt. Allerdings hatte der Reutlinger gegen den Italiener Antonio Ciano und den Kasachen Islam Bozbayew, gegen den er nach einem frühen Rückstand sogar in die Verlängerung musste, Schwerstarbeit zu verrichten.

Doch er setzte sich – anders als bisher die anderen Starter des Deutschen Judo-Bundes – trotz harter Gegenwehr durch und kam ins Vorrundenfinale. Dort überzeugte der Routinier dann mit einer perfekten Vorstellung und besiegte den Japaner vorzeitig per Armhebel. „Ich habe drei Mal am Boden gewonnen. Das zeigt, dass ich bissig bin“, sagte Bischof. Verfolgen Sie die Entscheidung hier im Liveticker. (dpa)

Ein Überblick über die Entscheidungen:

+++London 2012 - Alle Entscheidungen und Ergebnisse live+++

Reiten: Vielseitigkeit, Springen, Team (11.30 Uhr/alle Zeiten MESZ): Olympiasieger 2008: Deutschland. Weltmeister: Großbritannien. Favoriten: Großbritannien, Deutschland. Deutsche: Jung (Horb), Klimke (Münster), Schrade (Sprock- hövel), Auffarth (Ganderkesee), Thomsen (Lindewitt).

Schießen: Männer, Skeet (15 Uhr): Olympiasieger 2008: Hancock (USA). Weltmeister: Aramburu (Spanien). Weltrekordler: Hancock, Brovold (Norwegen) 150 Scheiben. Favoriten: Brovold, Schomin (Russland). Deutsche: Buchheim (Lebus).

Reiten: Vielseitigkeit, Springen, Einzel (15.30 Uhr): Olympiasieger 2008: Romeike (Hamburg). Weltmeister: Jung. Favoriten: Jung, Fox-Pitt (Großbritannien), Todd (Neuseeland). Deutsche: Jung, Schrade, Auffarth.

Wasserspringen: Frauen, Synchron, Turm (16 Uhr): Olympiasiegerinnen 2008: Wang Xin/Chen Ruolin (China). Weltmeisterinnen: Chen Ruolin/Wang Hao (China). Favoritin- nen: Chen Ruolin/Wang Hao. Deutsche: Subschinski/Steuer (Riesa/Berlin).

Kanuslalom: Männer, Einer-Canadier (16.06 Uhr): Olympiasieger 2008: Martikan (Slowakei). Weltmeister: Gargaud- Chanut (Frankreich). Favoriten: Martikan, Estanguet (Frankreich), Haneda (Japan), Tasiadis (Deutschland). Deutsche: Tasiadis.

Gewichtheben: Frauen, Klasse bis 63 kg (16.30 Uhr): Olympiasiegerin 2008: Hyon Suk Pak (Nordkorea). Weltmeisterin: Sarukajewa (Russland). Weltrekordlerin: Liu Haixia (China) 257 Kilo. Favoritinnen: Simsek (Türkei), Manesa (Kasachstan). Deutsche: Keine.

Judo: Frauen, Klasse bis 63 kg (17 Uhr): Olympiasiegerin 2008: Tanamoto (Japan). Weltmeisterin: Emane (Frankreich). Favoritinnen: Ueno (Japan), Emane, Zolnir (Slowenien). Deutsche: Malzahn (Halle/Saale).

Judo: Männer, Klasse bis 81 kg (17.10 Uhr): Olympiasieger 2008: Bischof (Reutlingen). Weltmeister: Kim Jae-Bum (Südkorea). Favoriten: Kim, Guilheiro (Brasilien). Deutsche: Bischof.

Kunstturnen: Frauen, Mannschaft (17.30 Uhr): Olympiasiegerin 2008: China. Weltmeisterin: USA. Favoritinnen: USA, Russland, China. Deutsche: keine.

Gewichtheben: Männer, Klasse bis 69 kg (20 Uhr): Olympiasieger 2008: Liao Hui (China). Weltmeister: Tang Deshang (China). Weltrekordler: Liao Hui 358 Kilo. Favoriten: Lin Quin- feng (China), Mirsojan (Armenien), Martin (Rumänien). Deutsche: keine.

Fechten: Männer, Florett Einzel (20.40 Uhr): Olympiasieger 2008: Kleibrink (Tauberbischofsheim). Weltmeister: Cassara (Italien). Favoriten: Cassara, Kleibrink. Deutsche: Bachmann (Bonn), Joppich (Koblenz), Kleibrink.

Schwimmen: Frauen, 200 m Freistil (20.41 Uhr): Olympiasiegerin 2008: Pellegrini (Italien). Weltmeisterin: Pellegrini. Weltrekordlerin: Pellegrini 1:52,98 Minuten (29.07.2009). Favoritinnen: Pellegrini, Muffat (Frankreich), Adlington (Großbritannien). Deutsche: Lippok (Pforzheim) im Halbfinale raus.

Schwimmen, Männer, 200 m Schmetterling (20.49 Uhr): Olympiasieger 2008: Phelps (USA). Weltmeister: Phelps. Weltrekordler: Phelps 1:51,51 Minuten. Favoriten: Phelps, Matsuda (Japan), Wu Peng (China). Deutsche: keine.

Schwimmen, Frauen, 200 m Lagen (21.43 Uhr): Olympiasiegerin 2008: Rice (Australien). Weltmeisterin: Ye Shiwen (China). Weltrekordlerin: Kukors (USA) 2:06,15 Minuten (27.07.2009). Favoritinnen: Ye Shiwen, Kukors, Rice. Deutsche: Michalak (Halle/Saale) im Halbfinale raus.

Schwimmen, Männer, 4x200 m Freistil (21.51 Uhr): Olympiasieger 2008: USA. Weltmeister: USA. Weltrekordler: USA 6:58,55 Minuten. Favoriten: USA, Frankreich, China. Deutsche: Biedermann (Halle/Saale), Rapp (Weingarten), Wallburger (Dresden), Colupaev (Mainz).

Fernsehen: ARD 9.45 bis 1 Uhr. Eurosport 24 Stunden.