Ehre für Hockeyspielerin Natascha Keller: Die Goldmedaillengewinnerin von 2004 darf bei der Eröffnungsfeier die deutsche Fahne tragen.

London. Natascha Keller führt die deutsche Mannschaft bei der Eröffnung der Sommerspiele in London als „First Lady“ an, das Geheimnis um die Entzündung des olympischen Feuers bei der Zeremonie wird von den Olympia-Gastgebern dagegen weiter gehütet. Als erst fünfte Frau unter den 25 deutschen Fahnenträgern seit 1908 wird Keller am Freitag unter den Augen der Queen an der Spitze des Teams ins Olympiastadion einmarschieren. „Das ist das i-Tüpfelchen meiner Karriere“, sagte Keller am Mittwoch.

„Es wird eine tolle Motivation für mich und meine Mannschaft“, kommentierte die 35 Jahre alte Hockey-Rekordnationalspielerin ihre Nominierung durch den Deutschen Olympischen Sportbund in London. Keller ist die erste Sportlerin aus dem Westen Deutschlands, der diese Ehre zuteilwird. Ingrid Engel-Krämer (1964), Karin Balzer (1968), Kristina Richter (1980) waren Athletinnen aus der DDR. Birgit Fischer (2000) wurde im Osten sportlich groß und dann zur deutschen Rekord-Olympionikin.

„Bei den Spielen in London werden erstmals alle Länder Frauen in ihren Mannschaften haben. Da finden auch wir es endlich wieder an der Zeit, dass wir eine Fahnenträgerin haben“, begründete Chef de Mission Michael Vesper die Kür von Keller. Sie sei eine Sportlerin mit enormer Ausstrahlung, die auf die Tradition ihrer Familie bauen könne. „Natascha Keller ist in ihrer ganzen Art ein Vorbild, und die Mannschaft wird sich gern hinter ihr versammeln“, ergänzte Vesper.

Keller tritt in wirklich große Fußstapfen. Bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking hatte Basketball-Superstar Dirk Nowitzki die Fahne getragen. „Ich habe schon Bedenken, ob ich es so hinkriege wie Dirk Nowitzki, der größer und stärker ist als ich“, meinte die Olympiasiegerin von 2004. Der Basketball-Riese twitterte umgehend: „Freue mich riesig für dich. Und keine Angst: So schwer ist die Fahne nicht. Viel Glück – und genieß es.“

+++ "Ich möchte nicht nur als Tourist mitfahren" +++

Anders als rund 200 deutsche Sportler werden zwei Leichtathletinnen am Freitagabend nicht dabei sein. Die griechische Dreispringerin Paraskevi Parachristou, 2011 U 23-Europameisterin, wurde von ihrem Nationalen Olympischen Komitee wegen eines rassistischen Twitter-Kommentars von den Spielen ausgeschlossen.

Marokkos Mittelstreckenläuferin Mariem Alaoui Selsouli, die als Jahresbeste über 1500 Meter zu den Gold-Favoriten gehörte, wurde wegen eines positiven Dopingtests vom Leichtathletik-Weltverband (IAAF) suspendiert. Bei ihr wurde das Diuretikum Furosemid aufgespürt.

Unterdessen gab die Welt-Anti-Doping-Agentur bekannt, dass Dopingsünder bei den Olympischen Spielen mit einem neuen Testverfahren für das synthetische Wachstumshormon (HGH) rechnen müssen. „Wir haben einen neuen Marker-Test entwickelt. Erst vor ein, zwei Wochen wurde er bewilligt, nach 13 Jahren Forschung“, sagte WADA-Präsident John Fahey am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in London.

In dem halben Jahr vor den Sommerspielen habe es weltweit fast 72 000 Dopingtests gegeben, informierte Fahey. Als Folge daraus wurden bis zum 19. Juli 107 Athleten sanktioniert. „Wir haben unsere Technologien verbessert, auch die Methoden. Wir machen viel mehr Tests und können die Proben auch länger lagern“, erklärte der WADA-Präsident und warnte jeden Doper: „Eine große Wolke schwebt über ihrem Kopf.“

Wie ein Damoklesschwert hängen die anhaltenden Verkehrsprobleme über den Olympia-Machern. Nach dem Chaos unter der Erde bei der uralten Londoner U-Bahn brach am Mittwoch kurzzeitig auch der Transport in der Luft zusammen. Die eigens für Olympia gebaute Seilbahn über der Themse blieb für eine halbe Stunde stehen. In mehr als 30 Kabinen hingen rund 60 Menschen fest.

Zumindest eine gute Nachricht gab es für die Organisatoren: Der für Donnerstag geplante Streik von Passkontrolleuren am Flughafen Heathrow wurde abgesagt. Man habe sich in einigen Bereichen mit dem Innenministerium geeinigt, teilte die zuständige Gewerkschaft mit. (dpa/abendblatt.de)