Sportschützin Christine Brinker erringt Bronze im Skeetschießen. Viele Zuschauer und Leser teilen ihren Jubel und ihre Freude. Nur wenige wissen etwas über das Skeetschießen, das seit 1968 olympische Disziplin ist.

Die Olympischen Spiele sind in vielerlei Hinsicht eine herausragende und bewegende Veranstaltung. Eine Sache ist bei dem größten Sport-Event der Welt allerdings besonders auffällig. Sportler trainieren im täglichen Einerlei des Jahres unbemerkt in ihren Hallen für den olympischen Traum. Nur wenige publikumswirksame Sportarten sind regelmäßig in den Medien präsent, die meisten verschwinden nach Großereignissen wieder in der Versenkung. Doch blitzartig treten sie bei Olympia aus ihrem Schattendasein, rücken in den Fokus der Berichterstattung und damit in das Bewusstsein des Zuschauers.

Eine deutsche Athletin oder ein deutscher Athlet gewinnt eine Medaille in einer eher ungewöhnlichen oder wenig bekannten Disziplin. Für den durchschnittlich Sport-interessierten Olympiazuschauer geschieht dies völlig überraschend: Wer ist der junge Kerl, der im Kajak durchs Wildwasser pflügt? Welche persönliche Geschichte steckt hinter der gebürtigen Mongolin, die eine Sportpistole ihr Trainingsgerät nennt? Das sind die Geschichten, die Olympia schreibt. Das sind die Geschichten, die Olympia so einzigartig machen.

Am heutigen sechsten Wettkampftag ist eine weitere "ungewöhnliche Olympiamedaille" hinzugekommen. Christine Brinker, Sportschützin aus Ibbenbüren, holte in der Wurfscheiben-Disziplin Skeet Bronze. Die 27-jährige Weltmeisterin musste sich erst im Stechen um den zweiten Platz der US-Amerikanerin Kimberly Rhode geschlagen geben, die eine Tontaube mehr traf. Gold ging an die Italienerin Cirara Cainero, die sich im Stechen am treffsichersten zeigte.

Bronzemedaille im Skeetschießen: So weit, so schön. Die elfte Olympia-Auszeichnung für das deutsche Team, die zweite Bronzemedaille für die Schützen. Das ist eine erfreuliche Nachricht. Ein fader Beigeschmack bleibt allerdings beim Nachfassen: Was ist denn Skeetschießen? Die wenigsten Normalbürger werden von dieser Schießdisziplin jemals etwas abseits der Olympia-Wochen gehört haben. Hier bedarf es Aufklärung, damit auch jeder weiß, worüber und mit wem er sich freut.

Skeetschießen gehört zum Wurfscheibenschießen oder Tontaubenschießen und gehört seit 1968 zum olympischen Programm. Wurfscheibenschießen ist der Sammelbegriff für das Schießen mit Flinten und Schrotmunition auf Wurftauben. Es ist ein Präzisionssport, der sich in die Disziplinen Trap, Skeet und Doppeltrap unterteilt. Das Besondere am Wurfscheibenschießen im Gegensatz zu den anderen Schießsportdisziplinen ist, dass es nur "getroffen" und "nicht getroffen" gibt, und dieses sowohl für Schützen als auch Zuschauer direkt sichtbar ist. Geschossen wird hier mit Flinten, das Geschoss besteht aus einer Schrotladung.

Die Skeet-Schießanlage besteht aus zwei Wurfmaschinen und acht Positionen, von denen die Schützen die Wurfscheiben mit halbautomatischen Flinten beschießen. Die Positionen eins bis sieben bilden einen Halbkreis um die beiden Maschinen, die Position acht befindet sich in der Mitte zwischen den beiden Maschinen. Für jeden Schuss nehmen die Schützen einen anderen Standplatz ein. Die Wurfscheiben werden aus zwei "Häusern" rechts ("Niederhaus", Position sieben) und links ("Hochhaus", Position eins) der Schießbahn geschleudert (phasenweise auch gleichzeitig). Auf jede Scheibe darf nur ein Schuss abgegeben werden. Geschossen werden fünf Serien auf je 25 Scheiben.

Die Wurfscheibe hat laut Reglement des Internationalen Schießsport Verbandes (ISSF) in allen Disziplinen einen Durchmesser von 110 mm, eine Höhe von 25 mm und ein Gewicht von 105 g. Die Farbe der gewölbten Scheibe oder die Bemalung der Oberseite kann schwarz, weiß, gelb oder orange sein. Bei der olympischen Fernsehübertragung sind die Wurfscheiben mit Farbpulver versehen, sogenannte Flash-Tauben, wodurch bei einem Treffer eine sichtbare Farbwolke in der Luft entsteht.

Olympia heißt nicht nur mitfiebern, anfeuern, jubeln. Das Tolle ist letztendlich, dass jeder, der die drei Wochen Olympia-Berichterstattung interessiert verfolgt, täglich etwas dazulernen kann!