Trotz Doping-Skandalen wird es keinen kompletten Ausschluss Russlands geben, aber Auflagen müssen erfüllt werden.

Lausanne/Moskau. Das Internationale Olympische Komitee lässt für Russlands Sommer-Olympioniken trotz aller Doping-Skandale die Unschuldsvermutung gelten: Die russische Mannschaft wird nicht komplett von den Sommerspielen in Rio de Janeiro im August ausgeschlossen. Russland begrüßte die Entscheidung.

Der deutsche IOC-Präsident Thomas Bach sagte nach einer Telefonschalte der Exekutive am Sonntag: „Unser Ergebnis heute respektiert die Regeln des Rechts und das Recht aller sauberen Athleten weltweit.“ Auch für russische Sportler müsse die Unschuldsvermutung gelten, sagte Bach in einer Telefonschalte mit Journalisten. Dennoch müssten die Athleten aus Russland strenge Auflagen erfüllen, um in Rio antreten zu dürfen.

Laut Bach liegt es nun vor allem an den einzelnen internationalen Sommersportverbänden in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Sportgerichtshof CAS, darüber zu befinden, ob einzelne russische Athleten in den jeweiligen Sportarten antreten dürften oder nicht.

Russland gibt sich zufrieden

Unter der Führung Bachs hatte das Exekutivkomitee des IOC zuvor beraten, ob nach den russischen Leichtathleten das komplette Team ausgeschlossen werden soll. Auslöser war ein Report der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, bei dem staatlich angeordnetes systematisches Doping in Russland nicht nur in der Leichtathletik festgestellt worden war.

Russland zeigte sich zufrieden. „Das ist eine rechtmäßige Lösung“, sagte der Chef des Sportausschusses im russischen Parlament, Dmitri Swischtschjow. „Aber solche Entscheidungen sollten nicht nur in Bezug auf russische Athleten, sondern auf Sportler in der ganzen Welt getroffen werden.“ Dann wäre das Problem Doping endgültig ausgerottet, sagte er der Agentur Tass zufolge in Moskau.

Demonstrativ hatte Kremlchef Wladimir Putin zuletzt die Gründung einer neuen Anti-Doping-Kommission in Russland angekündigt - womöglich auch, um einem Komplett-Bann zu entgehen. Die Leitung der Kommission soll vermutlich der 81-jährige Witali Smirnow übernehmen, der seit 45 Jahren IOC-Mitglied ist. „Er hat einen absolut tadellosen Ruf und genießt das Vertrauen der olympischen Familie“, sagte Putin der Agentur Interfax zufolge.

Whistleblowerin darf nicht starten

Die russischen Leichtathleten sind von der Entscheidung am Sonntag nicht betroffen, sie bleiben von den Rio-Spielen ausgeschlossen. Der Internationale Sportgerichtshof CAS hatte am vergangenen Mittwoch die Suspendierung des russischen Leichtathletik-Verbandes durch den Weltverband IAAF als regelkonform bestätigt.

Auch Whistleblowerin Julia Stepanowa wird in Rio trotz ihrer Mithilfe bei der Aufklärung des umfassenden Dopings in Russland nicht starten. Der Antrag der Leichtathletin, beim Ringe-Spektakel im August als „neutrale“ Athletin unter der olympischen Flagge antreten zu dürfen, lehnte das Internationale Olympische Komitee ab. Sie erfülle angesichts ihrer Doping-Vergangenheit trotz ihrer Verdienste um Aufklärung nicht die „ethischen Anforderungen“, hieß es.

Chronologie zum russischen Dopingskandal

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