Die Planungen der HSV Handballer stocken. Wunschkandidat Michael Biegler soll deshalb schon am 11. Februar kommen. Für die zweite Saisonhälfte setzt der HSV auf die bisherigen Spieler.

Hamburg. Die Handballer des HSV haben vor der Wiederaufnahme ihres Spielbetriebes am 11. Februar im europäischen EHF-Pokal gegen den slowenischen Spitzenclub Gorenje Velenje ihre vielleicht größte Baustelle geschlossen. Nach dem Fanforum am Donnerstagabend im Haus des Sports am Schlump scheinen die nach dem Rausschmiss von Trainer Christian Gaudin, 47, arg verstimmten Anhänger halbwegs versöhnt. Der Franzose wurde vor allem für seinen Mut geschätzt, jungen Spielern eine Chance zu geben.

„Wir hatten beim HSV sportliche und wirtschaftliche Krisen, aber noch nie eine Fankrise. Die Kommunikationsstörungen zwischen dem Club und seinen Anhängern sind nun hoffentlich behoben. Wir sind nach langer Funkstille wieder im Gespräch“, sagte Rechtsanwalt André van de Velde am Freitag dem Abendblatt. Der Fanbeauftragte, Vorsitzender des HSV-Handball-Ehrenrats, hatte zuletzt wiederholt beklagt, dass die Vereinsführung im vergangenen halben Jahr den Dialog mit den Anhängern hatte abreißen lassen.

Dauerkarteninhaberin und Trommlerin Stefanie Poloczek, 27, bewertete die zweistündige Veranstaltung indes kritischer: „Viele Fragen wurden ins Lächerliche gezogen. Leider erhielten wir oft schwammige Verdummungsantworten.“ Auch klare Ansagen zur wirtschaftlichen und sportlichen Perspektive des Vereins vermisste sie. Dennoch sei das Treffen ein Erfolg gewesen, „weil sich beide Seiten besser kennenlernen konnten“. Besonders der Auftritt von HSV-Hauptsponsor Andreas Rudolph, 59, gefiel Poloczek: „Wenn er so mit uns redet, versucht, Mensch zu sein, ist er gar nicht dieser absolutistische Herrscher. Wir hoffen nun alle, dass er dem HSV treu bleibt, sich besinnt und künftig nicht mehr mit Extremreaktionen für Unruhe sorgt.“

Von Montag an steht die Mannschaft wieder im Fokus. Interimstrainer Jens Häusler, 47, bittet nach 15 Tagen Urlaub um 16 Uhr in der Volksbank-Arena zum ersten Training. Für die zweite Saisonhälfte setzt der HSV auf das bisherige Personal. Neuzugänge für den Tabellenelften schloss Geschäftsführer Christian Fitzek, 53, aus: „Wenn unsere Verletzten zurückkehren, sind wir gut genug aufgestellt, um ein paar Plätze nach vorne zu kommen.“

Der Rumäne Alexandru Simicu (Knie), Adrian Pfahl (Oberschenkel) und Stefan Schröder (Hand) meldeten sich wieder gesund. Auch Petar Djordjic, 24, will nach acht Monaten Pause spätestens in einer Woche ins Mannschaftstraining einsteigen. Am 4. Mai des vergangenen Jahres hatte sich der wurfgewaltige Halblinke im Bundesligaspiel bei den Rhein-Neckar Löwen kurz vor Spielende zum zweiten Mal das Kreuzband des rechten Knies gerissen. „Wir werden ihn mit aller Vorsicht ins Team integrieren und dabei nichts überstürzen“, sagt Häusler. „Ich will nicht der Trainer werden, der Petars Karriereende zu verantworten hat.“

Wie lange Häusler („Ich habe keine Ambitionen auf den Cheftrainerposten“) die Bundesliga-Mannschaft betreuen wird, ist nicht geklärt. Geschäftsführer Fitzek bemüht sich weiter um seinen Wunschkandidaten Michael Biegler, 53. Der polnische Nationaltrainer steht jedoch frühestens nach der Weltmeisterschaft in Katar (15. Januar bis 1. Februar) zur Verfügung.

Bieglers Vertrag mit dem Verband läuft noch bis zur Europameisterschaft im Januar 2016 in Polen. „Spätestens zum 1. Juli werden wir einen neuen Trainer verpflichtet haben“, sagte Fitzek auf dem Fanforum. Der Geschäftsführer hofft allerdings auf eine schnellere Einigung mit Biegler. Dass der schon am 11. Februar gegen Celje auf der Bank sitzt, ist offenbar das Ziel.

Häusler sieht seine vorrangige Aufgabe beim HSV darin, die U23 endlich in die Dritte Liga zu führen. Die Chancen dafür scheinen in dieser Saison besser als jemals zuvor. Mit 21:1 Punkten liegt der Bundesliga-Nachwuchs in der Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein als Tabellenzweiter einen Punkt hinter dem DHK Flensborg (22:2), der ein Spiel mehr ausgetragen hat. An diesem Sonnabend (18 Uhr, Margaretha-Rothe-Sporthalle, Langenfort/Lorichstraße) könnte der HSV mit einem Sieg im Lokalderby bei der HG Hamburg-Barmbek die Tabellenspitze übernehmen.

Ohne neuen Trainer stocken die Personalplanungen für die nächste Saison. Zehn Spielerverträge laufen am 30.Juni aus. „Ich habe ein Personaltableau für 2015/16 im Kopf. Es ergibt jedoch keinen Sinn, ohne die Vorstellungen des neuen Coaches zu kennen, jetzt Entscheidungen zu treffen“, sagt Fitzek. Zudem sei das Budget noch nicht festgelegt. Gespräche mit den Hauptsponsoren stehen an, Fitzek ist nach den jüngsten Sondierungen optimistisch, wieder einen Etat um die sechs Millionen Euro zusammenzubekommen. Damit ließe es sich um die ersten fünf Plätze in der Bundesliga spielen.

Julia Ninic, langjährige HSV-Geschäftsstellenmitarbeiterin, ist ab sofort beim Bundesliga-Konkurrenten Hannover-Burgdorf für die Bereiche Marketing und Kommunikation zuständig. Ninics Vertrag beim HSV war im Juni nicht verlängert worden.