Gegen die Rhein-Neckar Löwen ist erstmals in dieser Saison ein Heimspiel der Handballer ausverkauft

Hamburg. Sogar die Hintertor-Räume werden an diesem Sonnabend in der O2 World bestuhlt. Wenn die Rhein-Neckar Löwen zum letzten Pflichtspiel des Jahres in Hamburg gastieren (18.15 Uhr/ Sport1 live), ist die Heimstätte der HSV-Handballer zum ersten Mal in dieser Bundesligasaison ausverkauft – mit 12.036 Zuschauern. „Wir freuen uns, dass die Fans dem HSV das Vertrauen zurückgeben“, sagt Geschäftsführer Christian Fitzek. Und auch der HSV will seinen Fans etwas zurückgeben. Via Facebook gab der Club nun den Termin für den als Aussprache geplanten „Fan-Dialog“ bekannt: Am 8. Januar (20 Uhr) stehen Mäzen Andreas Rudolph, Fitzek, Präsident Karl Gladeck, Aufsichtsrat Matthias Rudolph und einige Profis im Haus des Sports Rede und Antwort.

Eine Protestaktion oder ein Fernbleiben von Dauerkartenbesitzern gegen die Löwen, wie es einige im ersten Frust nach der Beurlaubung von Coach Christian Gaudin in Facebook-Kommentaren erwogen, befürchtet der Tabellenzehnte (20:22 Punkte) aktuell nicht mehr. „Volle Hütte, das wird geil, wir wollen die Löwen ein bisschen ärgern“, sagt Kapitän Pascal Hens. „Die Weihnachtsgans ist schon abtrainiert.“

Während die HSV-Profis nach der Niederlage beim THW Kiel (19:29) am Dienstag bloß am ersten Weihnachtstag frei bekamen, hielt der Tabellenzweite um Nationalmannschaftskapitän Uwe Gensheimer seit dem DHB-Pokalspiel am 17. Dezember (gegen Drittligist Wilhelmshaven) „Weihnachtsruhe“, wie es auf der Homepage heißt. Coach Nikolaj Jacobsen fuhr sogar einige Tage in seine Heimat Dänemark.

Von einer solchen Regenerationszeit konnte der HSV nur träumen. Gegen die Mannheimer fehlen nach wie vor die verletzten Adrian Pfahl, Alexandru Simicu und Stefan Schröder. Nur Linksaußen Kevin Schmidt (Schleimbeutelentzündung im Ellenbogen) kehrt zurück. „Wir haben keinen breiten Kader und wussten, dass die Saison schwer wird“, sagt HSV-Goalgetter Hans Lindberg. Besonders halbrechts bleibt in Pfahls Abwesenheit die Sorgenposition: Übergangscoach Jens Häusler probierte in Kiel dort sogar Allrounder (und Rechtshänder) „Matti“ Flohr in der Startformation.

Nach der erwartbaren Niederlage in Kiel will der HSV nun die „Löwen“ aus Baden bändigen. Dabei spricht fast alles für die Gäste. „Die Löwen sind genauso stark wie Kiel“, sagt Lindberg. Aber auch der Favorit ist gewarnt. „Der HSV hat eine Truppe, die an einem guten Tag jedes Team der Liga schlagen kann, wir müssen höllisch aufpassen“, sagt Löwen-Manager Lars Lamadé. Und HSV-Präsident Karl Gladeck? Der provoziert gerne mit unerwarteten Antworten. „Ach, die Löwen, die haben in dieser Saison auch schon gegen Erlangen und den Bergischen HC verloren.“

Und dann ist da noch die Trainerfrage beim HSV. Andreas Rudolph hatte unter der Woche in der „Sport Bild“ Kiels Alfred Gislason zum Wunschtrainer erklärt. Das sei „mit einem Smiley dahinter“ gewesen, gibt Fitzek eine Interpretationshilfe. „Ich sage zu der Trainerfrage nur: Wir setzen uns alle im Januar zusammen.“

Inzwischen wollen die Verantwortlichen nicht mehr partout ausschließen, dass Häusler nach der WM-Pause am 14. Februar bei der HSG Wetzlar noch die Interimsrolle innehat. Der 47-Jährige selbst hatte in Hannover noch bekräftigt, nur bis Jahresende auszuhelfen – mit Verweis auf seine U23, „die ich nicht wieder im Stich lassen will“.

Als er in der Saison 2011/12 für die Rückrunde zum Chefcoach befördert wurde, lag sein Team wie heute auf Aufstiegskurs in der Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein und verspielte die Führung noch. Fitzek will sich alle Optionen offenhalten: „Ach, wir haben Jens ein Stück weit überfahren.“ So oder so ist die Löwenpartie für Häusler etwas Besonderes: Bei der SG Kronau-Östringen, dem Vorgängerclub der Rhein-Neckar Löwen, hatte er 2005 seine Spielerkarriere beendet.