Nach vier Niederlagen in fünf Spielen scheint bei den HSV-Handballern das Vertrauen in den Trainer zu bröckeln. Entwarnung bei Bitter

Hamburg. Als Christian Fitzek am Montagabend die Sponsoren der HSV-Handballer zum traditionellen Partnertreff im Bahrenfelder NH-Hotel empfing, hatte der Geschäftsführer gute Neuigkeiten zu verkünden: Der Hamburger Baustoffhersteller Henri Benthack will den Verein künftig mit einer namhaften Summe unterstützen. Das Geld kann der HSV gut gebrauchen, die Frage ist nur, was dringender saniert werden muss: der Saisonetat, der noch immer nicht vollständig gedeckt ist, oder doch eher die Mannschaft?

Von den letzten fünf Spielen gingen vier verloren, den einzigen Sieg (21:20 gegen den Bergischen HC) stufte sogar Präsident Karl Gladeck als „unverdient“ ein. Über die 28:32-Heimniederlage am Sonntag gegen den als Tabellenletzten angereisten TBV Lemgo ließ sich das nicht sagen. Vielmehr soll Mäzen Andreas Rudolph drastische Worte gefunden haben, als er in der Halbzeitpause und nach dem Spiel die Mannschaft in der Kabine aufsuchte, auch wenn Gladeck die Aussagen positiv werten wollte: „Er hat unserem Trainer Christian Gaudin den Rücken gestärkt.“

Es soll Profivereine geben, bei denen das ein sicheres Indiz für einen bevorstehenden Trainerwechsel wäre. Beim HSV gehen die Deutungen diesbezüglich auseinander. Gaudin, 47, hatte zu Saisonbeginn ein schwieriges Erbe angetreten: Er sollte eine Mannschaft, die nach dem nur knapp abgewendeten Lizenzentzug einige ihre Stars verloren hatte, mit unbekannten Nachwuchskräften wiederaufrichten. Damit schien der missglückte Saisonstart (2:10 Punkte) hinreichend erklärt. Nach einem Zwischenhoch tun sich inzwischen aber neue Fragen auf, und sie werden bis zur WM-Pause im Januar lauter werden, sollte der Abwärtstrend in den verbleibenden Partien am Sonnabend in Hannover, nächsten Dienstag in Kiel und gegen die Rhein-Neckar Löwen am 27. Dezember nicht gestoppt werden.

Natürlich gibt es auch Antworten. Die naheliegendste: Der HSV musste gegen Lemgo Stammkräfte ersetzen, konnte es aber nicht. Henrik Toft Hansen (Siebbeinbruch) wurde am Kreis schmerzlich vermisst, Stefan Schröder (Finger) für seinen Kampfgeist, Adrian Pfahl im rechten Rückraum – er fehlt aufgrund seines Muskelfaserrisses auch im vorläufigen WM-Aufgebot von Bundestrainer Dagur Sigurdsson. Wenigstens konnte bei Johannes Bitter am Montag Entwarnung gegeben werden. Eine Magnetresonanztomografie seines Knies blieb ohne Befund, vermutlich liegt nur eine Muskelreizung vor.

„Wenn in so einer Situation nicht alle verbliebenen Spieler in Bestform sind, kann man durchaus auch gegen Lemgo verlieren“, sagt Fitzek. Immerhin habe die Mannschaft anders als bei der Heimniederlage vor zwei Wochen gegen Balingen-Weilstetten den Kampfgeist diesmal nicht vermissen lassen. Fitzeks Treuebekenntnis zu Gaudin („Er ist momentan der richtige Trainer für uns“) lässt allerdings Interpretationsspielraum.

Gaudin selbst hat gegenüber Vertrauten mangelnden Respekt für seine Arbeit beklagt. Die Erwartungshaltung im Verein, der noch zwei Wochen lang als letztjähriger Champions-League-Sieger bezeichnet werden darf, sei nicht den neuen Gegebenheiten angepasst worden. Dass ihm intern unzureichende Deutschkenntnisse vorgeworfen werden, hält Gaudin für einen Vorwand: „Wenn man einen Hund töten will, sagt man einfach, er hat Tollwut.“