Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Am heutigen Donnerstagabend treffen sich die Mitglieder des Handball-Sport-Vereins Hamburg im Haus des Sports (U-Bahn Schlump) zu ihrer jährlichen Versammlung. Ein neuer Ehrenrat muss gewählt werden, ein Aufsichtsrat ebenfalls. Ex-Profi Andreas Rastner und Vorstand Christoph Strenger bewerben sich um den letzten freien Posten des Kontrollgremiums. Der neue Präsident Karl Gladeck wird für die ersten acht Wochen seiner Amtszeit Rechenschaft ablegen, die Rechnungsprüfer werden ihren Bericht vorstellen. Routine also. So oder ähnlich läuft es in den 91.000 deutschen Sportvereinen einmal im Jahr ab.

Nun ist dieser HSV kein Verein wie jeder andere, ihm gehören 25,1 Prozent jener Handball-Bundesligamannschaft, die 2014 vor allem abseits des Spielfeldes Aufmerksamkeit produzierte. Der Kampf um die Erstligalizenz hat den Club im Sommer gespalten, und bis heute würden viele das Team lieber in der Dritten Liga werfen als in der byzantinischen Abhängigkeit von den Financiers Andreas und Matthias Rudolph zappeln sehen.

Klare Aussagen der Rudolphs zur Zukunft der Mannschaft wären heute wünschenswert wie hilfreich. Sie wären Gesten des Respekts gegenüber der Mitgliederversammlung, dem höchsten Organ des Clubs – zudem ein Angebot der Versöhnung. Was die HSV-Handballer brauchen, ist eine wirtschaftliche Perspektive für die nächsten drei bis fünf Jahre, ein Masterplan, wie der Verein an die Bundesligaspitze zurückgeführt werden kann. Geschäftsführer Christian Fitzek und Trainer Christian Gaudin haben ihn in der Schublade. Es wäre der große Wurf, wenn von der Versammlung das Signal ausginge, dass diese Pläne ab sofort umgesetzt werden können. Nur dann wäre Torhüter Johannes Bitter, der letzte Weltklassespieler des HSV, noch in Hamburg zu halten.