Dem öffentlichen Training sollen weitere Maßnahmen folgen

Hamburg. Wie es sich anfühlt, plötzlich Handballprofi zu sein, konnte Justin Rundt am Mittwochabend erleben. Dutzende HSV-Fans umlagerten den jungen Torhüter nach dem öffentlichen Training in der Sporthalle Hamburg, einige wünschten sich seine Unterschrift auf T-Shirt, Schuh oder Mannschaftsposter, andere baten ihn, für ein gemeinsames Foto zu posieren. Es war nicht das erste Mal, dass Rundt, 19, mit der Bundesligamannschaft üben durfte. Aber es war das erste Mal, dass er sich auf einen konkreten Einsatz vorbereitete. Am Sonnabend beim TuS N- Lübbecke (19 Uhr) soll der Torhüter der HSV-Oberligamannschaft Max-Henri Herrmann, 20, ersetzen, der sich das vordere Außenband im linken Bein gerissen hat und voraussichtlich vier Wochen nicht zur Verfügung steht.

„Die Anspannung ist schon groß“, gestand Rundt. Dank einer Förderlizenz darf er bereits regelmäßig das Tor des Zweitligisten Henstedt-Ulzburg hüten. „Aber der Sprung zur ersten Liga ist noch einmal viel größer als der von der vierten zur zweiten.“ Unter diesen Umständen war das öffentliche Training vielleicht die beste Vorbereitung. Jede Parade Rundts wurde von den 307 Zuschauern mit wohlwollendem Applaus aufgenommen. Und von Johannes Bitter gab es wertvolle Tipps. „Justin ist sehr schnell“, lobte der Weltmeistertorwart von 2007, „aber wir sollten von ihm keine Wunderdinge erwarten.“

Das scheint derzeit aber für die ganze Mannschaft zu gelten. Nach sechs Spielen ist der Champions-League-Gewinner des vergangenen Jahres noch ohne Sieg. Und noch immer lasten die Wirren der Vorsaison, als die Lizenz nach beispiellosen vereinsinternen Querelen erst in letzter Instanz erstritten wurde, auf der Beziehung zu den Fans. Fast ein Viertel von ihnen hat der HSV allein in dieser Saison verloren.

Das öffentliche Training war eine erste vertrauensbildende Maßnahme. „Es wird nicht die letzte bleiben“, versprach Geschäftsführer Christian Fitzek. Fitzek will den HSV „präsenter“ machen in der Stadt. Konkrete Maßnahmen sollen von Montag an erarbeitet werden. Schon bevor an diesem Abend bei der Mitgliederversammlung die Vereinsgremien neu zu besetzen sind, will Fitzek die Geschäftsstelle umorganisieren und die Aufgabenbereiche seiner Mitarbeiter genauer abgrenzen.

Kamen am Mittwoch nur die ohnehin treuen Fans, sollen künftig auch neue Zielgruppen erschlossen werden – gedacht ist an öffentliche Trainings in den Handballhochburgen des Umlands, an Schulkooperationen und Aktionen auf öffentlichen Plätzen oder in Einkaufszentren. Trainer Christian Gaudin gilt es davon allerdings noch zu überzeugen. Er war mit dem Training am Mittwochabend unzufrieden: „Da war kein Rhythmus drin. Ich weiß nicht, lag es an den Zuschauern? Den Journalisten?“ Immerhin: Er habe schon öfter gute Spiele nach schlechten Trainings erlebt. Das lässt hoffen.