Ein Kommentar von Achim Leoni

„Den HSV-Handballern laufen die Zuschauer davon“: So hat das Abendblatt vor ziemlich genau einem Jahr an dieser Stelle getitelt. Am Befund hat sich nichts geändert, im Gegenteil. Die ersten drei Heimspiele dieser Saison wollten durchschnittlich 6446 Zuschauer sehen, 1719 oder gut 20 Prozent weniger als im Vorjahr, wobei zwei der drei Auftaktgegner damals die gleichen waren. Die Zahl der Dauerkartenbesitzer, mithin der Stammkunden, ist sogar um mehr als 30 Prozent auf 3700 gesunken.

Diesmal lässt sich der Schwund leichter erklären. Wurde vor einem Jahr auf der Geschäftsstelle gerätselt, warum selbst der Gewinn der Champions League dem Club keine zusätzlichen Anhänger eingetragen hat, raunen sie sich jetzt zu, dass es in Anbetracht der Umstände – der Hängepartie um die Lizenz, dem Ausverkauf der Leistungsträger, dem Wechsel der Führungskräfte, der sportlichen Krise – auch schlimmer hätte kommen können. Mag der HSV in der Bundesliga auf Rang 18 abgestürzt sein, in der Zuschauergunst ist er noch immer die Nummer drei in Deutschland.

Dieser Platz aber wird schwer zu halten sein. Mit sportlichem Erfolg allein, das lehrt die vergangene Saison, lassen sich Sympathien nicht zurückgewinnen. Er ist eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung, um die Tribünen zu füllen. Der HSV muss in der Stadt präsenter werden, sich mit kreativen Aktionen ins Gespräch bringen, kurzum: Er muss jene Basisarbeit leisten, die in den vergangenen Jahren versäumt wurde. Ein öffentliches Training kann nur der Anfang sein.