Hamburger Handballer spielen zum Bundesliga-Auftakt 27:27 beim VfL Gummersbach

Gummersbach. Es sind Ergebnisse wie diese, die Trainer und Spieler oft ratlos zurücklassen. 27:27, unentschieden also, hatten sich der VfL Gummersbach und der HSV zum Auftakt der neuen Handball-Bundesligasaison getrennt, und Christian Gaudin, der neue Trainer der Hamburger, war „ein bisschen traurig, dass sich meine Mannschaft nicht für ihren großen Einsatz belohnt hat“, aber letztlich froh darüber, „dass am Ende die Höchststrafe einer Niederlage ausgeblieben ist. Das wäre ungerecht gewesen.“ Wer in sein Gesicht schaute, ahnte aber, wie sehr sich der Franzose über den Spielausgang ärgerte. Immer wieder schüttelte er den Kopf, und bis zur Abfahrt des Mannschaftsbusses gab er sich alle Mühe, seinem Ärger nicht die nötige Luft zu verschaffen.

Möglich war beides gewesen, zwei oder null Punkte, in einem Spiel, das der HSV 40 Minuten lang souverän führte, 21:17 vorne lag und im Ballbesitz den Vorsprung hätte ausbauen können. Dass er schließlich um den einen Punkt bangen musste, hatte viel damit zu tun, „dass die Hamburger zwar weiter eine gute erste Sieben besitzen, dahinter aber doch noch etwas die Klasse fehlt“, wie Heiner Brand bemerkte. Dennoch traut der ehemalige Bundestrainer dem HSV in dieser Saison mehr zu als bloß einen Mittelfeldplatz. „Man sieht das Potenzial bei den Neuzugängen und den jungen Spielern. Es sollte nur eine Frage der Zeit sein, bis die Mannschaft ihre Möglichkeiten umsetzen kann.“

Sein Team sei noch in der Findungsphase, urteilte auch Kapitän Pascal Hens, da sei es normal, dass in kritischen Phasen mal falsche Entscheidungen getroffen werden. „Wir hätten dieses Spiel gewinnen können, ja müssen, in der zweiten Angriffswelle haben wir uns aber zu viele Fehler geleistet. Jetzt müssen wir es am Freitag gegen Hannover und am Sonntag gegen Kiel besser machen. Dazu sind wir in der Lage.“

Jedes Spiel, davon ist Geschäftsführer Christian Fitzek überzeugt, werde dieses Team weiterbringen: „In der Vergangenheit konnte sich jeder bei uns darauf verlassen, wenn es mal nicht so läuft, dass da draußen ein paar Weltklassespieler sitzen. Die spielen aber jetzt in anderen Clubs. Jeder der Etablierten muss sich nun noch ein bisschen mehr reinhängen, denn wir haben im Moment nicht die großen Alternativen. Das muss in die Köpfe unserer Spieler.“

Gaudin ließ nach der für ihn „zu kurzen Saisonvorbereitung“ erst mal alles beim Alten, vertraute zunächst denen, die nach dem Ausverkauf der Stars in Hamburg geblieben sind; was sich anfangs bewährte. Schnell führte der HSV 4:1 (7. Minute), auch weil Torhüter Johannes Bitter seinen Arbeitsplatz geschmeidig verteidigte. Der Hallensprecher hatte in dieser Phase alle Mühe, das Publikum zu animieren. Erst als Florian von Gruchalla die Gummersbacher zum 8:7 (16.) erstmals in Führung warf, kam die geforderte Stimmung auf.

Der Rückstand ließ Gaudin reagieren. Mit Alexandru Simicu schickte er in der 18. Minute den ersten Neuzugang (für Hens) aufs Feld, später sollten mit dem schwedischen Spielmacher Richard Hanisch und Kreisläufertalent Tim-Oliver Brauer aus der eigenen U23 zwei weitere folgen. Welche Kraft der Rumäne im rechten Arm hat, erfuhr Nationaltorhüter Carsten Lichtlein schnell. Aus acht Metern wuchtete Simicu den Ball ins Netz, ballte kurz die Hand zur Faust und brachte sofort in der Abwehr seine 2,02 Meter ein. Und wäre der eine oder andere Abspielfehler vermieden worden, der indes auch den Gummersbachern unterlief, der HSV hätte nach 30 Minuten höher als 15:12 führen können.

Diese Unzulänglichkeiten, weil sie sich nach dem Seitenwechsel fortsetzten, rächten sich. Andreas Schröder gelang erst das 21:21, 35 Sekunden später die Gummersbacher Führung (22:21/44.). Kurz danach beendete Gaudin Hanischs Intermezzo. Fortan durfte wieder Kentin Mahé die Bälle verteilen, was er ideenreich mit Drang zum Tor tat. Wenn er gelegentlich die Übersicht verlor, zweimal bei Tempogegenstößen, war das seinem Übereifer geschuldet. Daran lag es nicht, dass der HSV in den letzten 15 Minuten um den einen Punkt kämpfen musste. Der für Lichtlein eingewechselte Matthias Puhle raubte mit seinen Reflexen jetzt den Hamburgern den Mut zu Würfen aus dem Rückraum. Simicu wirkte plötzlich zaghaft, so blieb es Rechtsaußen Stefan Schröder vorbehalten, wenigstens für das 27:27 (59.) zu sorgen. „Das Ergebnis geht in Ordnung, wenn auch beide Teams zu Recht mit den Schiedsrichtern hadern können. Am Ende hat sich aber auch das ausgeglichen“, meinte Brand.

Tore, Gummersbach: A. Schröder 7, von Gruchalla 5 (1 Siebenmeter), Bult 4, Larsson 3, Santos 3 (1), Schindler 2, Becker 2, Jonsson 1; HSV: Mahé 7, Pfahl 7 (1), Schröder 3, Simicu 3, Jansen 3 (1), Toft Hansen 2, Brauer 1, Hens 1. SR: Dinges/Kirsch (Eggenstein/Leopoldshafen). Zuschauer: 3168. Zeitstrafen: 2; 1. In der zweiten Runde des deutschen Pokals muss der HSV am 22. Oktober zum Bundesliga-Konkurrenten Hannover-Burgdorf.