Ein Kommentar von Rainer Grünberg

„Rudolph – wer sonst“ lautete vor 17 Tagen die Schlagzeile im Abendblatt, als die HSV-Handballer noch auf der Suche nach einem neuen Geschäftsführer waren und die Machtverhältnisse im Club andere Lösungen als unvernünftig erschienen ließen. Christian Fitzek, der ehemalige Sportchef des Vereins, ist es nun geworden, und ob er den ins Schlingern geratenen deutschen Meister von 2011 und Champions-League-Sieger von 2013 wieder auf Titelkurs bringen kann, wird vor allem davon abhängen, wie er mit Andreas Rudolph, dem wichtigsten Geldgeber, und dessen Bruder Matthias Rudolph, dem Mehrheitsgesellschafter der Spielbetriebs GmbH & Co. KG, kommunizieren kann.

Fitzeks Vorteil: Im Gegensatz zu seinen gescheiterten Vorgängern Holger Liekefett und Frank Rost, die es nur wenige Monate beziehungsweise Wochen im Amt hielt, kennt er den Club, seine Strukturen, die Mitarbeiter und die Befindlichkeiten der Rudolphs. Er weiß, worauf er sich einlässt, wo die Fallstricke, wo die Chancen liegen. Ein Familienunternehmen wie den HSV Handball unabhängig von seinen Eignern zu machen darf daher nicht Fitzeks vorrangiges Ziel sein, es wirtschaftlich auf mehrere tragfähige Füße zu stellen muss es wiederum sein. Sonst wird seine vierte Amtszeit beim HSV seine kürzeste.

Beim Bestreben, den lange erstklassigen Ruf des HSV Handballs wiederherzustellen, kann sich Fitzek jetzt auf eine kampferprobte Mannschaft auf der Geschäftsstelle verlassen, die in der größten Krise des Vereins Qualität und Einsatzwillen bewies. Wenn sich Fitzek nicht als Retter, sondern als Teamplayer versteht, zusammenführt, was zusammengehört, den Rudolphs eine wichtige, aber keine allmächtige Rolle zugesteht, sollte gelingen, was noch vor sechs Wochen als unmöglich erschien: dem HSV Handball eine Zukunft zu geben, die über den 30. Juni 2015 hinausgeht.