Holger Liekefett, Geschäftsführer der HSV-Handballer, beruhigt das Team vor dem Magdeburg-Spiel

Hamburg. Am Montag hatte Holger Liekefett, 51, endlich einmal wieder gute Nachrichten für die HSV-Handballer. Die seit zehn Tagen fälligen März-Gehälter sollen noch in dieser Woche überwiesen werden, teilte der neue Geschäftsführer Mannschaft und Trainern vor dem Bundesligaspiel am Dienstag (20.15 Uhr/Livestream bei tv.sport1.de) beim SC Magdeburg mit. Die Mitarbeiter der Geschäftsstelle haben ihr Geld bereits erhalten.

„Im Geschäftsleben kann es immer wieder mal zu Zahlungsengpässen kommen, wenn zugesagte Gelder verspätet oder nicht wie vereinbart eintreffen. Das ist zwar für alle Beteiligten ärgerlich, aber kein Drama. Der HSV Handball ist bislang allen seinen Verpflichtungen nachgekommen, und das wird sich auch in Zukunft nicht ändern“, sagte Liekefett. Die Lizenz für die nächste Bundesligasaison sei deshalb auch nicht in Gefahr. Es gebe klare Zusagen von Präsident, Hauptsponsor und Mäzen Andreas Rudolph, 59, zur Finanzierung der laufenden und der kommenden Saison, „und denen vertraue ich“. Einen Grund, das nicht zu tun, „sehe ich im Moment nicht“. Auf dieser Basis habe er seinen Job vor zwei Monaten bei den HSV-Handballern angetreten, betonte der promovierte Biochemiker.

Entspannt dürfte die Lage beim Champions-League-Sieger dennoch nicht sein. Rudolph, der den Club seit dem Dezember 2004 überaus großzügig alimentiert, hatte Mitte Februar über größere Finanzierungslücken bis zum Saisonende berichtet. Noch rund ein Drittel der für diese Spielzeit im Etat geplanten Ausgaben von 9,5 Millionen Euro werden bis zum 30. Juni fällig. Wie hoch dagegen die Einnahmen ausfallen werden, die in den nächsten Wochen beim HSV eingehen sollen, ist unklar.

Vor allem der geplatzte Millionendeal mit Kentaro schlägt ins Kontor. Das Schweizer Unternehmen hatte vom HSV 2010 die Vermarktungsrechte für fünf Jahre übertragen bekommen und dafür eine Gegenleistung von insgesamt gut vier Millionen Euro garantiert. Als die Zahlungen ausblieben, zog der HSV vor Gericht und bekam recht. Der Vertrag wurde inzwischen aufgelöst. Doch noch immer schuldet Kentaro dem HSV einen siebenstelligen Betrag.

Liekefett will bei der Vermarktung auf externe Dienstleister verzichten und selbst auf Sponsorenakquise gehen. Durchschlagende Erfolge sind bisher ausgeblieben, wobei ihm das Aus im Champions-League-Achtelfinale und Rudolphs Schlingerkurs nicht gerade in die Hände spielten. Immerhin: Hauptsponsor AOK Rheinland/Hamburg soll bereit sein, den auslaufenden Vertrag ein weiteres Mal zu verlängern – wenn auch in leicht reduziertem Umfang. Die Krankenkasse ist vom Sommer an, wenn der Elektronikriese Sharp aus dem sogenannten Diamant-Club ausscheidet, der einzige große Geldgeber des HSV, der nicht zu Rudolphs Firmenimperium gehört.

All das auszublenden ist der Mannschaft bisher noch erstaunlich gut gelungen. Will sie in Magdeburg bestehen, darf der Fokus auch nur auf das Spielfeld gelenkt bleiben. Wie schwer es gegen den Tabellensiebten sein kann, haben alle drei Meisterschaftskonkurrenten des HSV schon erfahren müssen. Der mit den Hamburgern punktgleiche Tabellendritte Flensburg-Handewitt (46:10 Punkte) verlor in Magdeburg, die zweitplatzierten Rhein-Neckar Löwen (47:9) schafften nur ein Unentschieden, Spitzenreiter THW Kiel (49:7) holte gar aus zwei Duellen mit dem Traditionsclub nur einen Punkt.

„In den letzten Spielen hat man gesehen, was sie draufhaben“, sagt HSV-Trainer Martin Schwalb, „sie sind in der Lage, ihren Gegner vor große Probleme zu stellen.“ Wenn seine Mannschaft die löst und Kiel tags darauf bei den Löwen verliert, ist plötzlich sogar die Meisterschaft drin. Das wäre dann wirklich einmal eine gute Nachricht.