Hamburg. Beim Final Four in ihrem Wohnzimmer O2 World waren die HSV-Handballer nach dem frühen Pokal-Aus gegen Göppingen bloß Zuschauer. Ohnehin scheinen die meisten Verantwortlichen des Champions- League-Siegers derzeit nur erstaunt verfolgen zu können, was um sie herum geschieht – oder eben nicht geschieht.

Die Hamburger Profis, Trainer Martin Schwalb und die Mitarbeiter der Geschäftsstelle warten seit dem 5. April auf ihre März-Gehälter. Die summieren sich auf etwa 550.000 Euro. Sie sind, Stand Sonntagabend, bisher nicht auf den Konten eingegangen. Es ist das erste Mal seit neun Jahren, dass diese Zahlungen überfällig sind. Zudem sind noch rund 500.000 Euro Hallenmiete für die O2 World zu begleichen. Auch bei Lieferanten und Spielerberatern hat der Verein Außenstände.

Der neue Geschäftsführer Holger Liekefett wiederum fordert eine Patronatserklärung seines Präsidenten Andreas Rudolph, 59. Die soll dem Club die Lizenz für die kommende Saison sichern. Ohne Rudolphs Millionen-Garantien würde der HSV die Spielgenehmigung nicht erhalten, heißt es aus Kreisen der Handball-Bundesliga (HBL). Das sei in den vergangenen Jahren allerdings nie anders gewesen.

Rudolph, zurzeit auf seinem Anwesen auf Mallorca, wollte am Sonntagabend gegenüber dem Abendblatt zu den Vorgängen keine Stellung nehmen: „Ich habe keine Ahnung, ich bin im Ausland. Fragen Sie die Geschäftsführung.“

Liekefett, HSV-Handball-Schatzmeister Jens Lingthaler und -Buchhalter Sven Fahrenkrug hatten am Sonnabend in Hamburg der HBL ihren Etatansatz für die Saison 2014/15 erklärt. Die eingereichten Unterlagen reichen der Liga aber offenbar nicht. Dennoch glaubt in der Handball-Bundesliga jeder, dass der HSV noch liefern wird. Der Club ist nämlich fest eingeplant für den „Tag des Handballs“ am 6. September. Zum Auftakt der neuen Spielzeit sollen die Hamburger im Frankfurter Fußballstadion gegen die Rhein-Neckar Löwen antreten. 25.000 Tickets sind bereits verkauft. „Der HSV wird dieses Spiel bestreiten, alles andere diskutiere ich nicht“, sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann am Sonntag. Bis Mitte Mai hat der HSV Zeit nachzubessern.

Liekefett gibt sich dann auch halbwegs entspannt: „Andreas Rudolph hat bei meiner Vorstellung am 18. Februar öffentlich erklärt, dass die laufende Saison und die Lizenz für die nächste Spielzeit gesichert sind. Darauf verlassen ich mich.“ Diese Zusagen werde er notfalls einfordern. Schließlich hat Liekefett, Rudolph: „Mein Traumkandidat“, einen tadellosen Ruf in der Geschäftswelt. Den wird er nicht beim HSV Handball aufs Spiel setzen wollen.

Bislang hat Rudolph zu allen seinen Verpflichtungen gestanden. Dass er das auch diesmal tun wird, bezweifelt momentan niemand. Andernfalls droht dem HSV die Insolvenz. Aufregung herrscht im Verein nur, weil der Präsident vor 14 Tagen nach dem Aus in der Champions League gegen Skopje wieder mal zürnte: „Wir haben die falschen Spieler, den falschen Trainer. Ich mache den Laden jetzt dicht.“