HSV-Handballer verlieren das Achtelfinalrückspiel der Champions League gegen Vardar Skopje mit 29:30 (15:17)

Hamburg. „So ein Scheiß, ganz ehrlich“, seufzte Hallensprecher Christian Stübinger ins Mikrofon. Sein Entsetzen teilten in der Sporthalle Hamburg 2800 zuvor stimmgewaltige Zuschauer, denen es jetzt die Sprache verschlagen hatte wie HSV-Geschäftsführer Holger Liekefett: „Im Moment fällt mir nichts mehr ein. Ich bin nur noch frustriert.“ Die HSV-Handballer hatten gerade unerwartet das Achtelfinalrückspiel in der Champions League gegen den mazedonischen Meister Vardar Skopje 29:30 (15:17) verloren, was nach dem 28:28 im Hinspiel das Aus bedeutete. In Skopje hatte der HSV eine Sechstoreführung vergeben. Zum ersten Mal scheiterte damit der Titelverteidiger bereits im Achtelfinale. Das dürfte beim ohnehin klammen Club weitere Löcher in den Etat reißen. Die Ende dieser Woche beim HSV fälligen Gehaltszahlungen für den Monat März von rund 550.000 Euro wird wohl erneut Vereinspräsident Andreas Rudolph vorstrecken müssen.

Die Gegensätze nach dem Spiel hätten nicht größer sein können. Während die HSV-Profis stumm auf den Bänken in ihrer Kabine hockten, die Köpfe gesenkt, hallten vom anderen Ende des Ganges die fröhlichen Gesänge der Spieler aus Skopje. „Wir sind unfassbar enttäuscht“, sagte Rechtsaußen Stefan Schröder. Trainer Martin Schwalb war immerhin zu einer ersten Analyse fähig: „Wir waren zu langsam auf den Beinen, kamen oft den letzten wichtigen Schritt zu spät, da fehlte die Spritzigkeit. Auch waren einige nicht in Bestform. Dass wir in diesem Jahr noch kein Spiel verloren haben und dann dieses wichtige, das tut schon sehr, sehr weh.“

Drei technische Fehler im Angriff von Abwehrchef Davor Dominikovic, Spielmacher Domagoj Duvnjak und Linksaußen Matthias Flohr hatten dem HSV bereits den Start ins Spiel erschwert. Skopje führte schnell 6:4, auch weil Torhüter Petar Angelow wie im Hinspiel bewies, dass er ein erstklassiger Torhüter ist, obwohl er im internen Ranking bislang nur die Nummer drei war. 100 Mazedonier, die meisten von ihnen aus Hamburg und Umgebung, feierten ihren Schlussmann jedenfalls frenetisch. Beifall verdiente sich auf der anderen Seite anfangs auch Johannes Bitter. Der Nationaltorhüter hielt die Hamburger im Spiel, parierte gleich mehrere freie Würfe vom Kreis. „Bitter für Deutschland“, riefen die Fans.

Was seine Vorderleute boten, erfüllte indes zu selten den Anspruch internationaler Klasse. Zwar konnte der Spanier Joan Cañellas den HSV in der 15. Minute zum 9:8 das erste Mal in Führung werfen, aber die Abwehr war nicht in der Lage, diese zu halten, und der Angriff scheiterte mehrmals beim Versuch, den Vorsprung auszubauen. „Unser Gesamtpaket stimmte diesmal nicht“, klagte Schwalb. Die Konsequenz: Alex Dujshebaev gelang in der 22. Minute aus dem Rückraum das 11:14. HSV-Präsident Rudolph und Geschäftsführer Liekefett schüttelten auf der Tribüne fassungslos den Kopf. Beim Halbzeitrückstand von 15:17 schien klar, dass dem HSV nicht einmal ein Unentschieden zum Weiterkommen reichen könnte, weil Skopje selbst ohne ihren am linken Auge verletzten Weltklasse-Linksaußen Timur Dibirow wahrscheinlich mehr Auswärtstore als jene 28 Treffer des HSV in Mazedonien erzielen würde.

Ein Sieg musste also her. Schwalb setzte in der zweiten Hälfte erst einmal auf die Wurfgewalt eines Petar Djordjic, dessen Bälle, wenn sie dann aufs Tor kommen, kaum zu parieren sind. Aber für seine Schüsse sucht sich der 23-Jährige nicht immer die beste Position, weshalb der Trainer alsbald wieder Kapitän Pascal Hens den Vorzug gab. Bei allem Einsatz und Kampfgeist, die Hamburger kamen in ihrem Bemühen nicht recht voran, um den Rückstand aufzuholen. Zwar gelang Cañellas in der 40. Minute per Siebenmeter das 21:21, fünf Minuten später jedoch erstickte Kreisläufer Igor Karacic mit dem 26:21 für Skopje zwischenzeitlich aufkeimende Hoffnungen aufs Viertelfinale. Da half auch kein Lamentieren, dass Schröder und der genesende Halbrechte Adrian Pfahl bei Postentreffern Pech statt Harz an den Fingern klebte. Dennoch kam in den Schlussminuten noch einmal Dramatik auf. Marcus Cleverly hielt beim Stand von 28:29 einen Siebenmeter von Karacic (57.) mit dem linken Oberarm, im Gegenzug aber scheiterte Cañellas bei derselben Übung an Angelows linkem Fuß. Die letzte Chance war vertan, Skopjes Spieler durften sich aufs Jubeln einstimmen.

Tore, HSV Hamburg: Schröder 7, Duvnjak 7, Canellas 6 (5 Siebenmeter), Djordjic 4, Nilsson 2, Hens 1, Z. Markovic 1, Flohr 1; Vardar Skopje: Dujshebaev 7, Karacic 7 (5), F. Lazarow 6, Brumen 3, Tschipurin 2, Stoilow 2, Pribak 2, D. Markovic 1. Schiedsrichter: Gjeding/Hansen (Dänemark). Zuschauer: 2907. Zeitstrafen: 3; 2.