40.000 Euro stehen im Champions-League-Achtelfinale gegen Skopje auf dem Spiel

Hamburg. Dass das Verhältnis zwischen den HSV-Handballern und den Füchsen Berlin seit geraumer Zeit gewissen Spannungen unterliegt, durfte HSV-Präsident Andreas Rudolph am Freitag wieder einmal erfahren. „Unsportlichkeit“ hatte Rudolph den von Verletzungssorgen geplagten Berlinern auf eine entsprechende Reporterfrage vorgeworfen, weil diese im Bundesligaspiel am Vorabend zeitweise vier Nachwuchsspieler einsetzten. Der HSV siegte 39:32 (21:11). Die empörten Reaktionen aus der Hauptstadt ließen am Tag danach nicht lange auf sich warten.

„Ich bin fassungslos“, erregte sich Füchse-Präsident Frank Steffel. Rudolphs Einstellung zeige ein tiefgreifendes Problem des deutschen Handballs: „Statt in den eigenen Nachwuchs zu investieren, werden von außen für immer teurere Gelder Spieler eingekauft.“ Es ist gerade sieben Monate her, da hatte Steffel aufgrund des Werbens der Hamburger um Berlins Nationaltorhüter Silvio Heinevetter, 29, Rudolphs Mäzenatentum beim HSV und die angeblich unseriöse Finanz- und Personalpolitik des Vereins kritisiert. Nun würde man Steffel wohl zu viel Ehre zuteil werden lassen, führte man die momentan zögerlichen Personalplanungen des HSV für die nächste Saison auf die Verbalattacken des CDU-Politikers zurück. Zwar will der Champions-League-Sieger künftig nur noch so viel ausgeben, wie er einnimmt, doch Rudolph kündigte jetzt an, dass Trainer Martin Schwalb ab sofort seine Wünsche äußern dürfte.

Nachdem der neue Geschäftsführer Holger Liekefett bis auf seinen fristlos entlassenen Vorgänger Christoph Wendt allen gekündigten Geschäftsstellenmitarbeitern neue, leistungsbezogene Verträge anbieten will, sollen in den nächsten Tagen und Wochen auch die Planungen für den Profikader vorangetrieben werden. „Mit den zwölf Spielern, die bei uns für die nächste Saison bereits unter Vertrag stehen, wären wir heute schon international konkurrenzfähig“, sagte Rudolph allerdings.

Von den acht Profis, deren Verträge auslaufen, erhielt bislang nur Rechtaußen Stefan Schröder, 32, die Zusage zur Weiterbeschäftigung. Während Domagoj Duvnjak (THW Kiel), Torhüter Marcus Cleverly (Kolding Kopenhagen) und Blazenko Lackovic (Vardar Skopje) neue Arbeitgeber gefunden haben und Zarko Markovic wohl zum 2015-WM-Gastgeber Katar wechselt, wären Stand heute Abwehrchef Davor Dominikovic, 35, sowie die Linksaußen Torsten Jansen, 37, und Matthias Flohr, 32, demnächst arbeitslos. Flohr (seit 2004 im Verein) und Jansen (seit 2003), beide keine Spitzenverdiener beim HSV, dürfen nun auf neue Offerten ihres alten Clubs hoffen. Dominikovic knüpft Kontakte in seine Heimat Kroatien.

Fehlen noch ein zweiter Torhüter, sofern Talent Max-Henri Herrmann, 20, der gerade neun Kilogramm abgenommen hat, nicht Schwalbs Vertrauen erfährt, und ein Linkshänder für den rechten Rückraum – falls der wurfgewaltige Markovic nicht doch bleiben soll. Ein routinierter Spielmacher neben dem Spanier Joan Cañellas wäre für den Trainer ebenfalls eine Option. Bisher ist Kentin Mahé für diese zentrale Rolle vorgesehen. Der quirlige Franzose könnte auch weiter den Linksaußen geben. Das Budget für Neu- und Weiterverpflichtungen müssen nun Rudolph, Liekefett und Schwalb aushandeln.

Geld für Einkäufe soll schon am Sonntag in die Kasse kommen. 40.000 Euro Prämie zahlt der Europäische Handballverband (EHF) für den Einzug ins Viertelfinale der Champions League, in der die Hamburger im vergangenen Jahr insgesamt 495.000 Euro allein an Preisgeld verdienten. Die Chancen auf die Überweisung stehen gut, hat sich der Titelverteidiger mit dem 28:28 (16:14) bei Vardar Skopje doch eine gute Ausgangsposition für das Achtelfinalrückspiel in der Sporthalle Hamburg (18.45 Uhr, Eurosport live) erworfen. Jeder Sieg reicht zum Weiterkommen, sowie jedes Unentschieden mit weniger als 28 Toren. 2650 Eintrittskarten sind für das Duell mit dem mazedonischen Meister verkauft. Übrigens: In Skopje waren die 7000 Tickets für das Hinspiel nach einer halben Stunde vergriffen.

Rechtsaußen Hans Lindberg brennt nach auskuriertem Bänderriss im Ringfinger der rechten Hand auf seinen Einsatz, Kapitän Pascal Hens, der trotz seiner Roten Karte in Skopje spielberechtigt ist, konnte nach einer leichten Zerrung im hinteren Oberschenkel am Freitagnachmittag wieder trainieren. Der Halbrechte Adrian Pfahl hielt sich nach seinem Muskelfaserriss im Brustbereich bei den Übungen noch zurück. Der Einsatz von Nachwuchsspielern ist dennoch ausgeschlossen.