Ein Kommentar von Achim Leoni

Frank Rost war bei den HSV-Handballern mit großen Zielen, aber auch mit klaren Prinzipien angetreten. Eines davon war, dass jeder wichtige Vorgang über seinen Schreibtisch zu gehen habe. Das ist nicht zu viel verlangt, immerhin wäre Rost als Geschäftsführer haftbar zu machen. Und es steht außer Frage, dass ein Transfer ein wichtiger Vorgang ist. Insofern ist es nur konsequent, wenn Rost seine Position nun aufgibt, nachdem er feststellen musste, dass eine Spielerverpflichtung ohne sein Wissen erfolgte.

Rost ist nicht der erste Geschäftsführer, der an den besonderen Strukturen des Champions-League-Siegers scheitert. Matthias und Andreas Rudolph, der Präsident und der Hauptgesellschafter, haben über die Jahre ein Vermögen in den Verein gesteckt. Daraus leiten sie für sich das Recht ab, ihn nach ihren Vorstellungen zu führen. Immerhin sind es die beiden Brüder, die einen solchen Transfer erst ermöglichen. Dass sie den Verein mit jeder Finanzspritze ein Stück mehr von sich abhängig machen, darf man inzwischen als gewollt annehmen. Nur ist es schwer vereinbar mit Rosts Ziel, den Verein von privaten Geldtransfers unabhängig zu machen. Rost hätte das wohl vorher wissen können. Dennoch ist der Imageschaden für ihn wohl geringer als für den HSV.

Bevor die Suche nach einem Nachfolger beginnt, sollte der HSV eine Frage für sich klären: Will er einen charismatischen Geschäftsführer, der dem Verein ein Gesicht gibt? Dann muss er ihn mit entsprechender Macht ausstatten. Oder will er einen Verwalter, der die Vorgaben der Führung geräuschlos umsetzt? Dann hätte es dieser Aufregung nicht bedurft.