Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Viermal gegen Flensburg - dem HSV Hamburg bietet sich in den nächsten drei Wochen die einmalige Chance, die Machtverhältnisse im deutschen Handball im Schnelldurchgang zurechtzurücken, in der Bundesliga, im Pokal und der Champions League. Eine schwache erste Halbserie im vergangenen Jahr hatte den deutschen Meister von 2011 zwischenzeitlich aus den Europapokalrängen eins bis fünf geworfen, und in Flensburg und Kiel hofften bereits einige, ein potenter Konkurrent hätte sich für lange Zeit aus dem Titelkampf verabschiedet. Dass dem nicht so ist, zeigt, wie vital dieser Club selbst nach zahlreichen sportlichen Rückschlägen, Verletzungsmiseren und dem Teilrückzug seines ehemaligen Präsidenten Andreas Rudolph immer noch ist.

Der HSV, das ist das erklärte Ziel des neuen Vorsitzenden Matthias Rudolph, soll auch in Zukunft eine bedeutende Rolle im deutschen Handball spielen. Mit den personellen Veränderungen in der Mannschaft, die zur nächsten Saison grundlegend verjüngt wurde, scheint das möglich. Dieses Team aber dauerhaft zu finanzieren, ohne dass die beiden Rudolphs weiter tief in ihre Privatschatulle greifen müssen, wird trotz der spürbaren Gehaltsreduzierungen zur Herausforderung. Nach dem Wechsel von Martin Schwalb aus dem Management zurück ins Traineramt fehlt dem HSV jener Repräsentant, der den Verein in Stadt und Land wie in den Medien gewinnbringend verkauft. Wichtiger als den nächsten Topstar zu holen, wäre also die Verpflichtung eines Marketingfachmanns mit möglichst großer Strahlkraft. Matthias Rudolph sagt, dass er daran arbeitet. Der Erfolg seiner Präsidentschaft, ja des gesamten Clubs, wird mittelfristig vom Ausgang dieser Bemühungen abhängen.