Hamburgs ersatzgeschwächte Handballer verlieren beim Nordrivalen Flensburg-Handewitt 26:29. HSV gibt Tabellenführung ab.

Flensburg. Drei Dänen in der letzten Reihe der voll besetzten Flens-Arena mussten noch einmal zittern. Sieben Sekunden vor Schluss hatten die Hamburger den Ball ein letztes Mal in ihren Händen, doch niemand schien gewillt, einen ernsthaften Angriffsversuch zu starten. Der HSV ergab sich in die 26:29-(12:14-)Niederlage, was den drei Dänen einen Wettgewinn von mehreren Tausend Euro bescherte. Sie hatten in diesem Champions-League-Spiel auf einen Sieg der SG Flensburg-Handewitt mit drei Toren Unterschied 2000 Euro gesetzt.

Der HSV verlor durch seine erste Niederlage im diesjährigen Wettbewerb die Tabellenführung in der Gruppe A an den russischen Meister Medwedi Tschechow, und auch den direkten Vergleich mit dem deutschen Vizemeister konnte die weiter ersatzgeschwächten Hamburger Handballer nicht zu ihren Gunsten entscheiden. Dieses Kriterium wird am Ende der Gruppenphase bei Punktgleichheit von zwei Teams herangezogen. Das Hinspiel vor einer Woche hatte der HSV ebenfalls mit drei Toren Unterschied 31:28 gewonnen.

Martin Schwalb wollte sich jedoch nicht mit derlei Petitessen aufhalten. "Die Mannschaft hat 50 Minuten lang ein hervorragendes Spiel geliefert, bis zum letzten Schweißtropfen gekämpft und hätte den Sieg auch verdient gehabt", sagte der HSV-Trainer. Das Tor zum 21:20 von Marcin Lijewski zehn Minuten vor Schluss sollte indes die letzte Führung bleiben. Danach nutzten die Flensburger die einsetzenden Nachlässigkeiten der Hamburger Deckung mit Konsequenz und auch Glück. Im Angriff vergab der HSV in dieser Phase beste Einschussmöglichkeiten - wie zum Beispiel Rechtsaußen Stefan Schröder, der 30 Sekunden vor Schluss das 27:28 verpasste, als er nach einem Tempogegenstoß Torhüter Mattias Andersson aus sechs Metern ans rechte Bein warf.

Dennoch zürnte Schwalb seinen Männern nicht. Und wer die Umstände dieses Spiels kannte, verstand seine Milde. Am Sonntagmorgen hatten sich bei ihm die Schweden Fredrik Petersen, Andreas Nilsson und Torhüter Dan Beutler mit einer Lebensmittelvergiftung abgemeldet, Kapitän Pascal Hens plagten erneut Schmerzen unter dem rechten Fuß. An dieser Stelle hatte ihn ein Muskelfaserriss wochenlang außer Gefecht gesetzt. Alle vier sollten am Abend dennoch spielen, Beutler (hielt zwölf von 33 Würfen) mit leichtem Fieber, Petersen und Nilsson mit blassen Gesichtern, Hens mit dem Risiko, dass seine Verletzung erneut aufbrach.

40 Minuten lang übernahm der erneut überragende Domagoj Duvnjak Hens' Position, Michael Kraus gab den Spielmacher. Ihm fehlte aber noch die Schnelligkeit. "Es war eine Gratwanderung", sagte Hens hinterher. Heute will er sich von Mannschaftsarzt Oliver Dierk durchchecken lassen.

Tore, Flensburg-Handewitt: Glandorf 7, Eggert 6 (2 Siebenmeter), Svan Hansen 5, Knudsen 4, Mogensen 4, Heinl 2, Weinhold 1; HSV Hamburg: Duvnjak 7, Lijewski 5, Lindberg 4 (1), Kraus 2, Petersen 2, Schröder 2, Hens 2, Vori 1, Flohr 1. Schiedsrichter: Hakansson/Nilsson (Schweden). Zuschauer: 6000 (ausverkauft). Zeitstrafen: 2; 4. Siebenmeter: 2 (2 verwandelt); 1 (1).