Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Als der kroatische Kreisläufer Igor Vori vor drei Jahren aus Zagreb zum HSV Hamburg wechselte, freute er sich auf die NBA des Handballs, auf die stärkste Liga der Welt. 178 Pflichtspiele später ist die Begeisterung der Erkenntnis gewichen, dass sein Körper diesen Stress wohl nicht mehr allzu lange aushalten wird. Nirgendwo wird dieser Sport intensiver, aufwendiger und kräftezehrender betrieben als in der Bundesliga. Vori ist inzwischen 32 Jahre alt, und es wird für ihn Zeit, sich Gedanken über das Ende seiner Karriere zu machen - oder besser gesagt, wie er bis zu diesem Zeitpunkt das Verhältnis von Aufwand und Ertrag maximieren kann. Und er wäre nicht der Erste, der zu dem Ergebnis käme, dass dafür die Bundesliga das denkbar ungeeignete Spielfeld ist.

Gutes Geld lässt sich im Handball woanders leichter verdienen. Während Spitzenteams in Deutschland selbst in Spielen gegen Mannschaften der unteren Tabellenregion oft bis ans Limit gefordert werden, gibt es von dieser Art Begegnung in Spanien, Frankreich, Ungarn oder Polen im Laufe einer Saison maximal ein Dutzend - weil das Leistungsgefälle in diesen Ligen eklatant ist. Für die Spieler herrschen dort im Gegensatz zur Bundesliga fast schon paradiesische Zustände. Sie können Kräfte schonen, was letztlich ihre Laufbahnen und Einkommensmöglichkeiten verlängert.

Diese Rechnung machen Handballspieler fortgeschrittenen Alters momentan immer öfter auf. Der erste Schritt ist dabei der Rücktritt aus der Nationalmannschaft. Der kommt bei den Klubs besonders gut an und erhöht die Chancen auf eine längere Vertragslaufzeit. Denn für den letzten Kontrakt gibt es keine zweite Chance. Dafür muss der sportliche Ehrgeiz, in der besten Liga der Welt spielen zu dürfen, schon mal zurücktreten.