Der derzeitige Manager der Rhein-Neckar Löwen könnte im Sommer in Hamburg Präsident Andreas Rudolph ersetzen, der nicht mehr zur Wahl steht.

Hamburg. Beim HSV Hamburg bahnt sich offenbar ein überraschender Wechsel an der Vereinsspitze an. Nach Abendblatt-Informationen könnte Thorsten Storm, der Geschäftsführer der Rhein-Neckar Löwen, im Sommer Präsident des Tabellenführers der Handball-Bundesliga werden. Amtsinhaber und Geschäftsführer Andreas Rudolph, 56, will sich nach mehr als sechs Jahren nicht erneut zur Wahl stellen.

Seine Nachfolge schien eigentlich längst geregelt zu sein. Der hauptamtliche Vizepräsident Dierk Schmäschke sollte zur kommenden Saison den Vereinsvorsitz übernehmen, Trainer Martin Schwalb zum Geschäftsführer aufrücken. Doch daraus wird wohl nichts. Schmäschke, 52, zieht es zurück zur SG Flensburg-Handewitt, deren Geschäftsführer er bis 2003 gewesen ist. Er selbst äußert sich dazu nicht.

Damit droht dem HSV ein Führungsvakuum, zumal der Posten des sportlichen Leiters nach der Trennung von Christian Fitzek Anfang Februar nicht mehr besetzt werden soll. Schwalb, 47, hat im operativen Geschäft kaum Erfahrung vorzuweisen. Vor allem bei der Sponsoren-Akquise, die durch den Rückzug von Mäzen Rudolph noch wichtiger werden könnte, hinterließe Schmäschkes Abgang eine Lücke.

Dass Storm, 46, sie füllen könnte, läge nahe. Den früheren Bundesliga-Rechtsaußen hätte Rudolph schon vor vier Jahren gern als Marketingchef verpflichtet. Der Wechsel aus Flensburg scheiterte damals offenbar an Bedenken Storms, Rudolph könnte ihm in Hamburg nicht genügend Zeit lassen.

Storm ging letztlich zu den Löwen. Sein Einfluss gegenüber den Gesellschaftern blieb jedoch ebenso begrenzt wie der sportliche Erfolg. Zudem soll sein Verhältnis zu Jesper Nielsen, dem Aufsichtsratsvorsitzenden und wichtigsten Geldgeber der Mannheimer, stark belastet sein. Nielsen schien sein Engagement zuletzt auf seinen Heimatverein AG Kopenhagen konzentrieren zu wollen. Mehrere Löwen-Profis sollen im Sommer zum dänischen Tabellenersten transferiert werden.

Möglicherweise hat auch die jüngste Wendung in der Kieler Manipulationsaffäre das Zerwürfnis zwischen Nielsen und Storm befördert. Der frühere THW-Manager Uwe Schwenker warf den Löwen vor, sie hätten mit ihrem Wissen über mutmaßliche Schiedsrichterbestechungen durch Schwenker Verhandlungen über Ablösesummen bei Spielertransfers beeinflussen wollen. Nielsen hingegen hatte sich damals öffentlich zum Ankläger des THW aufgeschwungen. Der Erfolg des Rekordmeisters sei "nur auf Betrug gebaut".

Nun könnten sich die Wege Storms und Nielsens trennen. Einen Wechsel zum HSV wollte Storm gestern Abend nicht ausdrücklich dementieren: "Ist ja interessant. Davon höre ich zum ersten Mal." Mehr habe er zu den Gerüchten nicht zu sagen.