Der Handballtorhüter des HSV musste in der Champions League bei Montpellier Geduld haben, um ein fast perfektes Spiel zu liefern.

Hamburg. Das Gefühl, wertvolle Arbeit zu leisten, begleitete Johannes Bitter auch durch den Tag nach dem 30:26-Erfolg der HSV-Handballer in Montpellier. Zusammen mit Starkoch Steffen Henssler lud der Nationaltorwart sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche zum gemeinsamen Essen ein. Es war ein Heimspiel für Bitter, der sich seit einiger Zeit als Botschafter für die Stiftung Mittagskinder engagiert.

In eigener Sache zu werben hatte er zuletzt wenig Gelegenheit. Hamburgs Trainer Martin Schwalb vertraute in dieser Saison öfter Per Sandström und wurde selten enttäuscht. Dass der Schwede seit dem Wochenende über grippale Beschwerden klagt, mag Schwalb die Entscheidung erleichtert haben, im Champions-League-Auftaktspiel am Sonntag auf Bitter zu setzen.

Jedenfalls wuchs sich der 2,04-Meter-Mann für den französischen Meister zu einem schier unüberwindbaren Hindernis aus. Dem "Flow", wie Bitter den psychischen Ausnahmezustand nennt, wenn die Aufmerksamkeit des Torhüters nur auf dem Ball liegt und alle Nebengeräusche ausgeblendet werden, diesem Fluss also sei er in der zweiten Halbzeit ziemlich nahe gekommen. Wobei es ihm die nun fein abgestimmte Abwehr auch leicht gemacht hätte. Aber Einschränkungen wie diese pflegen Handballtorleute immer zu sagen, wenn es ihnen zu viel des Lobes ist.

Mit 28 Jahren ist Bitter vergleichsweise jung für seinen Beruf, aber er kennt dessen Launen zu lange, um sich nervös machen zu lassen. Es sei ja nicht so, dass er schlecht gespielt habe. Nur habe Sandström andererseits richtig gut gespielt und sich somit seine Spielanteile verdient. Handball sei manchmal auch ein Geduldsspiel: "Die Saison ist noch so lang, dass wir beide genügend Einsatzzeit bekommen werden." Ob Sandström morgen im Heimspiel gegen den TuS N-Lübbecke (20.15 Uhr, O2 World/Sport1.de) auflaufen kann, ist fraglich, was auch für Marcin Lijewski (schwere Oberschenkelprellung), Stefan Schröder (Zerrung) und Matthias Flohr (Rückenprobleme) gilt.

Es spricht also viel dafür, dass Bitter morgen wieder beweisen darf, warum ihn der HSV über das Vertragsende 2011 hinaus behalten will. Die Verhandlungen über eine Verlängerung sollen bereits fortgeschritten sein, aber Bitter betont, "dass alles in der Schwebe ist. Eine Entscheidung kann in diesem Jahr fallen oder auch erst im nächsten." Weitere Auftritte wie am Sonntag würden die Sache sicher beschleunigen.