Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Die Kieler Wochen des HSV hätten eine Saison der Hamburger Handballer versöhnen können, in der nicht nur viele freie Würfe daneben gingen, sondern immer wieder schwere Verletzungen die älteste Mannschaft der Bundesliga beutelten. Drei Trainer haben in dieser Spielzeit den deutschen Meister nicht auf Kurs bringen können, für die anstehenden Heimspiele gegen den Nachfolger scheint nur noch Schadensbegrenzung angesagt; am Sonnabend im Pokalhalbfinale, am nächsten Sonntag in der Bundesliga. Das erhoffte letzte Hurra des HSV - es muss wohl vom Spielplan genommen werden, zu ungleich sind inzwischen die Kräfte der beiden Vorzeigeklubs verteilt, die in den vergangenen fünf Jahren den deutschen Vereinshandball dominierten.

Umso wichtiger wäre jetzt die Ansage der Klubführung, wie sich der HSV die nächsten Jahre vorstellt, die verlässliche Ankündigung künftiger Ziele. Zuschauer, Dauerkartenkäufer und Sponsoren haben ein Recht auf Klarheit, schließlich sollen sie weiter zur Kasse gebeten werden. Dafür muss zum heutigen Zeitpunkt nicht jedes Detail, jede Spielverpflichtung geklärt sein, die grobe Richtung aber sollte erkennbar sein. Die Kardinalfrage lautet: Will der HSV mit aller Macht dem THW erneut den Kampf erklären, was ausgesprochen teuer würde. Oder wollen die Hamburger über die kontinuierliche Integration von Talenten finanzielle Strukturen schaffen, die nicht jedes Jahr aufs Neue Patronatserklärungen des Hauptgesellschafters Andreas Rudolph erfordern. Der zweite Weg wäre beschwerlich und würde höchstens mittelfristig Erfolge verheißen, er wäre dem Hamburger Handballpublikum jedoch zu vermitteln. Der Kredit, den der HSV genießt, ist immer noch sehr groß.