Am Sonntag steht das jährliche Saison-Highlight an. In Horn wird zum 145. Mal das Deutsche Galopp-Derby ausgetragen. Klarer Favorit ist der Hengst Sea The Moon unter Jockey Christophe Soumillion.

Abendblatt.de übertragt das 145. Galopp-Derby am Sonntag live ab 16.30 Uhr

Hamburg. Wenn es um das große Geld geht im Galopprennsport, dann wollen alle dabei sein. 20 Pferde starten am Sonntag auf der Rennbahn in Hamburg-Horn im Deutschen Derby, mehr sind aus Sicherheitsgründen nicht zugelassen, aber mehr wollten starten. Nach einem Ranking sind es nur die Besten, die sich um die Preisgelder und Prämien von rund 800.000 Euro bewerben. Und auch so mancher Jockey, der mit einem Derbyritt gerechnet hatte, schaut sich jetzt die Sache von außen an.

Andreas Helfenbein, Stalljockey des Gestüts Görlsdorf der Berliner Familie Bischoff-Lafrentz, war eigentlich fest für den Favoriten Sea The Moon gebucht. Dreimal hatte er das Pferd geritten, dreimal hatte es gewonnen, bei allen Buchmachern ist der Hengst seit Wochen und Monaten der klare Derbyfavorit.

Am Fronleichnamstag zog sich Helfenbein bei einem Sturz in Frankfurt ein leichtes Schleudertrauma zu. Das ist längst ausgestanden, am Dienstag gewann der Reiter in Hamburg zwei Rennen. Für die Besitzer war das scheinbar kein Beweis für dessen Fitness - am Mittwoch wurde mit dem in Frankreich lebenden Belgier Christophe Soumillon einer der besten Jockeys der Welt für Sea The Moon engagiert.

Trainer Markus Klug, aus seinem Stall in Köln-Heumar heraus einer der Aufsteiger der Branche, enthielt sich eines Kommentars, „die Besitzer haben halt so entschieden“, sagt er. Sea The Moon, zuletzt Sieger im Kölner Union-Rennen, gilt allerdings als keineswegs leicht zu reitendes Pferd, Soumillon ist allerdings ein weltweit geachteter Fachmann. Trotzdem versetzte der unübliche, späte Jockeytausch die Branche in Erstaunen.

Ohnehin kommt es in Hamburg zu einer Invasion ausländischer Reiter, und auch zwei Pferde werden für das 2400-m-Rennen eigens eingeflogen. Am Montag flatterten Nachmeldungen für Geoffrey Chaucer aus Irland und Pinzolo aus England auf den Tisch des Renn-Clubs. Beide Pferde waren zum ursprünglichen Meldeschluss im Dezember 2013 nicht in der Teilnehmerliste - die Besitzer der Pferde mussten dann Monat für Monat Geld zahlen, um ihren Vierbeinern die Teilnahme zu erhalten, am Ende beträgt das Startgeld 7500 Euro.

Für Geoffrey Chaucer und Pinzolo müssen hingegen für das späte Engagement 65.000 Euro hingeblättert werden, zur Freude des Veranstalters. Für die Eigner der Pferde kein Problem: Geoffrey Chaucer gehört der irischen Coolmore-Gruppe, ein weltumspannendes rennsportliches Unternehmen, Pinzolo läuft für Scheich Mohammed Al Maktoum, Herrscher von Dubai. Dass mit Ryan Moore und William Buick zwei Weltklassejockeys für die beiden vierbeinigen Gäste eingeflogen werden, darf als selbstverständlich gelten.

Doch sie stoßen auf starke Gegner: Nicht nur Sea The Moon gilt als international konkurrenzfähiges Pferd, auch Lucky Lion aus dem Stall des Kölners Andreas Löwe, der von Jens Hirschberger in Mülheim/Ruhr trainierte Wild Chief, Speedy Approach unter dem mehrmaligen deutschen Meister Eduardo Pedroza oder der von Filip Minarik gerittene Swacadelic melden Chancen an.

Bei einem Feld mit 20 Vollblütern spielt jedoch auch der Rennverlauf eine entscheidende Rolle, und am Ende könnte sich die alte Regel bewahrheiten, dass nicht das beste, sondern das glücklichste Pferd das Derby gewinnt.