Die Mitspieler erinnerten rührend an Marco Reus und die Bender-Zwillinge. Bastian Schweinsteiger erwähnte einen prominenten Häftling als weiteren Garanten des vierten WM-Sieges für Deutschland.

Hamburg/Rio de Janeiro. Der vierte Weltmeistertitel für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft war im besten Sinne eine Mannschaftsleistung. Aber die Spieler, die im Kader in Brasilien standen, vergaßen nicht die, die in den vergangenen Jahren den Weg an die Spitze geebnet hatten. So sagte Weltmeister und Welttorhüter Manuel Neuer, nachdem er den Pokal in die Höhe gehalten hatte: „Es ist unglaublich. Es ist ein großartiges Erlebnis. Wir hatten alle einen unglaublichen Zusammenhalt schon seit der Vorbereitung, als wir ein paar Rückschläge hatten und Spieler wie die Benders oder Marco Reus verloren haben, die aber auch Weltmeister sind.“

Dieser Zungenschlag ist neu. Im größten Triumph an die zu denken, die nicht dabei sein können, es aber verdient hätten. Marco Reus (Borussia Dortmund) und die Bender-Zwillinge Lars (Bayer Leverkusen) und Sven (BVB) fehlten wegen Verletzungen in Brasilien. Aber auch Mario Gomez hatte eine Erwähnung verdient, der mit dem AC Florenz am Wochenende in einem Testspiel gegen eine Regionalauswahl 8:2 siegte und zwei Tore schoss.

Über ihn sagte Bundestrainer Joachim Löw: „Seine Karriere in der Nationalmannschaft ist auf keinen Fall beendet.“ Gomez könnte Klose ersetzen, immerhin war der 29-Jährige bei der EM 2012 mit drei Treffern erfolgreichster deutscher Schütze.

Löw sagte außerdem: „Zum Beispiel Marco Reus oder Ilkay Gündogan. Spieler, die normalerweise, so glaube ich zumindest, eine ganz, ganz große Zukunft vor sich haben.“ Dazu kämen auch die Bender-Zwillinge, womöglich auch der seit mehr als anderthalb Jahren verletzte Bayern-Verteidiger Holger Badstuber, der schon die WM 2010 und die EM 2012 gespielt hat. Badstuber hatte sich inmitten bester Form im Dezember 2012 einen Kreuzbandriss zugezogen und seitdem nicht gespielt. Während der Reha war ihm erneut ein Band gerissen.

Als Weltmeister darf sich auch HSV-Keeper René Adler fühlen, der lange die Nummer eins war, sich dann verletzte, den Platz an Manuel Neuer abgab – und die WM in Brasilien verpasste, weil er mit dem HSV im Abstiegskampf steckte und auch patzte. Zu weiteren Spielern aus dem Dunstkreis der Nationalmannschaft, die es nicht nach Brasilien schafften, zählt auch Marcel Schmelzer. Der Dortmunder musste sich zwar im Duell um einen Brasilien-Platz sogar seinem Mannschaftskollegen Erik Durm geschlagen geben. Aber als Linksverteidiger steht er bei voller Gesundheit wieder für Löw zur Verfügung.

Der lange Anlauf auf den WM-Titel 2014 hat nach Einschätzung vieler Experten bereits begonnen, als Jürgen Klinsmann im Jahr 2004 die gebeutelte Nationalmannschaft übernahm. Radikal baute er die Strukturen um, schaffte einen Teamgeist, der das Sommermärchen 2006 ermöglichte und eine nie geahnte technische Schulung von den Jugendlichen bis zum Nationalteam in Gang setzte. Die Früchte dieser Arbeit fährt jetzt sein ehemaliger Assistent Joachim Löw ein. Aber auch er erinnerte im Triumph an Klinsmann. Klinsmann hatte damals in einem Interview gesagt, man müsse den „ganzen Laden“ DFB auseinandernehmen.

Einen weiteren Vater des Erfolges nannte Bastian Schweinsteiger. Natürlich waren die Bayern mit ihren überragenden Erfolgen der vergangenen Jahre sowie die Dortmunder mit Jürgen Klopp und zwei Meisterschaften, einem Pokalsieg und der Teilnahme am rein deutschen Champions-League-Finale 2013 mitverantwortlch für den deutschen Erfolg.

Doch Schweinsteiger beharrte darauf, dass ein Mann seinen Anteil hat, der in seinem Aktionsradius derzeit eingeschränkt ist: Schweinsteiger sandte per Fernsehen Grüße an Uli Hoeneß. Der zurückgetretene Bayern-Präsident sitzt derzeit eine Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung im Gefängnis Landsberg am Lech ab.