Es ist eine der Szenen, die von dieser WM bleiben werden: Brasiliens David Luiz hält den weinenden James Rodríguez im Arm. Eine weitere, kuriose, dürfte ebenfalls in Erinnerung bleiben. Die Heuschrecke auf Rodríguez Trikot.

Knapp zwei Stunden nach Schlusspfiff waren die Tränen von James Rodríguez immer noch nicht getrocknet. Mit feuchten Augen verließ Kolumbiens Shootingstar schwermütig das Estádio Castelão – tief betrübt über das Ende aller WM-Hoffnungen. „Ich war so traurig, weil ich unbedingt wollte, dass wir hier Geschichte schreiben“, berichtete der 22-Jährige über die Gefühle, die ihn nach dem 1:2 im Viertelfinale gegen Brasilien übermannten.

Auch die rührende Anteilnahme der Kontrahenten konnte seine Stimmung nicht aufhellen. Als Rodríguez auf dem Rasen bitterlich weinend zusammenbrach, nahmen ihn Dani Alves und David Luiz fürsorglich in ihre Mitte.

Brasiliens Innenverteidiger bedeutete den enthusiastischen Fans in Fortaleza sogar, doch lieber den sechsmaligen Torschützen dieser WM als das siegreiche Team zu feiern. Anerkennend zeigte Luiz immer wieder mit dem Finger auf Rodríguez und nickte dabei entschlossen mit dem Kopf. „Diese Tränen sind die Tränen eines Helden. Auch Männer weinen“, verkündete der Youngster mit den zarten Gesichtszügen und ergänzte ein wenig pathetisch: „Danke an alle Kolumbianer. Danke, dass ihr immer da wart, immer den Glauben hattet.“

Die Fortsetzung seiner beeindruckenden Torserie war diesmal jedoch zu wenig für das Überraschungsteam aus Südamerika. Mit dem verwandelten Foulelfmeter zum 1:2 in der 80. Minute traf der umworbene Stürmer des AS Monaco auch in seinem fünften WM-Spiel – dies gelang zuletzt dem Peruaner Teófilo Cubillas (1970/1978). „Ich habe versucht, ihn zu beruhigen, weil er persönlich eine große Gratulation verdient hat“, kommentierte Trainer José Pékerman seine innige Umarmung des schluchzenden Rodríguez. „Das Ergebnis schließt einen der stärksten Spieler von der WM aus.“

Nicht allein dank ihres angehenden Superstars darf Kolumbien nach 16 Jahren WM-Abstinenz auf ein dauerhaftes Ende der fußballerischen Leidenszeit hoffen. Zumal auch der verletzte Radamel Falcao, die eigentliche Nummer Eins im Angriff, zurückkehren wird. „Wir können nur stolz sein, was unsere Auswahl geschafft hat“, twitterte der Top-Stürmer: „Gracias muchachos“.

Nicht nur Falcao zürnte über eine vermeintliche Benachteiligung durch Referee Carlos Velasco: „Für das nächste Spiel holt einen Schiedsrichter. Heute war keiner da“. Doch am Ende überwog die Zufriedenheit über den ersten Auftritt unter den Top-Acht der Welt. „Stolz auf unsere Auswahl! Die Besten der Geschichte“, titelte „El Tiempo“.

Sichtlich überwältigt posierte auch Staatschef Juan Manuel Santos im roten Nationaltrikot auf der Tribüne neben Weltverbandschef Joseph Blatter für Fotos und ließ sich von der knappen Niederlage die Laune nicht verderben. „Ihr habt Geschichte geschrieben, Dank für so viel Freude!“, schrieb der Präsident nach dem Spiel an das Team von Pékerman. Der erfahrene argentinische Coach selbst blickte zum vorläufigen Abschied von der größten Bühne in eine verheißungsvolle Zukunft und prophezeite seiner WM-Entdeckung Rodríguez: „Kein Zweifel, dass er uns in der Zukunft zeigen wird, dass er einer der Besten der Welt sein kann.“

Auch für die kurioseste Szene des Abends war Rodríguez zuständig, oder besser gesagt, sein Arm. Viele TV-Zuschauer blickten verwirrt auf das Emblem am Trikot. Während Rodríguez Anlauf für den Elfmeter nahm, hat es sich ein riesiges grünes Objekt dort gemütlich gemacht. Bilder lösen das Rätsel, es war eine riesige Heuschrecke. Von der Rodríguez allerdings allem Anschein nach nichts mitbekam.