Schon vor der Beißattacke von Suarez bot die WM-Geschichte eine Vielzahl von Aufregern. Mitten drin dabei auch immer wieder die deutsche Mannschaft. Doch auch Zidanes Kopfstoß bleibt im Gedächtnis.

Cuiaba. Die Hand Gottes, ein holländisches Lama und der unrühmliche Abgang von Zinedine Zidane: Mit seiner Beißattacke auf seinen italienischen Gegenspieler hat sich Luis Suarez in eine ganze Serie von WM-Skandalen eingereiht. Fleißig mittendrin: Die deutsche Mannschaft. Mal als Opfer, mal als Profiteur.

Der schlimmsten WM-Fehlentscheidung gegen eine deutsche Mannschaft kann man selbst in Aserbaidschan nicht entrinnen. Die große Statue vor dem Nationalstadion von Baku zeigt keinen Kämpfer für die Unabhängigkeit oder ehemaligen Weltklasse-Spieler, sondern einen Linienrichter - Tofik Bachramow, der am 30. Juli 1966 in Wembley seinem Schweizer Schiedsrichter Gottfried Dienst ein Tor für England anzeigte, das keines war.

Es war die 101. Minute im WM-Finale, als Geoff Hurst wahrscheinlich den berühmtesten Schuss in der Fußball-Geschichte abgab. Nach jahrzehntelangen Diskussionen herrscht mittlerweile die wissenschaftliche Meinung vor, dass der Ball nicht hinter der Linie war - obwohl Bundespräsident Heinrich Lübke ihn angeblich „klar im Netz zappeln“ sah.

44 Jahre mussten die Deutschen auf ausgleichende Gerechtigkeit warten. Beim „Torklau von Blomfontein“ wurde im WM-Achtelfinale ein klarer Treffer der Engländer durch Frank Lampard nicht gegeben. Statt 2:2 stand es weiter 2:1 für die Deutschen. Am Ende gewann die DFB-Auswahl 4:1.

Zwei Meinungen darüber, wer Opfer und wer Täter war, gab es bei der Entgleisung von Toni Schumacher nicht. Der deutsche Torwart streckte bei der WM 1982 den Franzosen Patrick Battiston nieder, ohne dafür belangt zu werden. Die Wellen schlugen so hoch, dass der französische Präsident Francois Mitterrand und Bundeskanzler Helmut Schmidt sich genötigt sehen, eine gemeinsame Presseerklärung herauszugeben.

Der Franzose Zinedine Zidane kam dagegen nicht um eine Rote Karte herum. Der Superstar wusste sich im Finale der WM 2006 nach unflätigen Provokationen von Marco Materazzi nur noch mit einem Kopfstoß zu wehren. Er beendete seine erfolgreiche Karriere mit einem Platzverweis. Der vielleicht unrühmlichste Abgang der WM-Geschichte.

Und auch bei der vergangenen WM spielte die Equipe Tricolore die Hauptrolle. Allerdings keine positive. Beim unrühmlichen Auftritt der Franzosen vor vier Jahren in Südafrika kam es zu einem Trainingsboykott, einer handfesten Auseinandersetzungen zwischen Co-Trainer und Spieler sowie vulgären Beleidigungen. Vier Spieler, darunter auch Franck Ribéry, wurden intern gesperrt.

Ebenfalls immer wieder im Mittelpunkt: Diego Maradona. Der Höhepunkt: Im Viertelfinale der WM 1986 lupft der Superstar Argentiniens den Ball mit der Hand über Englands Torhüter Peter Shilton und sprach nach dem Viertelfinale im Aztekenstadion von Mexiko-Stadt auch noch dreist von der „Hand Gottes“. Erst 2005 gab Maradona zu, den Ball nur mit der Hand gespielt zu haben.

Manchmal aber folgt auf krasse Fehlentscheidungen ein Happy End. Als Frank Rijkaard den völlig verdutzten Rudi Völler erst am Ohr zog wie einen Schlingel, der Bonbons gestohlen hat, und danach einen Klumpen Spucke in die Minipli von „Tante Käthe“ setzte, sahen im Achtelfinale 1990 beide die Rote Karte. Ein Witz. 14 Tage später war Völler wieder dabei. Das Endspiel gegen Argentinien wurde durch einen umstrittenen Elfmeter entschieden. Der Gefoulte: Rudi Völler.