Der portugiesische Weltfußballer trägt großen Anteil am wahrscheinlichen Scheitern seiner Nationalelf. Dennoch rechnet Cristiano Ronaldo selbst bereits mit der Seleccao ab. Trainer Beto schweigt über den Star.

Manaus. Erst hatte der Weltfußballer kein Glück - und dann kam auch noch Pech hinzu. Cristiano Ronaldo musste nach seiner enttäuschenden Leistung gegen die USA (2:2) im zweiten WM-Gruppenspiel zunächst zur Dopingkontrolle. Und weil es auch dort lange Zeit nicht lief, tauchte der portugiesische Superstar erst zwei Stunden nach dem Abpfiff in der Mixed Zone der Arena Amazonia auf.

Ronaldos vorzeitiger Abgang von der WM-Bühne könnte bereits am nächsten Donnerstag endgültig besiegelt sein, wenn Portugal (1 Punkt) in der abschließenden Vorrundenpartie in Brasilia auf das punktgleiche Ghana trifft. Der WM-Vierte von 2006 kann aus eigener Kraft nicht mehr den Achtelfinal-Einzug schaffen, da Deutschland und die USA (jeweils 4 Zähler) die Gruppe G anführen.

Superstar Ronaldo macht sich jedenfalls keine großen Hoffnungen mehr auf das Erreichen des Achtelfinales. „Mathematisch ist es möglich, aber tatsächlich ist es fast unmöglich“, meinte der 29-Jährige nach dem Remis gegen ein leidenschaftlich kämpfendes US-Team von Trainer Jürgen Klinsmann. Die Amerikaner treffen am Donnerstag (18 Uhr MESZ/ZDF) in Recife auf Deutschland. Beide Teams wären bei einem Remis sicher weiter. Portugal muss gegen Ghana gewinnen und auf Schützenhilfe hoffen. Die Zeitung A Bola lästerte deshalb bereits: „Portugal kippt, nur fallen muss es noch.“

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Und ein sichtlich geknickter Ronaldo musste sich in den tristen Stadion-Katakomben eingestehen, dass die Träume vom WM-Titel in einer schwülwarmen Nacht in Manaus wie eine Seifenblase geplatzt waren. „Vielleicht sind wir nur eine mittelmäßige Mannschaft. Es wäre jedenfalls eine Lüge, zu sagen, dass wir top sind. Wir sind ein Team mit Grenzen und nicht auf unserem besten Niveau“, haderte der Champions-League-Sieger von Real Madrid und fügte leise hinzu: „Gegen gutklassige Gegner reicht es nicht. Es gibt keine Wunder.“

Selbst mit einem Ronaldo nicht, der wie im ersten Vorrundenspiel gegen Deutschland (0:4) alles andere als der erhoffte Heilsbringer für „A Seleccao das Quinas“ war. Trainer Paulo Bento formulierte die Kritik an seinem zuletzt am Knie verletzten Kapitän auf seine Weise. „Cristiano war fit, er hat 90 Minuten gespielt. Aber ich möchte hier nicht über einzelne Spieler sprechen“, sagte der 45-Jährige und wich Nachfragen aus.

Verzicht auf breitbeinige Posen

Bezeichnend für die schwache Vorstellung von „CR7“: In der 43. Minute schoss der Standardspezialist einen Freistoß in den Nachthimmel über der Dschungel-Metropole. Einziger Lichtblick war Ronaldos Vorlage zum späten Ausgleichstreffer durch Joker Varela (90.+5). Seine typische Pose - die breitbeinige „Gockel“-Stellung und die in die Hüfte gestemmten Arme - nahm Ronaldo diesmal meist nur ein, wenn er aus Frust auf der Stelle verharrte.

Trösten konnte den Werbe-Millionär, der in der abgelaufenen Saison der Königsklasse 17 Treffer erzielt hatte, noch nicht einmal eine ganz persönliche Bestmarke. Mit nun zwölf Spielen ist Ronaldo Portugals WM-Rekordspieler. Dass aber WM-Turniere bislang nicht das Pflaster des 29-Jährigen sind, beweist die Tatsache, dass er dort erst zwei Tore erzielt hat.

Vor dem Einstieg in den Mannschaftsbus sprach Ronaldo dann noch einmal Tacheles. „Darauf zu hoffen, dass Portugal Weltmeister wird, ist eine Täuschung. Es gibt bessere Teams als unseres, Teams, die es eher verdienen als wir“, sagte der Modellathlet von der Blumeninsel Madeira.

Ronaldo glänzt immerhin als Wohltäter

Der einrasierte Blitz an Ronaldos rechter Kopfseite war übrigens keine fußballrelevante Botschaft. Er zeichnet die OP-Narbe des einjährigen Erik Ortiz Cruz nach, der an einer schweren Hirnerkrankung leidet und dessen Familie von Ronaldo finanziell unterstützt wird. Ursprünglich war „CR7“ von einer Hilforganisation nur um ein Trikot für eine Versteigerung zugunsten der spanischen Familie Ortiz gebeten worden. Spontan übernahm der Superstar daraufhin die kompletten Behandlungskosten für Baby Erik - und dokumentierte seine Verbundenheit nun auch mit dem einrasierten Blitz.

Erik Ortiz Cruz leidet an kortikaler Dysplasie, einer angeborenen Erkrankung der Großhirnrinde. Der kleine Junge hatte bis zu 30 epileptische Anfälle pro Tag. Die 50.000 Euro für die notwendige Operation konnte die Familie nicht alleine aufbringen.