Russland kommt beim WM-Auftakt nicht über ein 1:1 gegen Südkorea hinaus. Die Sbornaja geriet nach einem schweren Torwartfehler von Akinfeev zunächst in Rückstand. Doch Joker Kerschakow verhinderte eine Niederlage.

Cuiabá. Fabio Capello zeigte sich nachsichtig. Als Pannen-Torhüter Igor Akinfejew mit einer entschuldigenden Geste auf ihn zukam, leistete der Italiener sogleich Aufbauarbeit. „Torhüter können wie andere Spieler auch Fehler machen. Und heute ist das einem großartigen Torhüter wie Igor Akinfejew passiert. Zum Glück waren wir in der Lage, diesen Fehler auszubügeln“, sagte Fabio Capello nach dem letztlich glücklichen 1:1 (0:0) Russlands am Dienstag (Ortszeit) in Cuiaba gegen Südkorea.

Mit einem Anfängerfehler hatte Akinfejew das 0:1 (68.) durch Lee Keun Ho verschuldet. Sechs Minuten später bewahrte „Joker“ Alexander Kerschakow mit seinem Ausgleichstor den WM-Gastgeber von 2018 vor einem Fehlstart – und Capello vor einem wenig erfreulichen 68. Geburtstag am Mittwoch. „Meine Spieler haben eine tolle Reaktion nach dem ersten Tor gezeigt und das war das bestmögliche Geburtstagsgeschenk, das sie mir machen konnten“, erklärte er, gab aber auch zu: „Gleichzeitig bin ich ein bisschen enttäuscht, denn wir hätten das Spiel auch gewinnen können.“

Eine halbe Stunde zuvor wäre Igor Akinfejew am liebsten im Boden versunken. Eine scheinbare Ewigkeit lag der Schlussmann in seinem Tor auf dem Rücken und hielt sich schamvoll die Hände vors Gesicht. Ein eher harmloser Schuss von Lee rutschte ihm wie ein nasses Stück Seife durch die Handschuhe. Der Ball streifte noch sein Gesicht und landete im Tor. „Ich möchte mich für dieses Tor entschuldigen. Ich habe einen Kinderfehler gemacht“, erklärte Akinfejew hinterher.

Tapfer beantwortete der 28 Jahre alte Torwart von ZSKA Moskau die bohrenden Fragen, wie ihm das denn nur passieren konnte. Schließlich hatte er bereits bei Distanzschüssen von Koo Ja Cheol (50.), Ki Sung Yueng (51.) und Kim Youn Gwon (57.) rätselhafte Fangfehler gezeigt und so für unnötige Schrecksekunden in der Sbornaja gesorgt. „Nein, Aufregung war es nicht. Vielleicht eine gewisse Unsicherheit. Ich weiß nicht, was es war“, sagte Akinfejew ratlos. Auch der Ball sei nicht schuld gewesen. „Es waren die Hände.“ Seinen Spitznamen hat Akinfejew damit weg. „Frangueiro“ wird er in Brasilien nun gerufen, was übersetzt Hühnerfänger bedeutet.

Sergej Ignaschewitsch, der in Cuiaba sein 99. Länderspiel bestritt, legte nach Spielschluss den Arm über die Schulter seines Club-Kollegen und ging mit ihm vom Platz. Wie die anderen Mitspieler in der Kabine und auch Trainer Capello stärkte der Routinier seinem Torhüter den Rücken. „Die Jungs haben mir geholfen. Vielen Dank an sie und auch an den Trainer. Einem Torwart der Nationalmannschaft sollte so ein Tor nicht passieren“, sagte Akinfejew.

Stiller Held der russischen Mannschaft war derweil Kerschakow. Mit dem Instinkt eines Vollblutstürmers war der 31-Jährige zur Stelle, als die Südkoreaner den Ball nicht aus ihrem Strafraum bekamen. Es war zugleich sein 26. Länderspieltreffer. Damit hat er zu Russlands Rekord-Torschützen und Ex-Bundesligaprofi Wladimir Bestschastnych aufgeschlossen. „Kerschakow ist ein fantastischer Fußballer und er liebt es noch immer, Tore zu schießen“, lobte Trainer Capello.