Die sogenannte Goldene Generation des deutschen Fußballs hat nach drei vergeblichen Anläufen in Brasilien ihre letzte Chance auf einen Titel. Für Klose ist es wohl die letzte Chance.

Santo André. Es ist die letzte Chance. Acht Jahre ist es her, da sprach Joachim Löw kurz nach dem „Sommermärchen“ von einer „goldenen Generation“ des deutschen Fußballs. Die Nationalmannschaft, prophezeihte er kurz nach der WM 2006, habe eine traumhafte Perspektive angesichts der Spieler, die ihr zur Verfügung stünden. Doch die Zeit der „goldenen Generation“ läuft ab. Spätestens am 13. Juli.

Jetzt, bei der WM in Brasilien, müsste Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Lukas Podolski, Per Mertesacker und Miroslav Klose endlich der große Wurf gelingen, wollen sie nachhaltig in die Fußball-Geschichtsbücher eingehen. Nach respektablen dritten Plätzen bei den WM-Endrunden 2006 in Deutschland und 2010 in Südafrika sowie dem zweiten Platz bei der EURO 2008 fehlt ihnen nach wie vor ein Titel mit der Nationalelf.

Vor zwei Jahren schien ihre Zeit gekommen. Doch dann verblasste der Glanz dieser so vielversprechenden Generation in einem einzigen Spiel. Das Halbfinal-Aus gegen Angstgegner Italien (1:2) bei der EM in Polen und der Ukraine war seit dem Sommermärchen 2006 der empfindlichste Rückschlag im Ringen um den ersten großen Titel für den dreimaligen Welt- und Europameister seit 1996.

Sollte auch diesmal nur ein Trostpreis herausspringen, würde dieser Generation noch anders als früher Michael Ballack („Der ewige Zweite„) ein besonderer Makel anhängen. Die Nachwelt würde von diesen begnadeten Spielern wohl nur die negativen Seiten in Erinnerung halten. Bereits nach der Pleite von Warschau vor zwei Jahren waren Lahm und Co. als verwöhnte Multi-Millionäre ohne Herz und Luxusversager in die Ecke gestellt worden.

„Ich weiß, dass dies meine letzte WM ist. Umso schöner wäre es, zur Krönung meiner Karriere den Titel zu holen“, sagte Klose. In Brasilien kann der 36-Jährige darüber hinaus den WM-Torrekord von Ronaldo (15) einstellen oder verbessern. Damit würde sich Klose, der sich gerade als Rekordtorjäger der Nationalmannschaft ein wenig unsterblich gemacht hat, wenigstens einen Traum erfüllen.

Und was wird aus dem Traum der Kollegen, die Löw nach der WM 2006 vorzeitig in den Himmel hob mit den Worten: „Mit jungen Spielern wie Lahm, Schweinsteiger, Podolski und Mertesacker wächst eine goldene Generation heran„? Es gebe „nun mal keine Garantie für den Titel“, sagt Lahm. Der 30-Jährige, seit 2010 Kapitän, verspricht einmal mehr, dass man in Brasilien „alles in die Waagschale werfen“ werde, um sich den großen Traum vom Titel doch noch zu erfüllen.

Auch Podolski hat den Titel als Ziel ausgegeben - wie selbstverständlich und wie schon vor den letzten drei Turnieren auch. Der 29-Jährige, der vielleicht noch in vier Jahren bei der WM-Endrunde in Russland dabei ist, gibt aber zu bedenken: „Es ist nicht leicht, wenn die Leute denken, wir gehen nach Brasilien und gewinnen den Titel.“

Schweinsteiger, der ebenso wie Lahm, Kumpel Podolski und Mertesacker 2004 in der DFB-Auswahl debütierte, zählt ebenfalls zu den Frontfiguren dieser Generation. Einer Generation, die allerdings regelmäßig seit 2006 die ganz wichtigen Spiele in den Sand setzte, weil der Gegner „einfach besser war“, wie Lahm im DFB-Quartier Campo Bahio noch einmal betonte.

2006 scheiterte Deutschland im WM-Halbfinale an Italien (0:2 n.V.), 2008 im Finale (0:1) und 2010 im Halbfinale gegen die schier übermächtigen Spanier (0:1), ehe zwei Jahre spätere erneut gegen die Azzurri vorzeitig Endstation war. Unter dem Strich reichlich Blech für die goldenen Hoffnungsträger von einst. Am 13. Juli in Rio de Janeiro können sie alle Skeptiker eines Besseren belehren - wenn sie denn so weit kommen.