Die Fans feierten in Berlin eine riesige Party. Der Weltmeister präsentierte sich dagegen noch nicht in WM-Laune. Brasilien gewann das Auftaktspiel gegen Kroatien mit 1:0, konnte dabei aber nicht überzeugen. Ein Geniestreich von Kaka reichte zum Sieg.

BERLIN. Ohne Glanz und Gloria haben die hoch gelobten brasilianischen Ballzauberer ihre Feuerprobe bei der Weltmeisterschaft bestanden. Der Topfavorit und Titelverteidiger mühte sich im Olympiastadion vor 72 0000 Zuschauern zu einem schmeichelhaften 1:0-Erfolg und wäre beim ersten Schritt zum erhofften sechsten WM-Triumph fast gestrauchelt. Mann des Abends war Kaka, der in der 44. Minute das Tor des Abends schoß.

Weltfußballer Ronaldinho mühte sich zwar nach Kräften, blieb aber über weite Strecken ebenso glücklos wie seine hoch gehandelten Kollegen. Während Ronaldo bis auf einen Weitschuß in der 56. Minute eine einzige Enttäuschung war und in der 70. Minute von Pfiffen begleitet Robinho Platz machen mußte, zeigten die Kroaten, warum sie kein Qualifikationsspiel verloren haben. Mit konsequenter Raumdeckung ließen sie die Supertechniker nicht zur Entfaltung kommen, und mit schnellen Kombinationen über die Flügel waren sie stets gefährlich.

Mit seiner besten Mannschaft konnte Brasiliens Trainer Carlos Alberto Parreira antreten, der mit den Ballzauberern vom Zuckerhut schon 1994 den Titel geholt hatte. Nach der locker geschafften Qualifikation hatte er sich vor acht Monaten auf diese Formation festgelegt und eisern auch an dem "übergewichtigen" Ronaldo festgehalten. Eine gewagte Maßnahme, denn der Real-Star gab im heimischen Rundfunk zu, "für 90 Minuten fehlt mir wohl die Kraft".

Tatsächlich bewegte sich Ronaldo wenig. Weil auch Adriano nicht seinen besten Tag erwischt hatte, fehlten der Kreativabteilung oft die Anspielstationen. So waren Gewaltschüsse von Roberto Carlos (2./15.) die besten Chancen in der Anfangsphase. Im Abwehrzentrum machten derweil die Bundesligaprofis Lucio von Rekordmeister Bayern München und der Leverkusener WM-Debütant Juan einen prima Job.

Gefährlich wurden die Kroaten immer dann, wenn sie mit Marko Babic und Dado Prso über die Flügel kamen. So auch in der 39. Minute, als Ivan Klasnic und Igor Tudor knapp an einer Srna-Flanke vorbei rutschten. Trainer Zlatko Kranjcar hatte bis auf den am Oberschenkel verletzten Stürmer Ivica Olic von ZSKA Moskau sein Topteam aufgeboten. Neben Babic und Klasnic hatte er in Josip Simunic von Hertha BSC auch den dritten Bundesligaprofi aufgestellt.

"Wir werden in dieser Gruppe bestimmt für eine Überraschung sorgen und auf jeden Fall in die nächste Runde einziehen", hatte der Vater von Spielmacher Niko Kranjcar angekündigt. Doch als Kapitän Niko Kovac, der wie sein stark verteidigender Bruder Robert in Berlin geboren wurde, in der 40. Minute wegen einer Rippenverletzung ausschied, bekam sein Optimismus einen Dämpfer. Vier Minuten später kam es noch schlimmer: Der bis dahin enttäuschende Kaka traf aus 20 Metern zur glücklichen Führung.

Prso (51.) und Klasnic (54.) machten gleich nach Wiederbeginn deutlich, dass die Partie noch längst nicht gelaufen war. Bei ihrem Keeper Dida, der sein erstes WM-Spiel von Beginn an spielte, konnten sich die Brasilianer über die gehaltene Führung bedanken. Der für Ronaldo eingewechselte Jungstar Robinho brachte zwar neuen Schwung, doch die Kroaten blieben gefährlich bis zum Schlusspfiff. Kurz vorher gab es eine Sicherheitspanne, als ein Fan in Klasnic-Trikot aufs Feld lief und Prso umarmte. Der blieb gelassen und führte ihn vom Platz.