Fanszene des Stadtteilklubs steht wiederholt im Fokus

Hamburg. Sie stehen für Freiheit, Respekt, Toleranz und Fairness, gegen Rassismus, Diskriminierung und Homophobie. Stadionordnung und Leitlinien beschreiben die DNA einer im deutschen Fußball einzigartigen Gemeinschaft. Keine andere Fanszene setzt sich immer wieder derart intensiv und selbstkritisch mit sich auseinander wie die Anhänger des FC St. Pauli. "Eine Fanszene, die Werte jenseits des Mainstreams verteidigen will, muss sich auch selber fragen, wie sehr sie diese Werte eigentlich noch lebt und verteidigt", heißt es im Statement der 2011 gestarteten Initiative "Warum bist du bei St. Pauli?". Zuletzt luden Fanklubsprecherrat und Fanladen am 28. November zu einer Veranstaltung in den Ballsaal.

Hehre Ansätze, die zuletzt konterkariert wurden. Das Fehlverhalten Einzelner wie bei den Würfen von Schneebällen, Bierbechern und einer Kassenrolle während Ligaspielen am Millerntor rückte den Klub und seine Fans in ein negatives Licht. Nun waren es erneut St. Paulianer, die in ihrer Reaktion auf den Angriff ihre Gewaltbereitschaft offenbarten und sich auch Auseinandersetzungen mit der Polizei lieferten. Die Folge: Vorwürfe von Veranstaltern und Ordnungskräften, Verwunderung in der Öffentlichkeit. Das Image hat schweren Schaden genommen. Vereins- und Fanvertreter beobachten seit Jahren eine gewachsene Gewaltbereitschaft und Intoleranz. Nicht ausgeschlossen, dass das Verhalten auch die Rechtsprechung des DFB im Fall des Kassenrollenwurfs beeinflusst.

"Denk mal darüber nach, warum unser gefeierter Jahr100Verein erst seit einem guten Vierteljahrhundert diesen besonderen Ruf genießt", so die Initiative. "Damals wie heute gilt es, diese Grundsätze zu wahren und jede/n, der/die von sich behauptet, St.-Pauli-Fan zu sein, immer wieder daran zu erinnern, was das bedeutet. (...) Sonst wird auch unser Club eines Tages nichts anderes sein als ein weiterer stinknormaler Hamburger Fußball-Verein."