Initialzünder und Antreiber: St. Paulis Torjäger Marius Ebbers feiert sein Comeback. Aber wird sein kaputter rechter Arm je wieder gesund?

Hamburg. Wie eigentlich immer in den vergangenen 27 Jahren, seit er das Fußballspielen beim Essener Stadtteilverein Preußen Steele begann, wartet auch in dieser Woche ein wichtiger Termin auf Marius Ebbers. Doch es geht nicht um die nächsten drei Punkte mit dem FC St. Pauli - das Auswärtsspiel beim Karlsruher SC ist erst für Montag angesetzt - und auch nicht um weitere Tore für den erfahrenen Angreifer. Es geht um mehr. Der 33-Jährige muss zur Kernspintomografie. "Es besteht die Gefahr, dass die Beweglichkeit meines Armes nicht mehr vollständig wiederhergestellt wird", sagt Ebbers. In der 43. Minute des Zweitligaspiels gegen Alemannia Aachen am Abend des 5. August war er nach einem Torschuss im gegnerischen Strafraum am Boden liegen geblieben und hatte schreiend auf seinen rechten Unterarm gedeutet, der in einem Winkel vom oberen Teil abgestreckt war, wie es sonst nur bei Marionetten möglich ist. Luxation mit Bandruptur und Teilbandruptur lautete die Diagnose. "Ich hatte mir den Ellenbogen ausgekugelt, ein Band gerissen und ein Band angerissen", übersetzt Ebbers.

+++ Stürmer Marius Ebbers fällt mehrere Wochen aus +++

+++ Aufatmen bei Marius Ebbers: Der Arm ist nicht gebrochen +++

+++ Ebbers Ellenbogen verletzt - Untersuchung am Montag +++

Am Sonntag nun, fünf Wochen waren vergangen, kehrte er zurück. Nach dem 0:1-Halbzeitrückstand gegen 1860 München und einer erneut schwachen Leistung seines Vertreters Mahir Saglik ging Trainer André Schubert das Risiko ein und beorderte seinen mit einer Carbonschiene immer noch gehandicapten etatmäßigen Sturmführer auf den Platz. Passende Symbolik, dass dieser höchstpersönlich den Anstoß zur Aufholjagd ausführte. Ebbers ging sofort voran, stiftete Unruhe und riss seine Kollegen mit. Das vermeintlich vorentscheidende 0:2 kurz darauf schien ihn ebenso wenig zu stören wie der Fremdkörper an seinem Arm. In der 56. Minute traf er aus der Drehung zum 1:2.

"Für mich war die Einwechslung ja selbst überraschend, und die Schiene schränkt mich ein wenig in meinen Bewegungen ein, aber vom Kopf her ist das kein Problem. Ich freue mich, dass durch mein Tor noch mal ein Ruck durch die Mannschaft gegangen ist." Ebbers besorgte die Initialzündung und half als nimmermüder Dampfmacher unbeirrt mit, dass noch drei weitere Ruck-Momente folgten. "Er hatte eine gute Präsenz, Gegner gebunden, viel gearbeitet", lobte auch Schubert, "das war außergewöhnlich nach der Verletzungszeit, zumal er auch während der Vorbereitung immer wieder Pausen einlegen musste. Ein richtig guter Tag für Ebbe."

Der Blondschopf goss das Fundament zum fünften Saisonsieg und beendete mit seinem 90. Zweitligatreffer auch die seit dem 16. Februar anhaltende Sturmflaute im Angriff der Braun-Weißen. "Solche Statistiken sind mir scheißegal", bekannte der Gefeierte und lächelte: "Dass torlose Minuten gezählt werden, habe ich schon mindestens zehnmal in meiner Karriere erlebt. Mitgezählt habe ich selbst aber nur in der C-Jugend. Das dauerte da dann aber auch immer nur zehn bis 15 Minuten."

Ein guter Tag für Ebbers und St. Pauli, das dank des Comebacks sowie der Verpflichtung des Mainzer Petar Sliskovic, wieder Alternativen im Sturm besitzt. Sliskovic stand gegen München zur Einwechslung bereit, wurde aber nach dem einsetzenden Sturmlauf zurück auf die Bank beordert. Rouwen Hennings bekam die neue Situation mit seiner Nichtberücksichtigung am Sonntag gleich am eigenen Leib zu spüren, und auch Saglik wird sich vorerst mit der Reservistenrolle anfreunden müssen. "Rouwen hat heute im Training angedeutet, dass er gewillt ist, es besser zu machen als in den letzten zwei Wochen", sagt Schubert, der gestern höchstpersönlich die Einheit der Reservisten leitete, "und Mahir ist es in den Ligaspielen noch nicht gelungen das zu zeigen, was ihm in den Tests gelungen ist. Ihm fehlt so dieser Glücksmoment. Wir zweifeln jetzt aber nicht generell an ihm. Es ist eben eine Konkurrenzsituation, mit der alle klarkommen müssen."

Aktuell hat Ebbers die Nase vorn. "Er hat sich super ins Spiel eingebracht und sofort eine sehr wichtige Rolle eingenommen", zollte auch Mittelfeldspieler und Toptorjäger Max Kruse Respekt und setzte ein Grinsen auf: "Ich hätte nichts dagegen, wenn er noch 15 bis 20 Tore macht. Das war ja erst sein erstes."

Fortsetzung in Karlsruhe? Zwar wird die Schiene noch mindestens eine Woche seinen Arm schützen und stabilisieren, doch nach den kommenden Trainingstagen sollte sein Fitnesszustand einen Startelfeinsatz nicht mehr verhindern können. Ohnehin habe die Pause kaum Auswirkungen auf seine Leistungsfähigkeit gehabt: "Fußballspielen", sagt Ebbers, "Fußballspielen ist ein bisschen wie Fahrradfahren. Das verlernst du nicht."