Der Offensivspieler will sich bei St. Pauli für Polens Nationalmannschaft empfehlen. Warum die Rechnung mit dem Wechsel von der Spitze der belgischen Top-Liga in die zweite deutsche Liga aufgehen könnte.

Hamburg. Eine Frage haben die Spieler des FC St. Pauli im Zusammenhang mit ihrem neuen Kollegen Waldemar Sobota noch nicht endgültig und schon gar nicht einheitlich beantwortet. „Einige haben mich ,Sobo’ genannt, einige andere ,Waldi’ oder auch einfach nur ,Waldemar’“, erzählte der 27 Jahre alte, polnische Offensivspieler am Montag. „Mir ist es eigentlich auch egal.“ Angesichts der schweren Aufgabe, die auf ihn beim abstiegsbedrohten Kiezclub wartet, ist der Spitzname ja auch recht nebensächlich.

Anderseits weckt der Name „Sobo“, zumindest bei den etwas älteren St.-Pauli-Anhängern, gute Erinnerungen. Von 1995 bis 1997 spielte Thomas Sobotzik als offensiver Mittelfeldakteur für die Braun-Weißen in der ersten Bundesliga, er war in 65 von 68 Spielen dabei und erzielte immerhin sieben Tore. Auch der heute 40-Jährige hat polnische Wurzeln, er wuchs in Gleiwitz auf, kam aber schon im Alter von 14 Jahren nach Frankfurt. „Ich kenne seinen Namen, habe ihn aber noch nie getroffen“, sagt St. Paulis neuer „Sobo“ Waldemar Sobota.

Statt wie damals Sobotzik in der höchsten Spielklasse zu wirbeln, soll Sobota jetzt den FC St. Pauli vor dem drohenden Sturz in die Drittklassigkeit bewahren. Dafür ist er selbst erst einmal eine Klasse nach unten gegangen, spielte er doch bisher beim belgischen Tabellenführer FC Brügge. Besser gesagt, er saß dort meist auf der Reservebank. Genau dies war auch der Hauptantrieb für den Wechsel ans Millerntor. „Ich möchte so oft wie möglich spielen. Deshalb betrachte ich den Wechsel jetzt auch nicht als einen Schritt nach hinten“, stellt er klar.

Eine regelmäßige Spielpraxis ist auch die Voraussetzung dafür, dass er in der polnischen Nationalmannschaft weiter eine Rolle spielen kann. „Ich habe mit unserem Nationaltrainer Adam Nawalka gesprochen. Er hat mir gesagt, dass es aus seiner Sicht das Wichtigste ist, dass ich spiele“, sagt Sobota, der bisher acht Mal in Polens A-Nationalteam zum Einsatz kam, darunter auch beim historischen 2:0-Sieg in der EM-Qualifikation gegen Weltmeister Deutschland. Damals, im Oktober 2014, wurde er in der 71. Minute eingewechselt.

So gesehen könnte sein Wechsel von der Spitze der belgischen Top-Liga in die Niederungen der zweiten deutschen Liga zu einer Win-win-Situation führen. „Ich will St. Pauli helfen und die Mannschaft will mir helfen“, fasst er treffend zusammen. „Es ist gut für mich, jetzt hier zu sein.“ Einen Blick nach Brügge aber wird er weiter werfen. „Ich würde mich sehr für die Kumpels freuen, wenn sie am Saisonende tatsächlich Meister werden. Ich gönne es ihnen“, sagt er.

Es ist bemerkenswert, wie gut sich Sobota in Deutsch ausdrückt. „Wir haben viele Verwandte, die in Deutschland leben. Immer wenn ich mit meinen Cousins zusammen war, haben wir deutsch gesprochen“, erläutert er. Was als Kind und Jugendlicher ein Spaß war, kommt ihm jetzt bei der nötigen Integration ins Team entgegen. Da wird es dann auch nicht lange dauern, bis sich seine Kollegen auf einen Spitznamen geeinigt haben werden.