St. Pauli präsentiert sich beim 2:0-Sieg in Paderborn als funktionierende Einheit. Sobota überzeugt, Budimir trifft.

Paderborn. Es ist eines der Lieblingswörter des Ewald Lienen: Defensivorganisation. Der Trainer des FC St. Pauli wiederholt dieses Wort immer wieder. Er weiß, dass diese 20 Buchstaben das Problem beschreiben, das den Kiezclub in der Zweiten Liga in der Hinrunde bis auf Platz 18 führte. An diesem Sonnabend, sagte Lienen, habe ihm die Defensivorganisation „sehr gut gefallen“. Mit 2:0 (1:0) hatte seine Mannschaft soeben das Vorbereitungsspiel beim Bundesligisten SC Paderborn gewonnen. Auf schneebedecktem Boden.

„Ich hätte nicht gedacht, dass es auf diesem rutschigen Rasen möglich sein würde, den Ball vernünftig laufen zu lassen, aber wir haben das sehr gut gemacht“, sagte Lienen und nannte die erste Halbzeit die „beste der bisherigen Vorbereitung“. Vor allem im Defensivverbund zeigte sich die Handschrift von Lienen, der nun seit drei Wochen intensiv am taktischen Mannschaftsgebilde arbeitet. „Wir haben das umgesetzt, was der Trainer uns vorgegeben hat“, sagte Stürmer Ante Budimir. Der Kroate war erst kurzfristig für den leicht erkrankten Lennart Thy in die Startelf gerutscht und machte sein bestes Spiel seit seinem Wechsel nach Hamburg im Sommer. Der Lohn für eine couragierte Leistung: sein Kopfballtor zum 1:0. Nach einem Freistoß von Marc Rzatkowski aus dem rechten Halbfeld setzte sich Budimir am Elfmeterpunkt im Luftduell gegen Paderborns kopfballstarken Kapitän Uwe Hünemeier durch und platzierte den Ball unhaltbar in die rechte untere Ecke (29.).

Der Treffer wirkte wie ein Brustlöser für Budimir, der in der Liga noch auf sein erstes Tor wartet und dem man das sinkende Selbstvertrauen in den vergangenen Wochen immer deutlicher anmerkte. Auch wenn der 23-Jährige keine Selbstzweifel gespürt haben will. „Ich habe gar keine Zeit, darüber nachzudenken. Ich weiß, dass die Tore kommen werden, wenn ich weiter hart arbeite“, sagte Budimir. Auch Lienen freute sich über den Treffer. „Ante hat ein richtig gutes Spiel gemacht und sich selbst belohnt.“

Als der erhoffte Schlüsselspieler präsentierte sich in Paderborn Winterneuzugang Julian Koch. Die Leihgabe aus Mainz ist auf Anhieb der Chef in Lienens besagter Defensivorganisation und überzeugt als Abräumer vor der Abwehr mit Aggressivität und Präsenz. Der in der Hinrunde oft wackeligen Innenverteidigung um Sören Gonther und Lasse Sobiech verleiht Koch zunehmend Sicherheit.

„Wir haben heute gut gestanden, in der ersten Halbzeit nichts zugelassen und gegen einen Erstligisten richtig gut ausgesehen“, sagte Koch. Einzig in den ersten 15 Minuten nach der Pause, als Paderborn mit neun neuen Spielern auf dem Platz mächtig Druck machte, geriet St. Paulis Hintermannschaft ein paar Mal in Verlegenheit. „Die erste Halbzeit hat uns auf diesem Boden viel Kraft gekostet. Es war wie auf Sand zu laufen. Das hat man nach der Pause gemerkt“, sagte Koch. In dieser Phase hatte St. Pauli Glück, vor allem der eingewechselte Moritz Stoppelkamp vergab gleich mehrfach die Chance zum Ausgleich.

Lienen reagierte und tauschte in der 74. Minute selbst nahezu sein gesamtes Personal aus. Sieben frische Hamburger sorgten dafür, dass sich St. Paulis Spiel wieder beruhigte. Das neue Personal brauchte zudem nur zwei Minuten, um gegen die Paderborner einen zweiten Treffer zu erzielen. Einen perfekt vorgetragenen Konter über Gonther, Thy und Sebastian Maier schloss Kyoung-Rok Choi mit einem trockenen Linksschuss aus 16 Metern in die rechte untere Ecke ab. „Choi hat schon im Trainingslager gezeigt, dass er einen richtig guten Abschluss hat“, lobte Lienen den 19 Jahre alte Südkoreaner, der erst kurz zuvor für Neuzugang Waldemar Sobota ins Spiel gekommen war.

Der polnische Nationalspieler stand 24 Stunden nach seiner Vertragsunterschrift gleich in der Startelf und zeigte, dass er mit seiner Geschwindigkeit für St. Pauli eine echte Verstärkung werden kann. „Er hat sich schnell eingefügt, hatte auf Außen gute Aktionen und war sehr konzentriert in der Defensivorganisation.“ Da war es wieder, das Lieblingswort des Ewald Lienen.

St. Pauli in Paderborn: Himmelmann – Schachten (74. Startsev), Sobiech (60. Ziereis), Gonther, Halstenberg (74. Buballa) – Koch (74. Kalla), Kurt (74. Trybull) – Sobota (74. Choi), Rzatkowski (74. Kringe), Maier – Budimir (74. Thy).