St. Paulis Kapitän Sören Gonther ist von der richtigen Einstellung seiner Kollegen überzeugt. Koch gelingt kurioses Tor beim 2:0 im Test gegen den FC Winterthur.

Belek. Bereits in seinem zweiten Spiel für den FC St. Pauli gelang es Winterneuzugang Julian Koch, ein kleines Stück Clubgeschichte zu schreiben. Im abschließenden Testspiel des Trainingslagers in Belek (Türkei) gegen den Schweizer Zweitliga-Vierten FC Winterthur erzielte der Mittelfeldspieler bereits nach fünf Sekunden den Führungstreffer zum 1:0.

Die Kuriosität dieser Szene hatte schon kurz vor dem Anpfiff begonnen. Winterthurs Torwart Matthias Minder brüllte über den Platz: „Konzentration – alle zusammen – von der ersten Minute an.“ Kaum hatten die Schweizer den Anstoß ausgeführt, eroberte Koch auch schon den Ball und schoss diesen von der Mittellinie aus in Richtung des gegnerischen Tores. Minder ließ die gerade den ihm angemahnte Konzentration vermissen und bekam den auf sein Tor fliegenden und noch zweimal aufspringen Ball nicht unter Kontrolle.

„Das war schon Slapstick“, sagte St. Paulis Trainer Ewald Lienen nach dem Spiel, das seine Mannschaft verdient mit 2:0 (2:0) gewinnen konnte. Den zweiten Treffer erzielte Außenverteidiger Sebastian Schachten (30.) mit einem sehenswerten Linksschuss aus rund 25 Metern in den linken Torwinkel. Das schnellste Tor in einem Profipunktspiel für St. Pauli hatte am 12. April 1991 Dirk Zander gegen den Karlsruher SC erzielt. Es war damals auch der schnellste Treffer der Bundesliga überhaupt. Allerdings hatten die Hamburger selbst Anstoß gehabt.

Nur von der Seitenlinie aus beobachtete Sören Gonther das Blitztor seines neuen Teamkollegen. Der Kapitän und Innenverteidiger hatte zwei Tage zuvor beim 2:3 gegen den türkischen Erstliga-Zehnten 90 Minuten lang gespielt und erhielt eine Pause. Zuvor hatte sich der 28-Jährige Zeit genommen, um im Gespräch mit dem Abendblatt das Trainingslager Revue passieren zu lassen und darüber zu sprechen, wie sich seine Mannschaft in den verbleibenden 15 Zweitligaspielen aus der drohenden Abstiegsgefahr befreien soll.

Lienens Philosophie

„Es war wieder ein intensives Trainingslager. Im letzten Spiel haben es meine Kollegen aber geschafft, noch einmal auf die Zähne zu beißen, Willen zu zeigen und zu gewinnen“, lobte er die Einstellung. „Aber auch bei den beiden knappen Niederlagen in den ersten Testspielen haben wir zum Teil sehr ordentlich gespielt.“

Das insgesamt neun Tage lange Trainingslager in Belek diente neben der körperlichen und fußballerischen Vorbereitung den St.-Pauli-Profis auch dazu, das Trainerteam mit Chefcoach Ewald Lienen, seinem Co-Trainer Abder Ramdane sowie Athletik-Trainer Janosch Emonts sowie ihre Vorstellungen eingehender kennenzulernen. „Ewald Lienen hat uns mit seiner akribischen Vorbereitung auch auf die Testspielgegner wirklich beeindruckt. Und seine Philosophie, wie er spielen lassen möchte, hat er uns schon vermittelt. In den jetzt noch verbleibenden zweieinhalb Wochen bis zum Wiederbeginn wird es darauf ankommen, dies zu verfeinern“, sagte Gonther. „Ich bin sicher, dass sein Spielkonzept, auf eigenen Ballbesitz und eigene Aktivität zu setzen, für uns das richtige ist. Wir können das umsetzen. Das haben wir beim Heimsieg gegen Aalen gezeigt.“

Gonther lässt keinen Zweifel daran, dass die ersten Punktspiele nach der Winterpause schon von vorentscheidender Bedeutung sein können. „Von den ersten sechs Gegner sind vier direkte Konkurrenten. Dies werden Sechs-Punkte-Spiele. Je mehr Punkte wir dort erzielen, desto weniger Druck werden wir im weiteren Verlauf haben“, sagt der Kapitän, der diese Position auch unter Lienen behalten wird. „Hinzu kommt, dass jeder von uns begriffen hat, worum es für den Verein geht. Keiner will mit dem Makel leben müssen, mit dem FC St. Pauli abgestiegen zu sein.“