Der neue Sportdirektor beim FC St. Pauli erklärt seinen Postenwechsel, die Personalplanungen und den Weg zum Klassenerhalt

Belek. Vor vier Wochen wurde Thomas Meggle nach nur 13 Spielen von seinen Aufgaben als Cheftrainer des FC St. Pauli entbunden und überraschend gleichzeitig zum Sportchef des Clubs ernannt. Seither hat er sich in den neuen Job eingearbeitet, täglich ungezählte Telefonate geführt und zwei Transfers über die Bühne gebracht. Erstmals seit seinem Amtsantritt äußert sich Meggle jetzt in der Öffentlichkeit. Im Rahmen des Trainingslagers in Belek sagte er über ...

... seinen Weihnachtsurlaub mit der Familie in der Dominikanischen Republik kurz nach der Ernennung zum Sportchef: „Ich habe morgens in der Hotellobby mein Büro aufgebaut und gearbeitet, vor allem viel telefoniert, bis die wichtigsten Angelegenheiten des Tages erledigt waren. Da auch meine Gesprächspartner, insbesondere bei den Transfervereinbarungen, überwiegend unterwegs waren, war es nicht entscheidend, in Hamburg vor Ort zu sein, sondern die richtigen Leute zur richtigen Zeit ans Telefon zu bekommen.“

... seine Befähigung zum Job des Sportchefs: „Ich habe immer gesagt, nachdem ich mit dem aktiven Fußball aufgehört habe, dass ich mir die Optionen offenhalte, ob es in den Management- oder Trainerbereich geht. Deshalb habe ich an der Fernuni Düsseldorf ein Sportmanagement-Studium erfolgreich abgeschlossen und die Fußballlehrerausbildung absolviert. Damit habe ich die formal nötigen Voraussetzungen für beide Berufe geschaffen. Zudem habe ich Themen im Personalführungsbereich beackert, drei Handwerksbetriebe und das Zeitungsprojekt „Fußball Hamburg“ mit aufgebaut.

... die nach außen überraschende und ungewöhnliche Entscheidung des Präsidiums, ihn als wenig erfolgreichen Cheftrainer zum neuen Sportdirektor zu ernennen und sich stattdessen vom bisherigen Amtsinhaber Rachid Azzouzi zu trennen: „Wir waren bereits seit Wochen im permanenten Austausch. Ich war immer involviert, als andere Trainer und Sportchefs sowie auch weitere externe Personen zu Rate gezogen wurden. Nach dem Spiel gegen Darmstadt 98 (0:1, die Red.) habe ich dann die Frage aufgeworfen, ob wir noch einmal einen neuen Reiz setzen wollen. Und wenn ja, dann musste es sofort sein, vor den beiden letzten Spielen vor der Winterpause. Es gab in der Vereinsführung einen Konsens darüber, mit mir langfristig zusammenzuarbeiten. In allen personellen Konstellationen, über die nachgedacht wurde, gehörte ich dazu. Es gab keine ohne mich. Ein so großes Vertrauen tut natürlich sehr gut.“

... den möglichen Eindruck, als Profitrainer gescheitert zu sein: „Eine Trainerarbeit kann man nach sechs bis neun Monaten richtig beurteilen. Bei mir war es so, dass aufgrund von oft mehr als zehn verletzten Spielern kaum ein geregeltes Training möglich war, dazu gab es keine Saisonvorbereitung mit mir. Hinzu kamen eine Erwartungshaltung, die nicht der Realität entsprach, und eine Negativität, die aus der vorherigen Saison mitgenommen worden war. Insgesamt waren dies wahnsinnige Voraussetzungen. Ich sehe mich überhaupt nicht als gescheiterten Trainer.“

... die vermeintlich kaum vorhandene Erfahrung als Sportdirektor: „In dieser Funktion hat man drei große Aufgabenbereiche: das Nachwuchsleistungszentrum, das Scouting und die Profimannschaft. Ich war Trainer im Nachwuchsbereich, konkret der U23-Mannschaft, war im Scouting stark eingebunden und habe die Lizenzmannschaft trainiert. Dazu kam bereits die Zusammenarbeit mit unserem damaligen Sportdirektor Helmut Schulte. Außerdem habe ich ja vor der Saison 2012/13 interimistisch bereits in dieser Funktion gearbeitet und habe Transfers wie unter anderem von Daniel Ginczek abgewickelt.“

... die aktuelle Personalplanung nach der Verpflichtung von Julian Koch von Mainz 05 und dem Transfer von Bentley Baxter Bahn zu den Stuttgarter Kickers: „Wir hören uns auf dem Markt um, solange das Transferfenster geöffnet ist, und schauen, ob ein Spieler aktuell zu uns passt und die Mannschaft verstärkt. Wenn man Zweiter ist, ist es schwieriger, ein Team zu verstärken als wenn man, wie wir gerade, Tabellen-17. ist. Im Winter sind allerdings weniger Spieler auf dem Markt als im Sommer. Aber so, wie die Mannschaft jetzt aufgestellt ist, werden wir die Klasse halten.“

... die Aussage von Trainer Ewald Lienen, er könne nicht nachvollziehen, dass ein gestandener Spieler wie Bernd Nehrig bisher kaum eine Rolle gespielt habe: „Da ich selbst als Trainer gearbeitet habe, weiß ich, wie Aussagen aus der Emotion unmittelbar nach einem Spiel zu bewerten sind. Zum Zweiten ist es immer gut, wenn ein neuer Trainer einen neuen Blick darauf wirft. Schließlich sind die Spieler Kapital des Vereins.“

... die Zusammenarbeit mit Cheftrainer Ewald Lienen: „Sie ist sehr angenehm. Er ist ein Mensch, der sehr gern im Team arbeitet. Er bringt Input ins Team, er hört sich aber ebenso Input von anderen an. Unsere Schnittstelle ist, über Spieler zu sprechen. Und das läuft sehr, sehr konstruktiv. Grundsätzlich macht hier keiner Alleingänge bei Spielerverpflichtungen, wir halten uns an das Sechsaugenprinzip.“

... Neuzugang Julian Koch: „Wir haben mit ihm unsere größte Baustelle geschlossen. Er ist ein robuster, zweikampf- und kopfballstarker Akteur, der aber auch spielerische Akzente setzt. Mit ihm hat der Trainer jetzt mehr Variationsmöglichkeiten vor der Abwehr.“

... die Übergabe von Rachid Azzouzi an ihn: „Die richtige Übergabe wird nach dem Trainingslager stattfinden. Einige Informationen hatte er mir natürlich schon gegeben. Aber in den ersten Wochen kam es darauf an, die drängenden Dinge wie die Transfers zu erledigen.“

... die möglichen Verlängerungen der 13 am Saisonende auslaufenden Verträge: „Diese Entscheidungen müssen in enger Abstimmung mit dem Trainer erfolgen. Ewald Lienen ist jetzt zu kurz hier. Er muss die Spieler noch viel besser kennenlernen. Ich werde aber, nachdem das Transferfenster geschlossen ist, mit Spielern erste Gespräche führen, wie sie selbst ihre Zukunft sehen.“

... die Chancen, dass die Mannschaft den Klassenerhalt schaffen wird: „Ich bin überzeugt, dass sie es schafft, auch wenn es im Fußball keine Garantien gibt. Unsere Situation ist ernst und angespannt, aber am Ende werden wir die Herausforderung meistern. Entscheidend wird sein, dass wir eine Mannschaft haben, die als Team funktioniert und es keine Grüppchenbildung gibt.“